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1891 Schandau, Mittwoch, den 30. September 78. 1 fällig und iiincrh-ilb 8 Tagen an unsere Siadl-Stcucr-Einnahmc nbznfillircn. Nichtamtlicher Theil. Anrtsblatt // rechtzeitig bewirken zu wollen, damit in der ferneren Zusendung keine Unterbrechung cintritt. Dnrch das jeder Sonnabcndsnummcr beigcgcbenc 8scitigc keilii» .nid ginnen U Woche»» an unsere Sladl Steuer-Einnahme abzufährcn. s-m, «ra»»^--.b-ttr»a- lst 'M' , P,°. °°" I-d-> -r'm Nach Ablauf dieser Frist erfolgt das Bcitrcibungövcrsahrcii. Sch au da», am 28. September I8l)l. Der 2. Termin der Einkommensteuer ist am 3 0. September d. I. wo königliches Silber die Tafel schnükklc und königliche Leib' jägcr bedienten. Nach Einnahme des Thees reisten die Herrschaften über Alexandrowa nach Moskau weiter. — Wie verlautet, gcdcukl die Kaiserin von Rußland mit dem Thron- solgcr nnd der Großfürstin Xenia, sowie den Prinzen Georg »nd Nikolaus und der Prinzessin Marie von Griechenland in etwa zwei Wochen nach Kopenhagen zn nochmaligem Auf- enthalt zurückzukchren. _ „ . Die bisherige Aufnahme des sogenannten Trunksucht«- gesetzt« durch die öffentliche Meinung ist im Allgemeine» leine sonderlich günstige gewesen nnd diese Wahrnchmnng wird schwerlich ohne Rückwirkungen auf die fernere Gestalt ung des Gesetzentwurfes blcibcu. Es heißt, daß mau iu Ncgicruttgslrciscu wohl auf Schwicriglcitcu iu der Frage des TrunlsuchtSgcsctzcS gefaßt gewesen sei, daß man jedoch nicht einen so lebhaften Widerspruch erwartet habe, wie er dem Entwürfe vielfach cutgcgentrelc. Der Finanzminister l)r. Miquel, welchem ein wesentlicher Antheil an dem Zu- standckommcn des genannten Entwürfe« zngcschricbcn, soll deshalb gesonnen sein, auf manche Punkte desselben, die am mcisicu Bcrurthciluug erfahren haben, zu verzichten. Jedenfalls wird der ganze Entwurf einer gründlichen Um arbeitung unterzogen werden müssen, wenn er dem Reichs tage mit einiger Aussicht auf Annahme unterbreitet werden soll. Der Vnsuch, eine Anzahl polnischer Bolküschullchrcr nach dem Weste» der prc»ßischen Monarchie zn versetzen, soll vollständig gescheitert sein. Die polnischen Lehrer habe» sich i» ihrer »c»cn Heimath saft durchgängig nnglücklich ge fühlt, namentlich bei den Lchrersrancn soll das Heimweh geradezu Erkrankungen veranlaßt haben. Ein kleiner Theil der betreffenden Lehrer ist bereits nach Posen nnd Wcst- prcußen zurückgekchrt, rcsp. znrückversctzt worden. Ein ande rer Theil steht noch mit der Regierung wegen der Rückkehr in Bcrhaudtnng. Die einschlägige» Verhältnisse solle» i» der nächste» Session de« preußische» Landtages znr Sprache gebracht werden. Seit Sonnabend weilt Kaiser Franz Josef auf böh mischer Erde, iu Prag, und mit großer Spannung blicken die politischen Kreise Oesterreich« dem weiteren Verlaufe diese« Kaiserbesnchc« entgegen. Denn obwohl er dmch die Prager Ausstcllnng veranlaßt worden ist, so weiß doch alle Welt, daß sein Hauptzweck auf politischem Gebiete liegt. Kaiser Franz Josef erscheint in Böhmen, um den in diesem Lande gefährdeten Frieden zwischen den beiden Nationalitäten, den Czcchcn nnd den Dcnlschen, zu stützen nnd durch sein kaiserliches Ansehen die beiden Völkerstämmc einander wieder zn näher». Ob aber diese« schöne Ziel erreicht werden wird, erscheint mehr als zweifelhaft. Gerade die letzte Zeit hat durch die cigenthümlichc Entwickelung der Prager Aus stellung neue tiefe Verstimmung zwischen Dcmschbvhmcn und Czcchcn hervorgerufcu mid daß diese durch die Anwcscn- hcit dcö Kaisers in Böhmen beseitigt werden sollte, ist kaum anzunchmcu. Außerdem fehlt Minister-Präsident Graf Taaffe im Rciscgefolgc de« Kaiser«, er liegt in Wien noch krank darnieder und schon infolge der nothgedrnngenen Ab wesenheit de« leitenden Staatsmannes sind von dem Kaiser, besuche iu Böhmen schwerlich besondere politische Ergebnisse zn erwarten. Aber da« Ereignis) gicbt weuigstcus den beiden Bolköstämmcn Böhmens Gelegenheit, dem geliebten Landcö- vatcr auf's Neue ihre Treue und Anhänglichkeit z» beweisen. Mit brnnscndcr Begeisterung ist Kaiser Franz Josef von den Czcchcn in Prag anfgenommcii worden und gewiß kommt dieser Bolksjubcl au« patriotischem Herzen. Aber die Dcntschböhmcn werden ihren slavischcn Landsleuten nicht im EKrmgstcn uachstchen und wenn der Kaiser am 1. Octobcr in Reichenberg, der hcrvorrngeudstcn rein deutschen Stadl Böhmens, erscheint, so wird ihm hier die freudigste und glanzvollste Begrüßung seitens seiner demschböhmischen Unlcrthancn zu Thcil werde» und es wird hiermit die finden Dohmen ihren wirkungsvolle» Abschluß In den Pariser politischen Kreisen ist nach einer ! heil bei der GebäudeversichcrungSabtheilung und mit I'/- M- bei der freiwilligen Bcr- ! sicherungsabtheilung am 1. October d. 2. Meldung der „Polii. Corrcsp.", nach den Aufregungen der letzten Zeit eine ruhigere Auffassung der internationalen Lage zum Durchbruch gekommen, was besonders anf die Erleichterung der Paßvorschriflcn in Elsaß-Loihringeu zn- rückgcführt wird. Es verlautet, daß dicsc Stimmung auch in den bcvorstchcndcn Reden der Minister Frchcinct nnd Ribot in Maiscillc, rcsp. Amicnv znm Ausdruck gelangen werde. — Dao ist gewiß sehr schön, abznwartcn bleibt aber, ob nicht die am 4. October in Nizza staUsindcndc Enthüll ung des Garibaldi-Denkmale« den französischen Chauvinisten Gelegenheit zn neue» bedenklichen Demonstrationen geben wird. Solche könntcn die iu der iutcruatioualcu Lage bc- slchcndcu Gegensätze nur verschärfe», trotz aller friedliche» Ministcrrcdcu. T n § c s,q c s ch i ch t c. Sachsen. Schandau. Bom 15. März bis mi- 20. Scptbr. d. I. sind iuSgcsammt 7105 beladene Fahrt zeuge beim hiesigen Königlichen Haupt-Zollamte zur Ab fertigung gelangt. — Zur Zeit sind im GcbirgSgcbictc der sächsischen Schweiz nnd im Elbthale drei Wünsche laut geworden, die in Form von Petitionen nebst den dazu uölhigen Unter, schriften an die betreffenden königlichen Behörden ciugcrcicht sind. In diesen Bittschriften sind folgende Forderungen ausgesprochen: Bau einer Straße von Schandau nach der Landcögrcnzc bei Schmilka mit Anschluß nach HcrruSkrclschcn; Ban einer Halbchansscc im unteren Polcmzthal, Ban einer Bahnhallcstcllc an der Hirschmühlc (Linie Drcödcu-Bodcn- bach, zwischen Schandan nnd Schöna). — Der reiche Ertrag der heurigen Obsternte an Birnen, Acpfcln und Pflaumen, der namentlich in dcr letztgenannten Sorte weil über Erwarten ausfällt, erhält dadurch noch einen besonderen Werth, daß das Obst fast anöuahmöloö gesund nnd vom Ungeziefer so gnl wie gar nicht beschädigt ist. Das ziemlich kühle »nd nasse Wetter dcö Sommcrs hat die Vermehrung dcr Schädlinge keinen Vorschub geleistet. Es ist unzweifelhaft anzlmchmen, daß die Obstpreise einen so niedrige» Stand erreiche» werde», wie seit lange» Jahren nicht. Dem „Dr. Journal" wurde mitgcthcilt, daß viele Laudwirthe das miudcrwcrlhigc Obst seit Wochen mit znm Füttern des Viehes vcrweudcn. — In Anbetracht der hohen Lcbcnömittclprcisc ist dieser reiche Obslscgcu für die ärmere» Lciilc doppelt erfreulich. — Zur Zeit der Obsternte entstehen nicht selten Meinnngödiffcrcnze» zwischen den Betheiligteu daiübcr, wem bei Nnchbar-Grundstücken übcrhäugcndc oder überfallende Früchte gehören. Durch § Z63 dcö sächsischen Bürger, lichcn Gesetzbuches ist diesbezüglich bestimmt: „Auf das Grundstück dcö Nachbars über hängende Früchte gehören dem Eigcnlhümcr des Stammes, welcher jedoch znm Bchufc ihicr Abbringmig das Grundstück des Nachbars nicht wider dessen Willen betreten darf. Ucbcrgcfallcuc Früchte sind Eigcnthnni dessen, welchem dcr Grund nud Bodcu gehört, aus den sie gefalle» sind." — Die erste» Bemühungen znr Einführung von Spar- kaffen im Königreich Sachsen verdankt man dem Polizcirnth Or. Merbach, späterem Krcisdircclor in Dresden, welcher schon im Jahre 1818 die Errichtung einer Sparkasse in Dresden empfahl, die 1821 inö Lebe» trat. In dcmsclbcn Jahre wurde auch iu Annabcrg die Dielrich'schc Sparkasse als Privatunternehmer»« Lebe» gcr»fc». I» Königsbrück wurde 1810 die erste Sparkasse von dem Grafen Hohcu- thal begründet. Die Entwickelung dcö sächsische» Spar« kasteuweseus laßt pch i» statistischer Hinsicht in zwei Pciio- dcu thcilcn, von 1821—1849 nnd von 1849 bis znr Gcgcn- wart. In der ersten Periode waren dcr Sparsinn und auch die Statistik mir wenig anögcbildet. Regelmäßige Jahresberichte sind erst seit dem Jahre 1845 infolge einer Unordnung dcö Kgl. Ministerium« dcö Innern an das stati stische Bmean abgclicfcrt wo,den. Diese Berichte sind erst von 1849 an nach einem einheitlichen Schema bearbeitet Sächsische Alm iüm g Amt8bl»tt . w MM -MM - welches sich bezüglich seines höchst spannenden nnd interessanten Inhaltes schon viele treue Freunde er- worben, sowie durch die alle vierzehn Tage Mitt wochs erscheinende wcrthvollc Beigabe: „praktische Mitteilungen für Gewerbe i»»»d Handel, Land- nnd Hans- wirthschaft" hat die „Sachs. Elbzcitung" Bereicherungen erfahren, die ihr die Gunst des geehrten Leserkreises sicher in bisheriger Weise erhalten, ja wohl noch in crhöh- tcrcm Maße dürfte zu Thcil werde» lasse». Abonncmentspreiö pro Quartal gM- für alle drei Blatter zusammen -Wvi 1 Mk. 25 Pf. Alle kaiserlichen Postanstaltcn nehmen anf die „Sächsische Elbzcitung" Bestellungen ohne Prcis- anfschlag an. finden in dcr „Sächsischen Elb- zeitnng" durch ihre» weitausgedchutcu Leserkreis die zweckentsprechendste Verbrcitnng. Die Expedition der Sachs. Elbzcituug. Politische Rundschau. Das russische Kais,cipaar traf »cbst dcui Großfürsten- -Lhlousolgci, der Gloßfur>tiu Xenia, dcu Kiudcru des gric- chischc» Königöpaarcö nnd dcu, Priuzcu Waldcmar vou Däuc- mm auf dcr Durchrciic vou Kopcuhagcu „ach Moskau am Freitag Abend gcgcu IO Uhr auf dcu, Stctiiucr Bahnhof iu Bcrlm cm. Wcgcu dcö Ablcbcuö dcr Gioßsiirstiu Alc- xaiidra halte sich dcr Czar jcdcu osficiellcu Empfang vcr- beten, cö waren daher auf dem Bahnhof nnr Priu, iZgic- drich l copold von Prcnßcn ncbst Gemahlin — ersterer in insslschcr Uniform mit blauem Ordensband, die Prinzessin icrner dcr Stadt - Commaudant Graf Lchlieffcn nnd da« Personal dcr russischen Botschaft znr ^^'"sN^NU Hcuschastcn erschienen. Dieselbe» nahmen den Thee un Fürstcuzimmer des Bahnhofs ein, Alimunients 4i«l«i>miß. Die gcchrtcn Bcwohncr in Stadt nnd Land, ins besondere nnscrc bisherigen wcrthen Leser, crsnchcn wir hierdurch ganz crgebcnst, ihre Bestellungen auf das mit dem I. Octbr. 1891 beginucudc vierte Quartal des fünfunddreißiasten Jahrganües dcr in unscrm Berlage wöchcntlich zweimal erscheinenden