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86 V. Largeau's Wanderungen von artimUsln (einheimischer Name näsodsram d. i. knotig, knorrig). Am Brunnen Bu Ghenisa (Brunnen der Angst), dessen schwefelhaltiges Wasser äußerst unange nehm zum Trinken ist, wurde gelagert; nur etwa 200 m davon erhebt sich eine kleine Kubba (Grabkuppel), welche ein reicher Herdenbesitzer des Landes zu Ehren des Sidi Abd el-Kader hat bauen lassen. Am nächsten Tage (13. Sep tember) wnrde der Marsch in dem sandigen Thale fortgesetzt und nach fast zwölf Stunden bei dem Hast Mohammed bcn- Hut, der bei 8 m Tiefe ein 25,5" warmes, nach faulen Eiern schmeckendes Wasser liefert, beendet. Dicht dabei fanden sich zahlreiche bearbeitete Feuersteine; derartige Punkte traf Largeau in den nächsten Tagen noch einige, so am 15. beim Kameelbrunnen (Hast Dschemel), dessen Wasser weni ger unangenehm schmeckte, als das der früheren. Da auf den nächsten vier Tagereisen kein Wasser anzutreffen ist, wurde dort gelagert, die Schläuche gefüllt und die Kameele getränkt. Rings um den Brnnnen, der für den ältesten der ganzen Gegend gilt und von Hirten wie Karawanen viel besucht wird, ist die Wüste eine unermeßliche Einöde: kein Strauch, keine Pflanze, kein Grün, auf welchem das in der algerischen Sahara. Auge verweilen könnte — nichts als Dorngestrüpp ans stei nigem Boden, den nur einige giftige Vipernarten bewohnen. Als man am nächsten Tage bei dem halb verschütteten, wasserlosen Brunnen ez-Zmalla lagerte, machten die Posten plötzlich Allarm und Alles griff zu den Waffen. Dann zeigten sich etwa 100 Schritt entfernt zwei Männer auf einer Düne. „Non lln?" (wer da?) rief ein Posten, „blas Lails,!" (friedliche Leute!) war die Antwort. „Wir sind Marabuts der Zauia Kahila, die in Geschäften nach Uargla reisen." Sie kamen herzu und wurden von Lar geau's Leuten erkannt; bald erschien auch ihre Karawane, etwa ein Dntzend Menschen stark, welche 40 Esel, die in Uargla verkauft werden sollten, und zehn mit verschiedenen Waaren beladene Kameele mit sich führten. Darunter be fand sich ein alter Marabnt, den Largeau's SchLamba mit besonderer Ehrerbietung begrüßten; derselbe hatte zwei Briefe des Scheich von Aln-Salah an den Aga von Uargla und an die DschemLa der SchLamba bei sich. Da mehrere der vornehmsten dieser DschemLa sich bei Largean befanden, so öffneten diese den Brief. Dadrinnen war unter anderem zu lesen: Blick auf das Ued Mijä. (Nach einer Photographie.) „Ferner theile ich Euch mit, daß uns von Uargla die Nachricht gekommen ist, daß ein Franke die SchLamba auf fordert, ihn zu uns in die Stadt Am-Salah zu geleiten. Daß der Franke nicht zu uns kommt, ja auch nur unserm Gebiete sich nähert! Jeder, der ihn herführte, hätte diesen Entschluß zu bereuen. . . Und Du, Sohn Muissa's! Wir haben gehört, daß Du den Rumi herführst. Denke an den Ruf nud die Achtung, die Du genießt; denn, bei Gott, wenn Mulah Thayeb's Sohn selbst ihn herbrächte, wir würden ihn mit jenem zusammen tödten!" Damit war die Expedition gescheitert. Largean erfuhr weiter, daß er für einen Spion gelte, der sich Empfehlungs briefe verschafft hätte; daß sein Bote dem Scheich von Aw- Salah von allen seinen Geschenken nur einen ordinären Haik übergeben, den Rest aber unterschlagen hätte, daß an den nächsten Brunnen, in Trupps vcrtheilt, die Feinde ihm und seinen fünf angeblich mit Silber beladenen Kameelen anf- lauerten n. s. w. Er versuchte zwar, feine Begleiter zu weiterm Vordringen zu veranlassen; diese aber erklärten sich durch eineu Vertrag mit den Tnareg gebunden und bestanden auf der Umkehr. Am 22. September langte die Expedition wieder in Uargla an. In Biskra erholte sich Largeau einen Monat lang von den ausgestandcnen Strapazen und namentlich von dem Aerger über seine fehl- geschlagenen Hoffnungen; am 4. Januar traf er iu seiner Heimath Niort ein. Nach dem, was er auf feiner dritten Reise gesehen hat, und nach seinen eingezogenen Erkundigungen ist er von der Möglichkeit überzeugt, Algerien und den Niger durch eine Eisenbahn zu verbinden und dabei genügendes Wasser anzn- tresfen, falls die Route sich nicht von den Thälern entfernt. Für die günstigste Linie hält er Biskra-Uöd Nigh-Tuggurt- Uargla. Dieselbe schnitte zuerst die Ziban, wo sich 31 Städte und Dörfer mit Gärten, reichlichen Wassermengen und einer seßhaften Bevölkerung von mehr als 18 000 Seelen befinden. Bis Uargla folgte dann ein breites, frucht bares Thal, das ganz mit blühenden Oasen besetzt und von einer ackerbauenden Bevölkernng von über 40000 Seelen in 3 Städten und etwa 30 Dörfern bewohnt ist. Auf die ser Strecke ist der Wasservorrath groß; auf Schritt uud Tritt sprudeln bereits artesische Brunnen, deren Zahl sich noch unendlich vermehren läßt. Abgesehen von den Palmen wäldern können dort mehr als 40 000 Hektaren Landes so fort bewässert mrd mit Baumwolle bepflanzt werden, wozn die Neger die sichere und billige Arbeitskraft stellen. Baum wolle findet sich in jenen Gegenden wild wachsend, und die mit ihrer Kultur in Tuggurt und Ngusa angestellten Ver suche fielen sehr gut aus. Dagegen bietet die allerdings