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Oase nieder und verschlang die ganze Nacht und den folgen den Vormittag hindurch die Palmcnblätter, die Luzerne und die saftigen Wassermelonen, deren Frische in den Hundstagcn so wohlthuend ist. Den Nomaden aber war das ein Fest tag: was nur laufen konnte, Männer, Frauen, Kinder nnd Sklaven, eilte herzu nnd füllte mit den Heuschrecken Säcke, Körbe, Burnusse u. s. w., um sic in Salzwasser abzukochen, in Bockfcllcn aufzubcwahren und ohne weitere Zubereitung später zu verspeisen. Vom 1. August ab besserte sich mit abnehmender Hitze anch der Gesundheitszustand, mit Ausnahme des 4., wo bei 50,2« auch das Fieber wieder heftiger auftrat. Auch am 17. und 18. wurden noch rcsp. 51" und 52,3" beobachtet; von da an sank das Thermometer fortdauernd. Am 23. gegen 10 Uhr Abends wurde Largeau durch ein entsetzliches Getöse, Flintenschüsse, Klappern, Panken, Schreien, Singen und Wehklagen, geweckt. Ringsum sah er Hellen Fcncrschein und glaubte schon, daß Uargla brenne. Plötzlich stürzten seine Diener herein, und einer von ihnen schrie: „Ja, Sidi! Wir haben Dir nicht geglaubt, als Du cs vor drei Monaten voraussagtest! Wir haben darüber gespottet, und nun ist es doch wahr! O Sidi Largeau! Wie lange wird es dauern? Werden wir den Mond nie Wiedersehen? Siehe, die Schlange verschlingt ihn; kannst Ksar Ruisat. (Nach einer Photographie.) Duste nicht vertreiben, Dn, der doch alles versteht?" Nun erinnerte er sich, daß er ihnen bald nach seiner Ankunft in Ba-Mendil für diesen Tag, den 13. Schöban, eine Mond- finsterniß verkündet hatte, drasch stieg er auf seine Terrasse, um sich an der Augst der guten Uarglis zu weiden. Ueberall waren Feuer angezündet, nm welche hernm sich Schatten bewegten, schrien nnd zu Allah beteten. Männer schossen Flinten gegen das angebliche Ungethüm los, um es von sei nem Vorhaben abzubringcn, und Weiber und Kinder riefen den Propheten um Hilfe an. Erst nach fast zweistündiger Dauer nahm zugleich mit der totalen Verfinsterung der Heidenlärm ein Ende. Nachdem Largeau Oase und Stadt und ihre schwarzen wie weißen Bewohner genugsam kennen gelernt und sich überzeugt hatte, daß die Berbern zwar hier eine gewisse Neigung zeigen, die physischen Merkmale der Ncgcrracc an- zunchmcn, ihre Franen sich aber unter allen durch zierliche Formen und schöne Gesichter auszeichnen, verließ er Uargla am 11. September, um seine Reise nach Süden anzutretcn, und lagerte am selben Tage unter den Palmen von Ruisat. Seine Karawane bestand aus zehn Menschen, neun Last- und vier Rennkameelen; arabische Kaufleute, welche in der Ge gend von Tuat zu thun hatten, füllten sich größerer Sicher heit wegen noch anschließen. Alle waren wohlbewaffnet und gut verproviantirt; nur an Geld gebrach cs Largeau, jetzt, wo er an der Schwelle des Unbekannten stand. Am 12. September war günstiges Wetter, bedeckter Himmel und leichter Nordwcstwind. Zuerst führte der Weg etwas abseits vom Uöd Mija, dessen Bett dort mit allu vialem Sande bedeckt ist, dann in demselben aufwärts. Die mittlere Breite desselben beträgt hier 26llm; zwischen seinem feinen Gerölle wachsen weit zerstreut magere Büsche