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MM M Mnösr- Band XI.I. M b°s°»L-„r K„«-Ksichtig°.^ d« Anthropologie und Ethnologie. B^ann^chinelt^ 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1882 zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. Begründet von Karl Andree. Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. V. Largeau's Wanderungen in der algerischen Sahara. VII. Nachdem sich der Reisende an dem Panorama, welches ihm der Thurm in Ba-Mendil bot, satt gesehen, durchstrciste er, um die drohende Langeweile zu verscheuchen, die Plateaus und Schluchten der Umgegend und untersuchte namentlich eine Anzahl prähistorischer Fundstätten mit Pfeilspitzen aus Feuerstein, Höhlenwohnungcn nnd Ruinen einstiger Berber- Ortschaften. Zuletzt aber faßte er den Entschluß, dem Sumpfficbcr Trotz zu bieten und'seine Wohnung nach Uargla selbst zu verlegen, um der Langeweile in seinem Gefängnisse, dem Bordsch von Ba-Mendil, zu entgehen. Er miethete also ein neues, kaum fertig gewordenes Haus unweit der Kasba, welches mit seiner einen Seite an die Moschee Sidi Bu Aku stieß. Dasselbe bestand aus einer Umsassungs- mauer, an welche fünf Zimmer oder besser fünf sehr niedrige, enge und sehr dunkele Nischen angebaut waren, welche sich auf den in der Mitte liegenden Hof öffneten. Im Hinter gründe des Hofes führte eine schlechte, an die Mauer sich lehnende Treppe aus die Terrasse. Dort empfing Largeau bald zahlreiche Besuche von Kranken beiderlei Geschlechts, welche ihn tagtäglich um Arzneien, namentlich aber um Talismane gegen die sonderbarsten Krankheiten anbettelten. Die Hitze nahm inzwischen täglich zu; eine bleierne Gluth lastete über der Oase und wahrhaft schrecklich war die Ausstrahlung auf der Hamada (Felsenplatcau). , Am 23. Juni waren es um 2 Uhr Nachmittags 48,5" C. im Schat- tcu, so daß Largeau kaum zu athmen vermochte. Wie er freut war er, als einige Stunden später ein Gewitter los brach und es in Strömen regnete! Rasch entkleidete er sich und nahm auf der Terrasse seiner Hütte ein erquickendes Globus Xvl. Nr. 6. Regenbad. Am 1. Juli waren cs bei Südost und schwerer, mit Elektricität gefüllter Luft sogar 50°. In der folgenden Nacht grollte zwar der Donner; aber in Uargla regnete cs nicht. Um so ausgiebiger fiel er weiter im Süden, in Tidr- kelt und im Uöd Miss. Marabnts, welche einen Trupp Sklaven von Ain-Salah zum Verkaufe brachten, thcilten Largeau mit, daß sie drei Tage lang durch die Fluthcn auf gehalten worden seien. Ani 6. Juli stieg bei Südwiud das Thermometer auf 52°; das war der Anfang jener vierzig tägigen Periode, welche den Namen snma (die tödtliche) führt. Während derselben tritt jede Krankheit besonders schwer auf: der geringste Schnitt erfordert augenblickliches Ein schreiten, namentlich bei den durch die feuchte Hitze geschwäch ten Weißen; der Biß der Viper tödtet binnen wenigen Augenblicken, der Stich eines Skorpions in einigen Stunden. Wie viel Kranke erbaten während dieser vierzig Tage Largcan's Hilfe! Darunter auch Neger und Negerinnen, deren häßlichste entschieden seine Nachbaren von gegenüber waren. In ganz Uargla hatten sie an Mißgestalt keine Nebenbuhler, den verrückten Derwisch Ben-Nunn höchstens ausgenommen. Zu der Hitze gesellten sich dann noch bei Tage die Fliegen, Abends Skorpione und Muskitos zur Nachtzeit. Largeau beobachtete in dieser Zeit stets die Vor sicht, beim geringsten Unwohlsein zum Brechen cinzunchmcn und zu purgiren; als Getränk benutzte er Molken oder- frischen Palmwein. Auch abgekochtes Brunnenwasser ist ein gesunder Trank. Aber nnr wenige Schritte von der Oase entfernt, auf dcu uahcu Plateaus, im Ksar Ruisat selbst, athmet man eine reine Luft; dort hat die stärkste Hitze keinen 11