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76 Aus allen Erdtheilen. durchmaßen diesen Weg in sechs Tagen, um unverzüglich, im gleichen Zeitraum, die Rückpost abzuliefern. Dazu ge hören indianische Lungen, welchen eine Steigung von circa 12000' nichts anhaben kann. Nur mit wenig Lebensmit teln ausgerüstet, treten sie ihre Reisen an, die gewöhnlich die mehr oder minder von ihren Sitzen entfernte Haupt stadt zum Ziele haben. Stets aber führen sie einen reich lichen Vorrath ihrer so geliebten Coca mit sich, von der sie nun einmal, selbst wenn ihnen Essen und Trinken in Hülle und Fülle zu Gebote steht, nicht mehr lassen können. Mit den Cocablättern kauen sie zugleich eine schwärzliche „Uipts," genannte Masse, welche nichts anderes, als eine aus den Stengeln der Quinoa gewonnene unreine Potasche ist. Der Hauptnutzen, den sie, so lange das Cocakauen in mäßiger Weise getrieben wird, aus diesem tonischen Reizmittel zie hen, ist, daß es den Verdauungsproceß anregt. Die Nah rung, die der Indianer in einem strengen Klima nur zu häufig kalt genießt, ist dazu noch recht schwer verdaulich. Sie besteht aus verschiedenen Arten von Kartoffeln, der hirseartigen guiuoa, okuno (Kartoffel, die zwei bis drei aufeinanderfolgende Nächte dem Gefrieren ansgesetzt, in der Sonne dann ihres Wassergehaltes entledigt und getrocknet worden ist), Bohnen und dem an der Luft getrockneten Charque des schwammigen Llamafleisches. Nicht die Coca, wie vielfach behauptet wird, befähigt sie weite Strecken ohne Nahrung zurückzulegen, sondern ihre Genügsamkeit, welche sie durch eine kleine Dosis Coca von Zeit zu Zeit unter stützen. Aus allen Afrika. — Aus S. 344, Sp. 1, Z. 23 v. u. des vorigen Bandes findet sich Dr. Stecker's Angabe, daß der Name des großen abessinischen Sees Tana (und nicht Tsana) laute. Dazu be merkt uns einer unserer ersten Orientalisten, daß Tsana nicht falsch, sondern die ältere Form ist. Heutzutage spricht man in Gondar rc. das alte ts durchweg wie t, aber in Godscham soll man nach dÄbbadie's Dictionnaire noch ts sprechen, da her zu vermuthen ist, daß die Anwohner des^Südufers noch TsLna sagen. Ein Beispiel mehr davon, wie leicht sich ein Reisender in solchen Dingen irren kann, der die Landessprache nicht gründlich kennt. — Wie „Iks Ltlwnasuin« Wro. 2825, S. 817) berich tet, ist Mr. Pearson, einer der englischen Missionäre, aus Uganda zurückgekehrt und hat eine Menge geographischer Daten mitgebracht, wie Breiten und Längen, eine Aufnahme der Umgebung von der Hauptstadt Rubaga und eines Thei les der Westküste des Victoria Njanza, meteorologische Be stimmungen u. s. w. „Er lobt die allgemeine Genauigkeit von Stanley's Werk sehr und fand fast alle seine Breiten richtig." Wem soll man da glauben? Dr. Emin-Bey z. B. schreibt (Petermann's Mitth. 1880, S. 472): „Da ich nun wieder Papier besitze, will ich mich an eine Arbeit über Uganda machen. Stanley, für den ich gewiß die größte Hoch achtung habe, schrieb leider über Uganda so viel Falsches, daß es an der Zeit ist, die thatsächlichen Verhältnisse darzulegen." Was Stanley's Breiten anlangt, so darf man wirklich ge spannt sein, zu erfahren, ob sie über die von Speke den Sieg davon tragen werden, was wir einstweilen bezweifeln; daß seine Längenbestimmungen besser gar nicht ausgeführt wären, zeigt die Thatsache, daß er den Stanley-Pool nach seinen Beobachtungen um circa 1'/« Grad zu weit östlich angesetzt hat <s. „Globus" XU, S. 384). Aber Mr. Pearson selbst hat sich bereits über Stanley ausgesprochen (Okuroll Nis- sionarx IntsIÜAMcsr VI, Oktober 1881, S. 617): „Sonn abend, 1. Januar 1881. Nach dem Frühstück und Gebet gin gen Mr. Mackay und ich nach der französischen Mission (in Rubaga) und aßen dort. Die Missionare waren sehr liebens würdig, und der ganze Besuch verlief in angenehmer Weise. Ich guckte in Stanley's Buch, eine französische Uebersetzung, „Us Oontineut lUxstsrisnx". Die Bilder sind wunderbar; ich konnte keine Stelle wieder erkennen. Die Abbildung von Rubaga könnte sür jeden andern Platz dienen. Das Bild von Mtesa's Amazonen machte mich stutzen. Ich bin fast zwei Jahre im Lande gewesen und habe nie von einem sol chen Corps gehört. Die Franzosen indessen sagen, das Buch E r d t h e i l e n. sei gut und einfach geschrieben." Aus welcher Seite die Wahr heit liegt, wird sich ja wohl bald ergeben. Nichts kann uns aber den Fortschritt in der Erforschung Afrikas mehr ver deutlichen, als diese Thatsache, daß Stanley's Buch 1878 erschien und schon drei Jahre später sich die Kritik mit Er folg zu regen beginnt. Nebenbei sei bemerkt, daß seit der glücklichen Rückkehr der drei Uganda-Häuptlinge aus London die englischen Missionare sich seitens Mtesa einer guten Be handlung zu erfreuen haben. — In Mozambique (Portug. Ostafrika) hat sich im Juni 1881 eine Geographische Gesellschaft gebildet, welche darauf hin arbeitet, daß die Küsten und Flüsse der Provinz ausgenommen werden, und außerdem eine Expedition nach dem Njassa-See Plaut. Allerdings ist das Land zwischen demselben und der Küste fast unbekannt und einer Erfor schung sehr bedürftig. — Briese der Reisenden Pogge und Wißmann vom 30. Juli 1881 aus Kimbundo und vom 11. August aus Mieketta <8 Tagereisen nordnordöstlich von Kimbundo) mel den, daß die Reisenden Mussumba, die Hauptstadt des Muata Jamvo, als nächstes Reiseziel aufgegeben haben, nicht sowohl, weil auch Dr. Buchner während eines langen Ausenthattes bei diesem Fürsten die Ueberzeugung gewonnen hat, daß der selbe zu Reisen von seinem Lande aus nach Norden oder Osten keine Beihülse gewähren würde, sondern weil Streitig keiten zwischen dem Muata Jamvo und dem Stamme der Kioko einstweilen die Straße nach Mussumba unpassirbar gemacht hatten. Die Reisenden haben, gestützt auf anschei nend zuverlässige und sehr günstig lautende Erkundigungen, als nächstes Ziel das Gebiet des Häuptlings Muk enge im Tuschilange-Lande gewählt. Der Weg dorthin sührt während etwa 36 Tagereisen auf dem linken Ufer des Tschi- kapa-Flusses bis zum Kassai und nach Ueberschreitung des letztern während etwa 14 Tagereisen bis in die Gegend der Mündung des Lulua in den Kassai. Ungefähr fünf Tage reisen östlich von dem dortigen Sitze des Häuptlings Mn- kenge soll dann der große See liegen, von dem Schütt durch Erkundigungen ersahren hat. Die Tuschilange erfreuen sich eines vortrefflichen Rufes der Friedlichkeit und Gastfreund lichkeit, und das einzige Hinderniß, das sich nach Dr. Pogge's Ansicht dem Reisenden entgegenstellen könnte, wäre eine Ver sperrung des Weges durch den Kalunda-Häuptling Kalan- gulo, der unter der Botinäßigkeit des Muata Jamvo steht. Da die Residenz desselben aber fern vom Wege liegt, so hoffte der Reisende dieser Gefahr durch vermehrte Schnelligkeit des Marsches entgehen zu können. Die Afrikanische Gesellschaft hat diese Nachrichten mit großer Genugthuung entgegen ge-