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66 V. Largeau's Wanderungen in der algerischen Sahara. Kuppeln, welche von Balken aus Palmenholz getragen wer den. Die Thür ist schmal und so niedrig, daß ein gebückter Mann kaum hindurchgehen kann; von Fenstern gicbt cs nur ein ganz kleines Loch neben der Thür, durch welches auch der Rauch entweicht, und der ganze Hausrath innen besteht nur aus einigen Thoukrügen zur Aufbewahrung der Lebensmittel und ein paar Pflöcken in der Wand zum Auf hängen von Kleidern und Waffen. Sand ersetzt den Fuß boden und eine neue Schicht Sandes das Auskehren. El Uöd zählt etwa ein Tausend solcher kleiner Häuser; man braucht sich also nur auf die Fußspitzen zu stellen, um den ganzen Ort übersehen zu können, mit Ausnahme derKasba und eines weithin sichtbaren Minarets. Die Straßen sind ziemlich breit, aber krumm; der Wind allein sorgt für ihre Reinlichkeit, indem er allen Unrath mit Sand zudeckt. Die Suafa (Bewohner von Sus) haben vom Araber nur Tracht und Sprache. Unter sich sind sie ungemein ehr lich; feder Dieb erhält die Bastvnnade und wird aus dem Orte gejagt. Sonst sind ihre Sitten ziemlich locker, und zwar in Folge des Vagabundirens der Männer, welche theil weise in den Orten des Tell verschiedene Gewerbe betreiben, theils, wie die RebLra, im Erg die Jagd ausüben. Da außerdem die Nomaden im Sommer mit Familien und Her den in die Wüste ziehen, so sind die Ortschaften zu dieser Jahreszeit fast menschenleer. Die Suafa besitzen zahlreiche Herden, treiben deshalb Ansicht von El ULd. (Nach einer Photographie.) auch einen großen Wollhandel und verfertigen viel Gewebe. Die Frauen, denen in jedem arabischen Lande die größere Hälfte der Arbeit obliegt, halten mehr als 5000 Webstühle in Bewegung und fabriciren Burnusse, Haiks und sehr schöne Teppiche. Begreiflich daher, daß einem Manne dort viel daran gelegen ist, mehrere Frauen zu haben; denn das sind ebenso viele Arbeiterinnen, welche ihm schönen Gewinn abwerfen: während sie am Webstuhle Geld verdienen, raucht der Herr Gemahl würdevoll die Pfeife und schlürft seine Tasse Kaffee dazu. Von El Usd kehrte Largcau über Tuggurt nach Biskra zurück. Seine zweite Reise, welche er 1875 bis 1876 in Ge sellschaft dreier junger muthiger Leute nach Ghadames unter nahm und die Gründe, derentwegen er die Lösung der „transfaharischen" Frage nicht in Ghadames, sondern in Uargla zu finden suchte, übergehen wir hier und wenden uns zu seiner dritten Reise. Mit Briefen des Kaisers von Marokko und des Großscherifs von Uösan versehen, verließ Largean am 9. December 1876 Marseille, verlor aber in Folge Geldmangels an vier Monate, ehe er am 5. Mai von Tuggurt nach Südwestens nach Uargla, aufbrechen konnte. Ihn begleiteten außer zwei wenig brauchbaren Führern und seinen Kameeltreibern drei Diener, die ihn „bis ans Ende der Welt" begleiten wollten: Bu Zid, der Koch, ein mohammedanischer Jude aus Tuggurt, Ahmed ben El-Thalcb Jussuf und Bel Kasem. Der eine Führer, El- Hadsch, verirrte sich schon zwischen Tuggurt uud Tcmasinn, während der Simum wehte und das Thermometer im Schatten auf 43" C. stand. Am 6. wurde in Temasinn die Kara-