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zahlreiche Gräber von gefallenen Kriegern, Ermordeten und umgekommenen Sklaven finden. In trauriger Einförmig keit ging der Marsch in ungefähr nordwestlicher Richtung die nächsten Tage weiter. Ein Ereigniß betrübender Art war es, daß zwei Schläuche zerrissen, der eine in Folge dessen, daß das Horn einer Gazelle, die man am Kameelsattel auf gehängt, ihn durchstoßen hatte; man war von nun an ge zwungen kleinere Wasferrationen zu vertheilen, was besonders unangenehm empfunden wurde, als am 13. ein heftiger Samum losbrach und den Reisenden trotz aller Vorsichts maßregeln den feinen Staub in Augen, Nase und Mund jagte. An der Stelle Mctscm cl-Assel^Honig-Paß), so ge nannt, weil Jemand 'dort -ctnmäl kinen Topf voll Honig zerbrochen hatte, lagerte man, von Durst erschöpft. Mehr mals mußte man in der Nacht aufstehen, um den nieder fallenden Sand von sich abzuschütteln, und dennoch war man am nächsten Morgen halb von demselben begraben. Oben drein hatten sich fünf Kameele verlaufen, deren letztes die Jäger erst lange nach Mittag und nach unsäglichen Anstren gungen herbcizuschaffen vermochten. Erst kurz vor 3 Uhr konnte man ausbrechen, ein Zeitverlust, den man Angesichts des drohenden Wassermangels dadurch wieder einzubringen suchte, daß man am folgenden Tage (15. März) nm 3 Uhr- früh aufbrach und IlU/z Stunden lang marfchirte. So setzte man es durch, am 16. um 8 Uhr 20 Minuten glück lich den „Neuen Brunnen«, Bir el-Dfchedid, zu erreichen, der trotz seinem Namen der"Mejte wert und breit ist. Cr ist 12,9 iu tief, sein Wasser 21" warm und sehr angenehm; es gilt für das beste in diesem Theil der Wüste und ist das süßeste, welches Largeau in der Sahara getrunken hat. Nachdem sich die Menschen gelabt, kamen die Kameelc daran, welche seit 11 Tagen kein Wasser gesehen hatten, und einige arme kleine Esel, welche Largeau's Leute in ihre Heimath Mitnahmen und unterwegs nur dreimal uothdürftig getränkt hatten. Am 17. überschritt man die Ebene Besebabit, d. h. „Mit den Schuhen«; diesen Namen führt s^rivribdic Kalk- schiefer-Blättchen, mit welchen sie besäet ist, die Araber zwingen, ihr Schuhwerk anzulegen. Darauf folgen die „Mehldünen« (Aemul ed-Degig), die aus weißem, gipsigem Kalke bestehen mid^swAhrenNamen rechtfertigen; sie be sitzen eine verhältnißmäßig reiche Vegetation und können als Weideplätze dienen. Am nächsten Tage trennten sich die meisten Begleiter Largeau's von ihm, nm zn<^tammes- genossen, die in der Nähe lagerten, zu stoßen, nnd er behielt nur drei Kameeltreiber bei sich. Am 19. Nachmittags betrat man eine Gegend, die vor zugsweise als El-Erg, (die Adern) bezeichnet werden kann. Bon dort an bis über El-Uöd hinaus ist die ganze, natür lich sehr gewellte Ebene mit niedrigen weißen „Adern« be deckt, welche sich wie mächtige Furchen in der Richtung von Nordosten nach Südwesten erstrecken. In dieser Richtung wird auch sonst in der Sahara der Sand vom Winde fort bewegt. Am 20. war der Weg mitten im Erg fchlccht genug, aber alle schritten munter zu in dem Gedanken, daß ihre Leiden bald ein Ende erreichen würden, daß man sich Suf nähere und bald Sonnengluth uud faulendes Wasser mit kühlem Baumschattcn und eine«! frischen Trünke ver tauschen könnte. Die Fahrt des „Rodgers Am 16. Juni 1881 verließ der von der amerikanischen Regierung ausgesandte Dampfer „Rodgers« den Hafen von San Francisco, um im Eismeere, nördlich der Bering- straße, eine Suchexpedition nach dem seit September 1879 verschollenen Polarschiffe „Jeannette« auszuführen. An Bord des „Rodgers« befanden sich der Befehlshaber, Lieute nant Robert M. Berry und 35 Mann; nähere Angaben über die Mannschaft und Ausrüstung dieser Expedition wurden bereits in dieser Zeitschrift mitgetheilt 2). Nach 33tägiger Ueberfahrt traf der „Rodgers« am 19. Juli in Petropawlowsk (Kamtschatka) ein, fuhr am 26. nach St. Michael, der am Norton-Sund gelegenen Handelsstation im nördlichen Alaska, weiter, und von dort nach der St. Lo renz-Bai, auf der sibirischen Seite der Beringstraße, wo er anr 18. August anlangte. An diesen Stationen wurden Pelzkleider, Eskimo-Hunde und Schlitten, einige Tschuktschen- Jäger, sowie frische Kohlenvorräthe an Bord genommen. Schon am 19. passirte der „Rodgers« die Beringstraße uud dann den Polarkreis und erreichte am 21. Kap Serdze- Kamen, die Nordspitze der Tschuktschen-Halbinsel, wo bei einem kleinen Dorfe geankert wurde, von dessen Bewohnern man aber aus Mangel an Dolmetschern keine Erkundigun gen einziehen konnte, worauf nach kurzem Aufenthalt der Kurs direkt nach Norden genommen wurde. Am Abend st Nach dem officiellen Berichte des Lieutenant Berry und den Briefen des Specialkorrespondenten im „Newyork Herald" vom 17. und 18. November 1881. 2) Vergl. „Globus" Bd. XI., S.108. " nach Wrangel-Land ). des 23. kam Kap Hawaii, die Südostspitzc von Wrangel- Land, in Sicht und am nächsten Morgen waren bei kaltem klaren Wetter sowohl letzteres als die Herald-Insel deutlich zu sehen. Gegen Mittag hielt der „Rodgers« an der west lichen Seite der Herald-Insel, welche eisfrei gefunden wurde. Lieutenant Manning wurde mit einer Bootsmann- fchaft ans Land geschickt, was in Folge der heftigen Bran dung nur mit Mühe gelang. Von der höchsten Spitze der Jnsel wurde eine Umschau nach Spuren der „Jeannette« und der vermißten Walsischfänger gehalten, aber ohne Er folg; ja selbst der vom Zollkuttcr „Corwin« am 31. Juli errichtete -Steinkairn auf der Nordostspitzc wurde nicht ein mal gesehen. Wrangel-Land war in voller Sicht, aber nach Norden war trotz der klaren Luft keine Spur von Land zu sehen. Nachdem das Boot wieder an Bord genommen, fuhr der „Rodgers« noch eine Strecke weit an der Südküste entlang und richtete dann den Kurs nach Kap Hawaii auf Wrangel-Land. Am nächsten Morgen um 10 Uhr war mau in Sicht desselben; das östliche Ufer war mit dickem Packeis besetzt, das sich, so weit man sehen konnte, nach Norden erstreckte. Langsam durch die offenen Wasserstraßen im losen Eise auf der Südseite dampfend, näherte der „Rodgers« sich allmälig dem Lande und konnte um 10 Uhr Abends, etwa eine halbe englische Meile vom Ufer, in 6 Faden tiefem, eisfreien Wasser Anker werfen. Zur Feier des glücklichen Erfolges wurden zwei Raketen abgebrannt. Am Morgen des 26. August untersuchte ein Boot eine benachbarte Lagune, in