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mehr als 15"; der Tag war köstlich bis 4 Uhr, wo es ziemlich heftig zu regnen anfing. Am folgenden Morgen um 8 Uhr wurde auf dem, durch dcu Regen gehärteten Sande der Weitcrmarsch «»getreten. Abd-er-Rahman, der älteste, etwa fünfzehnjährige Sohn von Largeau's Führer Rabah, war an die Stelle Ahmed's getreten, der noch zu jung war, um die bevorstehenden Stra pazen aushalten zu können. Rabah selbst brach ans ohne Frau und Kinder zu umarmen; denn ein Araber, der sich auf die Reise begiebt, soll die Seinigcn nicht ansehen oder nach ihnen sich umschauen, damit die Thränen derselben seinen Muth nicht ins Wanken bringen. In Südost-Richtung ziehend, stieg man bald in das Bett des Jgharghar hinab und durchkreuzte dasselbe in anderthalb Stunden langem Marsche; zwei Drittel seiner Breite waren von Sand überdeckt. Dann folgte eine mit feinen Kieseln bedeckte Ebene, und um Mittag erreichte man wieder den „todten Fluß", der hier durch zwei In seln, auf welchen Largeau bearbeitete Kiesel fand, in drei Arme gctheilt wird. Man brauchte diesmal 70 Minuten, um das ganze Bett zu durchschneiden; man sah es hier zum letzten Male, da es von hier ab eine südliche Richtung inne hält, während die Marschrichtung nun scharf gegen Ost- Süd-Ost ging. Man betrat jetzt eine mit Kieseln bedeckte Ebene, welche ringsum von hohen Dünen begrenzt war, lagerte um 4 Uhr und hatte während eines Theiles der Nacht Regen. Am folgenden Tage zog man zwischen zwei Reihen von Dünen ymj^ben rechte etwa 250 in relative Höhe zu besitzen schien. Nachmittags war ein Labyrinth kleiner Dünen zu überschreiten, deren bewegliche Oberfläche so viel Unbequemlichkeiten darbot, daß man schon um 3 Uhr unweit des berühmten Brunnens Hast Botthmsiagerte; und zwar wählte man einen hochgelegenell Pullksimn gegen den Wind geschützt zu sein und die Ebene übersehen zu können, ohne selbst gesehen zu werden. Denn der Brunnen ist nur allzu oft das Stelldichein von Räubern und der Sand ringsum wurde mehr als einmal von Blut geröthet. Rabah aber, der die Umgegend etwas auskundschaftcte, traf an dem Brunnen nur zwei Autilopenjägcr, Vater und Sohn, welche ruhig ihre auf Kohlen, gerösteten Gazellen- Dcr Fenck. cötclettes verzehrten. Dieselben hatten bereits mehrere Tage an dieser Stelle verweilt, aber nichts Verdächtiges bemerkt. Als Largeau am 4. Februar sich bei Anbruch derMorgen- röthe erhob, fand er den Boden mit schönem weißem Reife bedeckt. Um 5 Uhr wies das Thermometer 3,8« unter Null bei klarem Himmel und absoluter Windstille. In einem Wassercimer hatte sich eine Eiskruste von 8 nun Dicke ge bildet. Um io Uhr war das Thermometer auf 31°, und Mittag bei klarem Himmel und leichtem Ostwinde auf 39° gestiegen. Der Hast BostlM. oder Batin (Brunnen der Lager), der letzte auf dem noch 10 bis 12 Tagereisen weiten Marsche bis Ghadames, befindet sich auf einem 100 m lan gen, 50 in breiten freien Platze zwischen vier Dünen, die nicht weniger als 250 m hoch sind. Er ist durch eine Schicht porösen Saharasandsteins, mit dessen Blöcken er ausgemauert ist, und dann durch eine Lage weißeu Kalkes gebrochen und hat bis zum Wasserspiegel eine Tiefe von 22 m; sein Wasser ist 23° warm und hat einen sehr unan genehmen brackischen Geschmack. Zwei Tage wurde hier wegen einer leichten Erkrankung des Führers gerastet. Largeau benutzte die Ruhe um eine nahe Düne von etwa 300 m Höhe zu besteigen und Um schau zu halten. So weit das Auge reichte, nichts als hohe Dünen, welche in langen, ziemlich regelmäßigen, von Nord West nach Süd-Ost gerichteten Ketten angcordnet zu sein schienen; zwischen denselben lagen Thäler von 1000 bis 1500 m Breite. Dieselben sind thcils eben, mit Sand, Kies oder auch zerfallenden Sandsteinblöcken bedeckt, thcils auch von Erg- und Siuf-Dünen erfüllt. Mitunter hat sie auch der Südost, dF, Samum, kahl gefegt, der mit seiner rasenden Wiilh die schon"diirch atmosphärische Einflüße zer setzten Sandsteinblöcke pulverisirt und ihre Bestandthcile bis auf die Spitzen der Ughrud hinaufweht, außerdem aber von jenseit Ghadames her große Massen feinen Staubes mit sich führt. Die hohen Dünen von Hast Botthin haben noch kein hohes Alter; der Führer Rabah konnte sich noch entsinnen, sie in seiner Jugend im Zustande dc^ Siuf^.10 bis 15m hoch, gesehen zu haben; seitdem haben sie sich be ständig vergrößert, ohne ihre allgemeine Gestaltung geän dert zu haben; denn noch jetzt wie vor Jahren konnte er sich auf der Jagd nach ihnen oricntircn. Am 6. Februar, einem schönen frischen Morgen, brach man gegen 7 Uhr auf und marschirte, und zwar eilig, den ganzen Tag bei drückender Hitze über eine von Ughrud be grenzte Ebene dahin. Rasch mußte man vorwärts zu kom men suchen; denn Aufenthalt oder ein Unfall an den Schläu chen konnte den Tod zur Folge haben, llm 4 Uhr lagerte man am Anfänge der Sandebene Zeraat-es-sbeit (Samen des Sbeit). Sbeit ist eine l^z ms2m hohe Graminee, 5*