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Band M. V. Largeau's Wanderungen in der algerischen Sahara. IV l). - hatten den Jtciscndcn verlassen, als er jenseits der Magctla-Dünen die Nezla seines Schaamba-Führers HZI" 30 nördl. Br.) erreicht hatte. Der nomadische Ara ber ist fast stets ein schöner Mensch, groß, hager, sehnig, gut gewachsen nnd wohl proportionirt; in seinen Bnrnus gehüllt, schreitet er langsam nnd würdig einher nnd sein Benehmen ist kalt, eisig. Wenn man ihn aber bei seiner schwachen Seite faßt, wird er bald mittheilsam, ja geschwätzig: das geschmolzene Eis verwandelt sich in kochendes Was ser und die anscheinende Feindseligkeit in grenzenlose Er gebenheit, welche man indessen benutzen muß — denn bald tritt der Umschwung ein. Der Araber ist ein Naturmensch, eigensinnig wie ein Kind und in seinen Handlungen oft ohne Urtheilsfähigkeit, ein Gemisch von großen Eigenschaf ten und niedrigen Leidenschaften: heut schlägt er sein Leben für dich in die Schanze und morgen stiehlt er dir lumpige 30 Sous. Nie darf man ihren Betheuerungen von Freund schaft nnd Ergebenheit blind vertrauen, mit denen sie so verschwenderisch sind, wenn sic ein Geschenk erhalten haben, oder erwarten. Folgt nicht bald ein zweites, so verwan delt sich die Liebe in Haß, der eben so ernst gemeint ist, wie früher die Freundschaftsbezeuguugcu. Der Araber hat, wie das Kind, einen angeborenen Instinkt für Gerechtigkeit und liebt die Wahrheit; da er aber leicht empfänglich ist nnd es ihm an Urtheilskraft fehlt, so läßt er sich jeden Augenblick von Heuchlern und Verbrechern betrügen, die ihn im Namen Allahs und des Propheten zu Excestcn trci- u S. den Anfang dieser Reise in Nro. 22 bis 24 des vorigen Bandes. Globus XUI. Nr. 3. bcu, welche er bei ruhigem Blute nicht begehen würde, nnd die man ihm für Fanatismus anrechnet. Von seinen Wirthen erfuhr Largcan, daß dicsilgh^— die großen Dünen, an deren Fnße sie lagerten, sich eben zu bilden aufingen, als sie Kinder waren. Seitdem sind sie beständig angewachsen bis zu ihrer jetzigen Größe. Da gegen bewegen sich dieselben nicht von ihrer Stelle und, soweit sic die Sahara kennen, kommen dort keine Wander dünen vor; zum Beweise dafür wiesen sie auf einige Ge sträuche und Halfabüschc, welche bis zum Gipfel der Düne hin vorkommen. Ohne Zweifel bringen die östlichen und besonders die südöstlichen Winde viel Sand mit sich; da aber die Minen nur sehr langsam anwachsen, so kann die Vegetation sich nach nnd nach erneuern und verschwindet nie ganz. Sehr selten regnet es in diesen Gebieten und oft fällt zwei Jahre hindurch kein Tropfen Wasser; die un geduldig erwarteten Gewitter sind dann aber auch von äußerster Heftigkeit. Am Montag, den 1. Februar, erhob sich Largeau mit Sonnenaufgang und bestieg, da der Himmel bcdcckt war und er nichts von der Sonne zu fürchten hatte, eine der Dünen, welche etwa 180 m-Löbe erreichte. Von oben konnte er nach Norden deutlich den Jgharghar bis dahin verfolgen, wo er sich in zwei Arme thciltsigegcnTüdcn sah er den „todten Flnß" sich am Fuße der hohen Dünenkette Mrud Bcthbul hinziehcn, und dahinter sich noch andere weiße Spitzm'"Mr dem grauen Wolkenhimmel abheben. Alle diese Ughrud sind in langen Parallelen Ketten ungeord net. Um 1 Uhr zeigte das Schlendcrthermomctcr nicht 5 Ult besonderer Derückslchtignng der Anthropologie nnd Ethnologie. Begründet von Karl Andree. Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig Irlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1882. zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. ....