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384 Aus allen Erdtheilm. Darauf hin natürlich große Entrüstung und ein Regen von Rektifikationen, wovon diejenige des Leiters der Kanal arbeiten, des Mr. A. Reclus, hervorgehoben zu werden ver dient. „Die Compagnie hat vom 28. Januar 1881 bis 1. Fe bruar 1882 fünfzehn „klassifizirte" Angestellte und vier bel gische Arbeiter „der gleichen Kategorie" verloren. Von diesen starben 10 in Panama, 7 in Colon und 2 in Gatun und Emperador." Eine anscheinend unparteiische Aufklärung giebt zu ver stehen, daß zweifelsohne nicht ganz unabsichtlich von beiden Parteien gesündigt worden ist. Sie lautet: „Die wirkliche Zahl der im Fremdenspital in Panama gestorbenen Kanal- Angestellten, klassifizirt oder nicht (mit anderen Worten höhere Angestellte oder Taglöhner), belief sich vom 1. März 1881 bis 28. Februar 1882 auf siebenunddreißig. In dieser Zahl sind diejenigen nicht inbegriffen, welche in ihrer Privatwoh nung oder an anderen Punkten des Isthmus starben. Im Ganzen mögen auf der Kanal-Linie, unter Einschluß der in Panama Gestorbenen, in der gedachten Periode etwa hundert Todesfälle vorgekommen sein." Die Kompagnie erbaut in der Nähe von Panama ein prächtiges Spital und sucht, wie es ja auch ihre Pflicht ist, die für die Gesundheit ihrer An gestellten ungünstigen klimatischen Einflüsse nach Kräften zu bekämpfen. „Aber," schließt der Bericht mitder sehr vernünftigen Reflexion, „wenn man von Anfang an einen richtigen ärztlichen Felddienst eingerichtet und die Aerzte der Kompagnie den Stationsabtheilungen zugesellt hätte, statt sie ihre Zeit in Panama verbringen zu lassen, so wären wohl manche noch gerettet worden, deren Tod man heute zu beklagen hat. Ohne Zweifel sind großartige Spitäler eine schöne Sache, in der Zwischenzeit aber müssen Aerzte und Medikamente den Kran ken zur Seite stehen, statt stunden- und tageweit davon ent fernt zu sein. Es wäre nützlicher, ärztlichen Beistand nach den in Angriff genommenen Plätzen zu senden, als Spitäler zu bauen, die Hunderttausende kosten und deren Nothwendig keit sicherlich nicht durch die Veröffentlichung einer lächerlich kleinen Mortalittttsstatistik bewiesen wird." Der letztere Para graph wendet sich begreiflicherweise gegen die von A- Reclus angeführtes! Zahlen. Im März brach in Panama eine Blatterncpidemie aus, von welcher 25 Personen ergriffen wurden, auch auf der Sta tion Emperador waren die Gesundheitszustände nichts weni ger als befriedigend, was größtentheils dem abscheulichen Wasser des Rio Obispo zugeschrieben wird, auf das die Ar beiter angewiesen sind. Das Flüßchen bildet zeitweise nur eine Reihe stinkender Pfützen. Nicht ohne Interesse ist das Urtheil, welches Kapitän Eads, der Proponent der Schiffseisenbahn, über das Unter nehmen des Herrn von Lesseps abgab: „Der Kanal wird nicht weniger als 400 Millionen Thaler kosten und 25 Jahre zu seiner Vollendung brauchen. Meine Eisenbahn wird den Vereinigten Staaten 1200 Meilen näher als der Kanal und zugleich dem tödtlichen Klima entrückt sein, das auf dem eigentlichen Isthmus herrscht, wo es im Jahre sechs Monate lang regnet. Herr von Leffeps würde sein Renommee Lügen strafen, wenn er nicht das Mögliche und Unmögliche thäte, um seinen Kanal zu poussiren. Gleichzeitig denke ich aber, daß er nie zu Stande kommen wird." Dieser Ausspruch ist LUM Arono sali» aufzufassen, da er derjenige eines Konkur renten ist. — Am 30. September 1873 hatte die Provinz Rio deJa- neiro laut Statistik 332592 Sklaven; davon gingen ab durch Tod 46 374, durch Emancipation 11023, zusammen 57 397. Es bleibt also ein Bestand von 276 195 am 30. Juni 1881, dem Datum der letzten Zählung. Von diesen 276195 Köpfen waren 117 251 10 bis 20 Jahre alt, 149 099 21 bis 60 Jahre, 9 845 über 60 Jahre. Davon sind 203 037 beim Landbau beschäftigt. Die Abnahme betrug in 7^ Jahren 17 Procent. Polargebiet. — Von W. H. Gilder, welcher, um der Bemannung des „Rodgers" Hilfe zuzuführen, die kühne Reise vom Ost kap quer durch Nordsibirien im Winter unternahm (s. oben S. 320), ist weiter folgende Depesche eingetrosfen: „Sredne Kolymsk, Sibirien, den 6. März, über Ir kutsk den 4. Mai 1882. Der,, Rodgers" brannte am 30. Novem ber 1881 in der St. Lawrence Bay ab- Alle Bemühungen, das Schiff zu retten, erwiesen sich fruchtlos. Die Besatzung lan dete unverletzt, jedoch nur mit wenig Kleidung und einmo natlichen Provisionen. Das Feuer wurde entdeckt, als es schon zu spät war, das Schiff zu retten. Es war dies um neun Uhr Vormittags. Das Zurücklegen des Weges nach dem Strande war mit großen Schwierigkeiten verknüpft, da die Leute weder auf dem dünnen Eise gehen, noch dasselbe mit den Booten durchbrechen konnten. Das letzte Boot verließ das Schiff um 11 Uhr Abends und landete um 2 Uhr Mor gens. Das Schiff aus den Strand zu bringen, war unmög lich. Dasselbe trieb mit losem Eis in tiefes Wasser und sank. Die Offiziere und Mannschaften leben jetzt in Tschuktschen- Hütten in der Nähe der St. Lawrence Bay. Einheimische Nahrungsmittel find in Fülle vorhanden, bestehen aber vorzüglich in verfaultem Walroßfleisch und Kräutern. Eine Ge fahr, daß die Leute Hungers sterben, liegt nicht vor. Sie hatten an der Küste zwei Nächte hindurch kein anderes Obdach, als ihre Bootsegel,' bis dann die Eingeborenen kamen und sie in ihre Hütten nahmen. Die Eingeborenen verhalten sich sehr gastfreundlich. Ich traf letzte Nacht allein auf der hiesigen Station ein und finde die russischen Beamten, die Herren Warowa und Kotschiareffki — dieselben, welche die Nachforschungen nach den Ueberlebenden der „Jeannette" leiteten —, überaus bereit, alles in ihren Kräften Stehende für das Wohlergehen der Leute zu thun. Sie schicken morgen an Lieutenant Berry Schlitten mit Tabak und Handelsartikeln. Ich breche mit Herrn Warowa in ein bis zwei Tagen nach Jakutsk aus. Putnam nahm (schickte? s. oben S. 58) vier Schlitten mit Provisionen vön der Küstenstation unweit Serdze Kamen, als er von dem Unfall hörte. Alle sind gesund und guten Muths." Schon hieraus ergiebt sich, daß es falsch ist, daß von den 37 Mann Besatzung des verbrannten „Rodgers" 30 ihr Le ben verloren haben (s. oben S. 352). Die Depesche, welche dieses meldete, lautet nämlich: „UoäAsrs kurusä Xovoiubsr 30, uo livss lost" (Rodgers verbrannte am 30. November; kein Menschenleben verloren). Durch ein Versehen wurde das Wort uo ausgelassen, sodaß das Telegramm nun lautete: „UockAsrs burusck Xovsiubor 30 livss lost" (Rodgers verbrannte im November; 30 Leben verloren). Diese vom amerikanischen Geschäftsträger Hoffman in St. Petersburg gemeldete Be richtigung ist in den Vereinigten Staaten selbstverständlich mit großer Freude begrüßt worden. Inhalt: Das heutige Syrien XVIII. (Mit sechs Abbildungen.) (Die Fortsetzung folgt in einer späteren Num mer.) — E. Kramberger: Daruvar in Slavonien und seine Umgebung III. (Mit einer Abbildung.) (Schluß.) — Die Herkunft der kurländischen Letten. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Nordamerika. — Südamerika. — Polargebiete. (Schluß der Redaction 28. Mai 1882.) Redakteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindcnstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage.