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E. Kramberger: Daruvar in Slavonien und seine Umgebung. 377 gen, in dem zeitweise Weihwasser aufbcwahrt wird. Ganz merkwürdige Dinge bietet die alte Literatur in Bezug auf die Begräbnisse in Slavonien. So z. B. schreibt öaplovics, daß viele Bauern ihre Todten in einem hohlen im Walde gefundenen Baumstamm zu Grabe tragen. Der Bauer jedoch verehrt seine Verstorbenen zu sehr, als daß er nicht für ein anständiges und menschenwürdiges Begräbniß sor gen sollte. Durch solche extravagante Erzählungen wird also das Publikum nur irregeleitet und die Bevölkerung in die Zahl der Wilden eingereiht, ein Verfahren, das mit nichts gerechtfertigt werden kann. Um nicht unverrichteter Sache abzuziehen, stieg ich unter hallenden Donnerschlägen weiter hinauf in einen Weingar ten, wo ich die deutlich sichtbare Ruine zeichnete. Schon waren einige Männer, denen mein Gebühren auffallend schien, nahe gekommen. Ihre an mich gerichteten wieder holten Fragen drehten sich um den einen Punkt, ob ich denn etwa die Weingärten vermessen wollte und eine Steuer erhöhung bevorstände. Der Bauer bringt auch die ganz indifferente Beschäftigung eines Zeichners in Verbindung mit den Funktionen eines Steucrbcamten oder Ingenieurs, da er erstern beinahe nie, die letzteren aber öfter sieht und ihr Erscheinen mit einer neuen Auflage kombinirt, obwohl er immer nur die Eintreibung alter Rückstände, die er ans seinem Gedächtniß gestrichen, für neue Lasten ausgiebt. Ob gleich mein aufgeweckter Oetnik den Zuhörern Zweck und Art meiner Arbeit, so gut er tonnte, zu erklären suchte, be gannen sie doch in ihrem Unglauben über die Mißernte, den nur scheinbaren Reichthum an Obst und Wein, der in Wirk lichkeit aber nur Mangel sei, im Chore zu klagen, indem sie hofften, mich, den verkappten Einnehmer, zu rühren nnd zu bewegen, daß ich die vollhangenden Bäume für leer anschc. Fragen in Bezng auf die Preise der Früchte im Scherz an sie gestellt, beantworteten sic mit umschreibenden Ausdrücken oder mit negativen Versicherungen. Der Regen hatte unter dessen nachgelassen und ich stieg auf schlüpfrigem Wege vol lends bis zur Ruine empor. Selten mag wohl jemand ans ein solches Bauwerk stoßen, wie es dieser Thurm ist. Im Viereck aus röthlichem, behauenem Stein und hier und da cingesprcngten Ziegeln, an den Ecken aus weißen Quadern Friedhof in der Gegend von Bastaje. erbaut, zeigt er nirgends eine Spur von einer Thür. Eine solche ist nur in der nun größtentheils eingestürzten Ring mauer auf der nordwestlichen Seite angebracht gewesen, von wo eine Steintreppe von einem Fenster des Thurmes zum zweiten, höherstehenden führte; sie ist also auf der Außen seite des Thurmes ausgeführt. Man findet hier sehr große Ziegeln von zwei Spann Länge und I^/z Breite mit dem Zeichen // / Em Hirt fand ein Stück dunkeler, glattpolirter Masse mit sehr feinen cingeprägten Buchstaben regelmäßiger Form, zerschlug jedoch die ziemlich große Platte; ich bekam nur ein ganz kleines Stückchen, auf dem ich leider nur einige Buchstaben ohne Zusammenhang fand, aus denen nichts zu schließen war. Mehrere Hundert feister Wildtauben umflatterten, als wir ankamcn, den Thurm, flogen bei unserm Anblick in den Wald, kamen wieder und verschwanden abermals. Ich sah ihrer niemals so viele beisammen. Die Fernsicht, so viel ich an dem getrübten Horizont erkennen konnte, reicht bis Grnbisno polje in Kroatien und etwas weiter — also einige Meilen weit. Die Bauern erzählten mir, es habe am Fuße des Berges eine Stadt gestanden und es seien viele Ziegel Globus XU. Nr. 24. und Mauerrcste im Ackerboden zerstreut. Von Münzen konnte ich nichts bekommen. Zwei Wege führen von Bastaje in die Podravina; der eine auf der Poststraße über Klisa und Pivnica bis Tcre- zovac (Suhopolje) *); der zweite, ein Vizinalwcg, nicht weit von Bastaje links hinein und nordwärts in eine abgeschiedene, wenig bekannte Gegend. Ich wählte den letztem, nicht nur weil er der kürzere bis Veröce ist, sondern auch, um einen mir ganz unbekannten, von aller Welt vergessenen Theil des Landes kennen zu lernen. Er bietet im Gegensätze zu den schönen Gebirgslandschaften des Pozeganer Comitates wenig Anziehendes. Hier und da giebt es recht steile Anhöhen, mit Schrollen und Steinen übersäet. Hat man eine der selben erklommen, so schweift das Auge Uber ein Waldmeer. Ein leichter Windstoß verursacht, wenn er sich nähert, noch in weiter Ferne unheimliches Rauschen. Der erste Ort, den man erreicht, Brdjani, liegt ganz still und scheinbar- menschenleer da, doch ist er im Vergleiche zum folgenden, Removac, noch viel einladender, da dieser aus unfreund lichen, mit Lehm beworfenen Hütten besteht. Kaum hin i) „Globus" XXXIX, S. 296. 43