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Landesangehörige. Mehrere Männer unter ihnen sind schon Ehen mit arabischen Weibern eingegangen, was für die Widerstandsfähigkeit der Race ohne Zweifel von großem Nutzen sein wird. Die Lehre dieser Sekte, die sich auf ver schiedene, etwas gewaltsam ausgelegtc biblische Weissagungen stützt, gipfelt in dem festen Glanben an eine schließliche gott selige Sammlung der ganzen Christenheit auf dem heiligen Boden Palästinas. Ein größerer Gegensatz, als der, welcher zwischen dieser deutschen und der etwas weiter nach der Küste hin belege nen ägyptischen Kolonie der Saronebene besteht, ist kaum denkbar. Die elenden Lehmhütten des ägyptischen Dorfes mit ihrem unglaublichen Schmutz, das jeder höhern Kultur bare Leben der braunen Kolonisten und diese selber scheinen einer um viele Jahrhunderte früheren Zeit anzugehören, als die behaglichen Wohnungen und das mit allen Annehmlich keiten der Civilisation ausgestattete Leben der Deutschen. Am auffallendsten tritt uns dieser Abstand in der verschiede nen Art ihrer Arbeit und der Werkzeuge, deren sie sich dazu bedienen, entgegen. Das Ackergcrüth der deutschen Koloni sten ist das in ihrer Heimalh heutzutage allgemein gebräuch liche; der Pflug der Aegypter ist von der primitivsten Kon struktion: er zieht flache Rinnen, ohne die Erde umzuwen den; zum Schneiden des Getreides bedienen sie sich eines geraden, nur au der Spitze leicht gekrümmten Messers; das Korn wird entweder durch die Füße von im Kreise gehenden St. Georgskirche von Lydda. Ochsen, oder vermittels des mit Steinen besetzten uralten Dreschschlittens ausgedroschen; gemahlen wird es heute wie vor alters auf der aus zwei kreisrunden Steinen bestehenden Handmühle. Zur Bereitung der Butter dient ein lederner Schlauch, der, mit Milch gefüllt, au die Decke der Hütte ge hängt und hin- und hergeschaukelt wird. Als Lortet nach mehrtägigem Verweilen in JLfa nach Jerusalem zurückkehrte, machte er einen kleinen Umweg über das nördlich von Ramle gelegene Lydda oder Ludd, das alttestamcntarische Lod. Heute ein ärmliches Dorf, das, trotzdem der Karawanenverkehr zwischen Aegypten und Syrien es als einen seiner Hauptstationspunkte benutzt, doch zu keinem Aufschwünge kommen kann, hat Lydda eine große Vergangenheit. Unter den Römern wurde es Diospolis genannt und war es lange Zeit Hauptstadt eines Bezirks von Judäa und zugleich Sitz einer hochbcrühmten rabbini- schen Gelehrtcnschule. Die christliche Kirche verlegte früh schon das Grab des heiligen Georg nach Lydda; eine große Kirche wurde über demselben errichtet, die, mehrmals zer stört, immer wieder aufgebant wurde. Auch die Bischöfe von Lydda wußten sich stets eine gewisse Bedeutung zu ver schaffen, namentlich, seitdem hier im Jahre 415 ein höchst wichtiges Koncil stattgefundcn hatte. Die Gründung des benachbarten Ramle, das den Hauptpilgerverkehr von Lydda abzog, gab der alten Stadt den ersten Stoß. Von einer Zerstörung durch Saladin und einer später» Verwüstung durch die Mongolen hat sie sich nie wieder erholt. Zwar ist die alte Georgskirche, die, wie das daneben stehende Mi- naret bezeugt, längere Zeit als Moschee benutzt worden ist, heute dem griechisch-orthodoxen Kultus wiedcrgegebcn — doch