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370 Das heutige Syrien. nannt sehen, das, von den Makkabäern erobert und dem jüdischen Reiche hinzugefügt, in der spätem wechselvollen Geschichte derselben stets eine wichtige Rolle gespielt hat, mag sehr früh schon seine Zeit des Glanzes und hoher Blüthe gehabt haben — mannigfache Verwüstungen haben aber alle Spuren derselben vertilgt. Noch vor dem jüdi schen Kriege wurde die damals schon Joppe genannte Stadt zweimal von den Römern zerstört und nur nothdürftig wie der aufgebaut. Die Kreuzfahrer fanden einen nicht un bedeutenden Hafenort vor und gründeten als Erinnerung an die wichtige Stellung, welche die Gemeinde und die Bi schöfe von Joppe in der ersten christlichen Kirche eingenom men hatten, ein neues Bisthum Joppe. Auch eine Graf schaft Joppe wurde unter dem lateinischen Königreiche gestiftet und den Johannitern übergeben. Alle diese Aus zeichnungen konnten es jedoch nicht verhindern, daß die, mehr als jede andere, ausgesetzte Stadt in den unruhigen Zeiten der Kreuzzüge fast zu Grunde ging. Immer wie der wurde sie erobert und zurückerobert, zerstört und wieder aufgebaut. Im 15. Jahrhundert standen eine Zeitlang nur wenige ärmliche Häuser an der alten Hasenstelle, und erst gegen das Ende des 17. Jahrhunderts gelangte der Ort wieder zu einiger Blüthe. Damals führte der zuneh mende Handelsverkehr zu der Anlage des Quais; bald darnach wurden auch die starken Ringmauern der Stadt gebaut, die bei der Belagerung JLfas durch die franzö- JLfa. fische Armee im Jahre 1799 wohl einige Tage gute Dienste leisteten, die schließliche Erstürmung und theilweise Zerstörung der Stadt aber natürlich nicht aufhalten konn ten. Die heute vorhandenen, allerdings stark im Verfall befindlichen Befestigungen wurden kurze Zeit darauf von den Engländern aufgeführt und, nachdem sie im Jahre 1832 bei der Beschießung durch Mehemed Ali stark gelitten hat ten, von den Türken nothdürftig ausgebessert. In den letzten drei Jahrzehnten hat Jüfa, dessen Ein wohnerzahl sich nach der nur annähernden Angabe des tür kischen Census auf etwas über 8000 Seelen beziffert, einen sichtlichen Aufschwung genommen; indessen ist die Erklä rung hierfür vielleicht mehr in dem starken Pilgerdurchzug zu suchen, als in einer beträchtlichen Zunahme des Han delsverkehrs. Die Hafenverhältnisse Jüfas sind für die heutige Schifffahrt von eigenthümlich ungünstiger Art. Der kleine Hafen hat nur eine Tiefe von acht bis zehn Fuß und ist überdies von einem Kranze von Riffen und Klippen umgeben, in dem sich nur eine äußerst schmale, selbst für Schiffe von geringem Tonnengehalt schwer passirbarc Durchfahrt befindet. Alle größeren Schiffe, sämmtliche Dampfer, müssen ans der dem West- nnd dem vorzugsweise herrschenden Nordwinde ausgesetzten Rhede eine Viertelstunde vom Lande entfernt vor Anker gehen, und die Landung der Pasfagicre und das Löschen der Ladung läßt sich oft genug nur uuter den größten Schwierigkeiten bewerkstelligen. Da neben gehört es auch nicht zu den Seltenheiten, daß Wind und Meer einen Aufenthalt auf der Rhede gar nicht ge statten, und daß die Passagiere, die vom Bord des Dam pfers aus schon sehnsüchtige Blicke nach dem Ziele der Reise, dem gleich einer starken Festung am steilen Ufer rande emporsteigenden Jüfa, gesandt haben, sich zu unfrei-