Im Lande der Mitternachtssonne. 359 Im Lande der Mitternachtssonne. Auf S. 350 des vorigen Bandes kündigten wir das Er scheinen einer deutschen Uebersctznng von Paul DuChail- lu's, des bekannten Afrikareiscndcu und Gorillajägers, Buch „Tlm Imnck ob tllö NilluiZllt 8nu" an und theikten die günstige Kritik desselben durch das „Athenäum" mit. Bon dieser Uebersctznng, welche unter dem Titel „Im Lande der Mitternachtssonne" in 24 Lieferungen bei F. Hirt u. Sohn in Leipzig erscheint, liegt uns bereits die gute Hälfte vor; sie setzt uns in den Stand, das aller seits geäußerte gute Urtheil auch zu dem unserigen zu ma chen. Es ist kein streng wissenschaftliches Buch, welches der Autor geliefert hat, und die über die Geologie des Landes, die Antiquitäten und dergleichen in die Reiseerzählnng ein geflochtenen Kapitel sollen nur oricntireu; um so gründlicher aber und anziehender sind seine Schilderungen von Land und Leuten, welche er während seines langen Aufenthaltes in den Jahren 1871 bis 1878 genau kennen zu lernen die beste Gelegenheit hatte, welche wohl je einem Ausländer zu Theil wurde. Vom Throne bis herab zur elendesten Hütte kam er mit allen Ständen und Schichten der Bevölkerung in nahe Berührung und führt sie uns in lebendiger Darstellung vor (eines der reizendsten Kapitel ist z.B. das 28.: „Eine ^.Imu Lappländerlager im Winter. mutor des Nordens", die Schilderung des schwedischen Studen tenlebens). Der reiche Bilderschmuck des anziehenden Bnches ist von bcsondcrm Werthe, da die Originale der 48 sehr gut ausgeführten Tonbilder und 200 Holzschnitte meist eigens für diesen Zweck hergestellte Photographien sind; so verdankt der Verfasser mehrere derselben dem bekannten Professor I. A. Friis. Im Folgenden theilen wir unter Beigabe einiger vor züglichen, uns von der Verlagshandlung gütigst überlassenen Illustrationen einiges über einen Besuch mit, welchen Du Chaillu zur Winterszeit den Lappen in der Nähe von Muoniovaara abstattete. Der Ort liegt unter 68" nördl. Br. auf dem rechten schwedischen Ufer des die Grenze gegen Rußland bildenden Flusses Muonio. Unweit des Dorfes traf der Reisende mitten ini Walde auf eiu etwa 12 Fuß im Durchmesser haltendes Zelt, und gleich darauf schlugen wenigstens 6 bis 7 Hunde zugleich an, den Bewohnern seine Annäherung verkündend. Die hier wohnten, waren reiche Lappen; nannte doch das Haupt der Familie, ein untersetzter, starker, blauäugiger Manu Mittlern Alters nicht weniger als tausend Reuthiere sein eigen. Rings um das Zelt stan den Pulkas und Kerres (zwei Arten bootartigcr Renthicr- schlitten) bunt durcheinander; zahlreiche Schneeschuhe lagen auf dem Boden oder lehnten an den Bäumen, an deren Zweigen neben dem Zaumzeug auch alle nur möglichen Flcischvorräthe aufgehängt waren; denn das eigens zu die sem Zwecke zwischen den Bäumen etwa 6 Fuß über dem Boden errichtete Gestell schien zu ihrer Unterbringung nicht auszureichen. Gefroren oder geräuchert lagen die Stücke hier auf und neben einander gestapelt; an Zungen und Bla sen voll gefrorenem Blute mit Renthierfüßen darin war kein Mangel, während eine andere Anzahl von Blasen sowie Eimer und Kannen gefrorene Milch enthielten; denn viele Renthiere können bis zu Weihnachten gemolken werden.