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21 I. E. D. Schmeltz: Ueber einige religiöse Gebräuche der Melanesier. Der Pflug des mingrelischm Ackerbauers weist den tief sten Grad von Ursprünglichkeit ans: ein langes horizontales Holzstück, dessen unteres Ende sich in spitzem Winkel krümmt, ein etwa handgroßes Stück Eisen, das an diesem untern Ende festgebunden wird; ein langer Baumast, der als Deichsel dient, das ist das übereinfache Geräth, besten Lei stungen denn auch entsprechend gering sind. Anerkennenswerth sind die Bemühungen des in Gordi residirenden Fürsten Nikolaus zur Hebung der mingrelischen Landwirlhschaft. Eine von ihm gegründete Musterkolonie, Nicoscia, zeigt, was sich mit einigemVerständniß in dieser Beziehung ans dem Lande machen ließe. Die Kolonisten in Nicoscia, die aus einem nnfrnchtbaren Theile des Landes hierher übergesiedelt, ihre Grundstücke von dem Fürsten in Pacht haben und alle mögliche Unterstützung und Förderung von ihm erhalten, machen durchweg den Eindruck der größ ten Wohlhabenheit. Das europäische Ackergeräth, dessen sie sich bedienen, die rationelle Bewirthschaftung des Bodens steht im Einklang mit dem Aussehen ihrer nach mingrelischem Schl gebauten, aber durch verschiedene Verbesserungen auch höheren Ansprüchen genügenden Hänser. Das eigenthüm- liche Gepräge des mingrelischen Lebens, die kindliche Freude an Lustbarkeiten aller Art, verliert sich jedoch auch unter diesen civilisirteren Verhältnissen nicht. Bei ihrem kurzen Verweilen in Nicoscia mußte die Reisende eine festliche Ta- mascha und ein großes Gelage mitmachen, für welches ihre Anwesenheit den willkommenen Borwand abgab. Die Unternehmungslust und die Elasticität des Mingrelicrs jeden Standes und jeden Geschlechtes, sobald es sich um Ver gnügungen handelt, ist geradezu staunencrregend. Neben der Tamascha sind es besonders große gemeinsame Partien zu Pferde, mit denen Hoch und Gering die zahlreichen Fest tage der griechischen Kirche zu begehen liebt. Alle Min- grelierinnen sind gute Reiterinnen — in der eigenthümlich kleidsamen Tracht von meist leuchtenden Farben, das Baschlyk um die Schultern geschlagen, auf dem Kopfe das georgische diademartige Kaskett, gewöhnlich aus rothem Sammet mit Gold und Perlen gestickt, von dem ein kleiner Gazeschleier herabfällt: so gewähren sie auf den oft reichgeschmücktcn Pferden den anmuthigsten Anblick, zugleich die schönste Staf fage für die Wald- und Berglandschaft. Es war ein weiter Abstand von dem Aufenthalt in dem freundlichen Zugdidi zu der Tour durch Abchasien, die Ma dame Carla Serena darauf zu unternehmen gedachte. Mit dem Ueberschreiten des Jngur und dem Betreten des Gebie tes von Zamurzachan nahm sie auf mehrere Monate Ab schied von allen Anklängen an europäische Kultur. Ueber einige religiöse Gebräuche der Melanesier. Mitthcilung aus dem Museum Godeffroy iu Hamburg. Von I. E. D. Schmeltz. II. Es sei mir zunächst noch gestattet, diese Blätterwulste und die dazu gehörigen Thürme sowie ihre Anfertigung zu beschreiben. Zu dem unteren Blätterübcrwurfc oder Rock werden Blätter einer palmenähnlichen, stacheligen Rohrart verwen det, welche sich im Forste bis hoch in die Baumkronen hin aufrankt und „A Magu« genannt wird. Diese Pflanze wächst nicht allerorten so häufig, daß es möglich wäre, inner halb kurzer Zeit einen ansehnlichen, genügenden Blätter vorrath zu sammeln. So ist es in der Duke-of-Nork- Gruppe besonders die Insel „BaUlu«, auf deren westlichem „Manko« genannten Theile sie besonders reichlich vor kommt; im Blanchebai-Distrikt dagegen und auf dem nie der» Birara nicht. Die Duke-of-York-Leute holen des halb die für die Duck-Dnck-Masken nöthigen Blätter von Manko und selbst die Eingeborenen von Neubritannien (von Rulnana und Matupit) fahren mit ihren Canoes nach die sem 12 englische Meilen von ihrer Heimath entfernten Ort, um die Blätter, in dicke Packen zusammengeschnürt, von hier heimzuschasfen. Die Blätter werden dann auf die Stengel einer „Kaiike« genannten Liane oder auf ein „Akadai« ge nanntes Rohr (bleifederdick und dem Ratang ähnlich) neben einander festgebunden und nun in Ringen über einander befestigt. Am oberen Rande des derartig gebildeten Blätter- rockcs sind zwei Bügel aus demselben Rohr, für das Durch- stcckcn der Arme angebracht, an denen dann der Rock von den Schultern über den Leib herabhängt, Fig. 1. Einige solcher Blätterringe sind auch am untern Rande der thurm artigen Maske befestigt um die Arme zu verdecken; sollten anch diese noch nicht genügen, so werden zuvor noch einige lose Blätterringe aus dem Oberrand des Rockes herumgelegt, damit Thurm und Blätterrock gut auf einander schließen und die Arme des Trägers genügend verdeckt sind. Das Gestell oder Gerüst des Thurmes (Aule-ne-Duck- Duck), „des Kopfes des Duck-Duck,« Fig. 2, wird aus den abgeschabten Blattrippen der „Angcleb«-Palme verfertigt, deren dünne Enden nach oben hin zu einer langen Spitze verbunden werden und als Verzierung derselben einen roth bunten Dracaena-Blätter- oder einen Federbnsch tragen. Der untere, fischkorbähnliche Theil wird mit den langen weißen Stammfasern der „Air«-Palme in geschickter Weise dicht durchwoben nnd die weitere nun noch folgende Verzierung nnd Färbung des Thurmes ist reine Sache des Geschmacks. Abstehende Faserkränze, lange, einem Roßschweif ähnliche Faserbündel, ja selbst kleine Canoe-Modelle mit Federguir- landen werden nach Belieben daran angebracht; Gesichter, deren Augen aus weißen Muscheln (Ovula ovum) nach geahmt sind, Arme und Hände werden darauf gemalt und ebenso oft rnnd herum Zacken und Kränze. Oft werden auch die Fasern, bevor sie verwebt werden, gefärbt: Schwarz, Roth oder Gelb. Die für die Verzierung verwendeten Far ben: „Weiß, Roth, Gelb und Schwarz« anlangend, sei be- i) Interessant ist die Verwendung der Ovula bei den Südsee-Jnsulanern, die säst immer mit dem Ceremoniell im Zu sammenhang zu stehen scheint. Hier findet sie an den Duck- Duck-Masken Verwendung, aus den Admiralitäts-Inseln dient sie als Bedeckung der Eichel und wird dort in großem Werth gehalten, aus Palau als Schmuck der Canoes der Häuptlinge, in Viti hängt sie an Schnüren von den Dächern der Tempel herab und Las Balkenwerk der Häuptlingshütten ist mit der selben geschmückt; und in Tonga werden die Gräber hervor ragender Persönlichkeiten mit dieser Muschel geschmackvoll belegt. Schmeltz.