Volltext Seite (XML)
352 Aus allen Erdtheilen. St. 2 Sch. Pro Kopf. Einen wichtigen Exportartikel bildeten vorzügliche Holzarten, namentlich Jarraah und Sandel. Die Perlfischerei an der Küste lieferte einen Exportwerth von ungefähr 85 000 Pf. St. Die Schiffe (Ein- und Auslanf) zählten 383 mit einem Tonnengehalte von 250 429. An Eisenbahnen sind 72 Miles in Betrieb und 20 in Bau be griffen. Es wird projektirt, die von Fremantle am Swan- Flusse über Perth und Guilford nach Jork, in 31" 50' südl. Breite nnd 116"49' östl. L- Gr., lanfende Ostbahn in südlicher Richtung bis Albany am King George Sound, un gefähr 200 Miles, fortzusetzen. Da aber die Kolonie die großen Geldmittel dazu nicht ausbringen kann, so will die Regierung, unter Zustimmung des Parlaments, diese Bahn durch englische Kapitalisten bauen lassen und dieselben durch Ueberweisung beträchtlicher Ländereien zu Seiten der Bahn strecke entschädigen. Da die englische Regierung dies Pro jekt gutgeheißen hat, so sind die Verhandlungen jetzt ein geleitet. Die Telegraphenlinien hatten zu Ende des Jahres 1880 eine Länge von 1568 Miles. Die Verbindung mit Südaustralien nnd dadurch wieder mit den sämmtlichen au stralischen Kolonien vermittelt der 750^2 Miles lange Tele graph, welcher von Albany an der Meeresküste entlang nach Port Eucla an der Großen Australischen Bucht läuft und sich hier an den südaustralischen Telegraphen anschließt. Inseln des Stillen Oceans. — lieber die Bevölkerung des Nordwestens von Neu- Irland, welche Korvettenkapitän Kuhn mit dem deut schen Aviso „Habicht" im Juli 1881 besuchte, berichtet der selbe (Annalen der Hydrographie 1882, Heft 4, S. 231): Die Eingeborenen sind vollkommen uncivilisirt und leben unter wenig einflußreichen Häuptlingen in zahlreichen Stäm men, welche sich unaufhörlich befehden, hauptsächlich um Kriegsgefangene zu machen, die sie dann verzehren. Sie sind sämmtlich Anthropophagen und kennen in Befriedigung die ser Neigung nicht die geringste Scheu, wie sie auch nicht unterlassen, die ihnen befreundeten weißen Händler zu solchen Mahlzeiten jedesmal einzuladen. Ihre Stammesgenossen je doch verzehren sic nicht, sondern begraben sie über ihren Hüt ten oder verbrennen die Leichen. Der äußern Erscheinung nach unterscheiden sie sich nur sehr wenig von den Eingebo renen von Neu-Britannien nnd führen dieselben Waffen, wie diese, Wurfspeere, Keulen und Schwerter aus Holz. Den Gebrauch des Bogens scheinen sie, wie jene, nicht zu kennen. Auffallend ist bei ihnen eine keineswegs geringe Fertigkeit in der Holzschnitzerei; vor allen Dingen findet man hübsch verzierte Keulen nnd Kanoeverzierungen. Südamerika. — M- Alphonse Pinart schreibt ans Canazas (Departement Veragua, Staat Panama) vom 26. März d. I., daß er sich bei den Indianern der Sierra Central des Isthmus, den Guaymis, aushalte, welche in vollkommen wildem Zustande leben und nur mit einigen Amerikanern, welche an der Nordküste Tauschhandel treiben, Verkehr unter halten. Pinart hat bei ihnen einige interessante Daten und verschiedene Vokabulare gesammelt, auch viele Felsritzungen angetroffen. Er gedenkt bald die mit dem vagen Namen Talamanca bezeichnete Gegend im Osten von Costarica zu besuchen, wo viele fast noch unbekannte Stämme Hausen. — Ende Februar siud die Herren Vargas und Fraga von ihrer Durchforschung des chilenischen Antheils des Feuerlandes nach Chile zurückgekehrt. Sie berichten von weiten Wäldern alter Bäume, Prärien, grasreichen Wiesen, hohen Berggipfeln, tiefen Schluchten und besonders von hün- figen Goldvorkommnissen. — Lieutenant Bove's „antarktische" Expedition ist am 4. Februar erst in Punta Arenas eingetroffen (siehe oben S. 288). Polargcbiete. — Auf die Nachricht von dem Untergange des „Rod gers" (s. oben S. 320) hat das Marine-Departement der Vereinigten Staaten beschlossen, den bei Mare Island in Californien befindlichen Bundesdampser „Jroquois" so fort der Mannschaft des verbrannten Schiffes zu Hilfe zu schicken. Das Schiff war gerade in seetüchtigen Zustand ver setzt worden und war für das pacifische Geschwader bestimmt gewesen. Inzwischen brachten die „Times" folgendes Tele gramm aus St. Petersburg vom 5. Mai: „Der amerika nische Geschäftsträger hier hat eben eine mit „Captain Berry" unterzeichnete Depesche aus Kolymsk in Ost-Sibirien erhalten, welche meldet, daß 30 von den 37 Mann aus dem verbrann ten „Rodgers" zu Grunde gegangen sind. Diese Nachricht wurde vor zwei (?) Tagen von Werchojansk östlich der Lena durch W. H. Gilder, den Korrespondenten des New Jork Hcrald, abgeschickt." — Am 9. Mai hat der „Willem Barents" seine fünfte Fahrt in das Arktische Meer (Nordpolexpedition kann man diese kurzen Ausflüge kaum nennen) angetreten. — Wie verlautet, wird der bekannte Nordpolfahrer Sir Allen Joung das Schiff befehligen, welches dem wahr scheinlich bei Franz-Josef-Land verweilenden Mr- Leigh Smith Hülfe bringen soll (s. oben S. 80 und 176). Es ist zu diesem Zwecke ein Dampfer' gemiethct worden und wird derselbe jetzt zu seiner Eisfahrt verstärkt. Vermischtes. — Im Herbste 1879 erst wurde die 4. Auflage von Pros. H. Wagner's Neubearbeitung von H. Guthe's Lehrbuch der Geographie abgeschlossen und bereits liegt der 1. Band der 5. Auflage (Hannover, Hahn'sche Buchhand lung, 5 Mark) vor, ein Beweis, welcher Beliebtheit sich dasselbe ersreut. Der „Globus", welcher von der Fluth neu erscheinender geographischer Lehrmittel absichtlich nur selten Notiz nimmt, ist nicht die Stelle zu einer eingehenden Besprechung des Wagner'schen Werkes; aber hervorheben wollen wir doch den Fleiß, mit welchem der Bearbeiter die Resultate neuer Forschungen und Studien, der Reisenden wie der Geogra phen und Kartographen, nachzutragen bemüht ist. Zur Ein führung in die-Geographie ist das Guthe-Wagner'sche Buch zu empfehlen. Inhalt: Das heutige Syrien XVI. (Mit fünf Abbildungen) — Blnmentritt: Studie zur Bevölkerungs-Sta tistik der Philippinen I- — E. Kramberger: Daruvar in Slavonien und seine Umgebung I. — Heyselder: Ethnogra phisches aus der Oase der Achal-Teke. — Aus allen Erdtheilcn: Afrika. — Australien. — Inseln des Stillen Oceans. — Südamerika. — Polargebiete. — Vermischtes. (Schluß der Redaction am 14. Mai 1882.) Redactcur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Brannschweig. Hierzu zwei Beilagen: 1. Literarischer Anzeiger Nr. 22. — 2. Prospect von Dietrich Reimer (Reimer und Hoefer) in Berlin.