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sogar noch etwas mehr, und daß ich nicht gestatten könnte, daß sie von einem Gaste und Fremden Geld annähmen. Ohne die Miene zu verziehen und ohne den Versuch einer weitern Ueberredung stand er von seinem Verlangen ab. Ueberhaupt habe ich gefunden, daß diese Perser, namentlich ud-Dauls selbst, wenn sie auch in einigen Punkten nicht unseren europäischen Begriffen von guter Sitte entsprechen (wie das Ausstößen, das Essen mit den Fingern, Zerreißen des Geflügels und Vorlegen mit den Händen rc.), was Rücksicht gegen Andere, Respekt vor dem Alter, Selbst beherrschung, Takt, kurz was wahrhaft menschenwürdige Bil dung betrifft, sehr hoch stehen und manchen Europäern als Muster dienen könnten. Wie der dolichocephale Schädel und die regelmäßigen Gesichtszüge diese Iraner als von altem arischen Stamm bezeichnen, so zeugt ihre menschlich har monische Bildung von dem Alter der Kultur, deren Träger sie sind. Es ist eben ein Unterschied, ob die Eltern schon 1000 oder 100 oder nur Zehner von Jahren gebildete Menschen waren. (Uns erscheint die persische Bildung doch mehr als äußerlicher Lack, unter welchem sich oft recht wüste Barbarei verbirgt. Red.) Daß sie intelligent sind, haben wir vielfach erproben können, und daß ihnen Witz nicht mangelt, war trotz der ungenügenden Konversationsmittel oft zu bemerken. Der älteste Sohn des Chan improvisirte eine Zeichensprache, in der er mir ganz amüsant erzählte nnd die er selbst die Sprache des Stummen nannte. Ihr Besuch in unserm Lager wirkte als wohlthätige Abwechselung in der Monotonie der Steppe und unseres Lebens, welchem nach dem 12. und 18. Januar, d. h. dem Sturme von Gök-Tepe und der Besetzung von Aschabad, Aufregung und Abwechselung fehlte. Den Tekes dagegen war dieser Besuch ihrer Erbfeinde und die dem Chan erwie senen Ehren ein Dorn im Auge. Aus allen E r d t h e i l e n. Afrika. — Der Holländer Juan Maria Schuver ff. oben S. 127) schrieb am 5. Januar an Dr. E. Behm in Gotha (Petcrmann's Mitth. 1882, S. 191): „Es freut mich, Sie heute zu benachrichtigen, daß ich im December die unabhängigen Berta-Stämme westlich von Fadasi explorirte, d. h. Banghe und Kizir besuchte, sowie an dere Thäler, die znm Becken des Weißen Nil gehören. Ich löste dabei völlig das Räthsel von dem Entspringen des Ja- bus und Sobat aus einem und demselben See, eine Sage, die von den Arabern geglaubt und verbreitet wird. Wie cs zwei Tumat giebt, so gicbt es nämlich auch zwei Jabus, ja es scheint, daß die Bezeichnung Jabus oder sprachlich damit verwandte Ausdrücke (Abai, Hawasch, Jub) von einem Ur- Volk auf alle immerfließendcn Gewässer dieses Theiles von Afrika angewendet wurden. Nachdem ich früher die Quellen des Tnmat und des östlichen Jabus fixirt hatte, gelang cs mir jetzt, auch die Quellen des Jal, des nördlichsten Zu flusses zum Weißen Nil, zu fixiren. Die Berta nennen aber den Jal, soweit er durch ihr Gebiet geht, ebenso Dabus wie das östliche stets fließende Wasser. Jal heißt der Fluß im Burun-Lande, und die Aman-Neger, bei denen er entspringt, nennen ihn Valasat. Ich verfolgte seinen Laus weit genug, nm sicher zu sein, daß es der Aal ist. Ich könnte viel Interessantes mittheilen, habe aber nach meiner Rückkehr wieder das Fieber bekommen und bin dadurch am Schreiben behindert. Bald hoffe ich Ihnen Karten und Aufzeichnun gen zu schicken." Im Anschlusse hieran sei bemerkt, daß es keineswegs Schuver's Absicht war, quer durch ganz Afrika von Aegypten bis zum Kaplande zu reisen, wie dies mehr fach angegeben wurde; vielmehr gedenkt er im Juni 1882 Afrika zu verlassen und über Massaua nach Bagdad zu gehen. — Zu Anfang Mai sind in London gute von Weih nachten datirende Nachrichten aus Rubaga, König Mtesa's Residenz am Victoria Njanza, eingctroffen. Das Sinken der ägyptischen Macht im Norden hat die ängstlichen Gcmüther der ccntralafrikanischen Machthaber wesentlich be ruhigt. Demnächst werden sich übrigens ansehnliche Ver stärkungen zu den beiden in Uganda befindlichen Missionären begeben, und es sollen außer den bereits vorhandenen noch mehrere Zwischenstationen zwischen dort und Zanzibar besetzt werden. — Der „Natal Mercury" nieldet den Tod des Mr. G. W- Stow, der sich durch seine geologischen Aufnahmen von Griqualand West und Natal bekannt gemacht hat. Auch war er Jahre lang mit einem Werke über die Busch männer und einem andern über die Einwanderung der Neger in den Süden Afrikas beschäftigt. Australien. — Die Kolonie West-Australien mit ihren 47 030 deutsch-geographischen Quadratmeilen ist dem Umfange nach die größte und auch nächst Neu-Süd-Wales und Tasmanien die älteste unter den australischen Kolonien, denn sie datirt als „tlls 8cvan kivor Lsttlsnmnt" vom 1. Juni 1829. Dennoch ist sie bis auf den heutigen Tag weit hinter den Fortschritten ihrer Schwesterkolonicn zurückgeblieben, da die ungünstigen Bodenverhältnisse die Kultur und die Benutzung zu Viehweiden nur in sehr beschränkter Weise zulassen. Die Bevölkerung belief sich nach dem Ccnsus vom 3. April 1881 erst auf 31000, gegen 24 785 nach der Zählung vom 31. März 1870, und das männliche Geschlecht verhielt sich zum weib lichen wie 4 zu 3. An Land befanden sich nur 63 903 Acres (ein Acre — 40,46 Ar) unter Kultur, und davon standen 27687 unter Weizen mit einem durchschnittlichen Ertrage von lö Bushels (zu 60 Pfund) vom Acre. Schafzucht herrscht vor und wird, nachdem Alexander Forrest auf seiner For schungsreise im Jahre 1879 nördlich von Esperance Bay schöne wasserreiche Grasgegcnden von beträchtlicher Aus dehnung entdeckt hat, bald in noch größerm Umfange be trieben werden. Der Viehstapel der -Kolonie zählte am 3. April dieses Jahres 34 568 Pferde, 63 719 Rinder, 1231717 Schafe und 24 232 Schweine. Die Jahresrevenue belief sich auf 180050 Pf. St. oder 5 Pf. St. 16 Sch. 2 P. pro Kopf und die Ausgaben aus 204 338 Pf. St. oder 6 Pf. St. 11 Sch. 8 P. pro Kopf. Die Kolonie war mit einer Staatsschuld von 361000 Pf. St. belastet- Der Im port hatte einen Werth von 353 669 Pf. St., der Export den von 499183 oder resp. 11 Pf. St. 8 Sch. 2 P. und 16 Pf.