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348 Dr. O. Heyfelder: Ethnographisches aus der Oase der Achal-Teke. häufig von Freunden oder seinen Söhnen unterstützt, im Trab um den Pflock; ein sowohl für ihn als auch für die Vierfüßler schwieriges Geschäft, das seine Kehle austrocknet. In Ermangelung von Pferden werden Ochsen zum Treten verwendet; ein Maulkorb aus wilden Reben hindert die Wiederkäuer am Naschen und die drohenden Schwingungen der Peitsche sollen ihren trägen Schritt beschleunigen. Na türlich bleibt bei dieser unvollkommenen Art des Drnsches viel Korn im Stroh zurück. Das Reinigen von Spreu und Staub betreibt der Landmann zwar mit Windrentern, doch pflegen ärmere, wenn sie keine solche zu leihen bekommen, das Geschäft bei günstigem Winde durch Werfen mit Schau feln abzuthun. Geht kein Wind, so läßt man die Körner mittels einer durch die Giebelluke gesteckten Rinne auf eine unten ausgebreitete Leinwanddecke fallen, wodurch die leichtere Spreu theilweise ausgeschiedcn wird. Die Unvollkommenheit des Erfolges bedingt die oftmalige Wiederholung der Pro cedur. Nachträgliches Waschen und Trocknen hilft nach. Manche Bauern haben auch einen seitab vom Dorfe gelege nen Meierhof (Salav oder Stan), wo sie ihr Getreide auf speichern, auch etwa ihre Schweine züchten und Ackergeräthe halten. In Gegenden, wo der Bauer wegen der Menge seiner Fechsung nicht nach Wunsch mit dem Dreschen fertig werden kann, erscheinen zeitweise Ungarn aus der Drave- Gegend mit Wagen und Pferden, um gegen einen gewissen Antheil von sogenannter Halbfrucht, d. i. Korn und Weizen zu zwei Theilen gemischt, den Arbeitsbedürftigen auszuhelfen. Ich wanderte nun am Ufer der Pakra, die sich zwischen den hohen Bergen durchwindet, hin und nach dem ziemlich entfernt gegen Nordost liegenden Biela. Selten sah ich solch eine Menge Bachstelzen, wie auf diesem Gange. Sie glichen einer auf der Wanderung nach dem Süden begriffe nen Zugvogelschar. Die Ufer waren davon dicht besetzt. Nach etwa zwei Stunden erklomm ich einen Berg und er blickte von da aus den nahen Rücken des Crni vrh, der in südlicher Richtung von der Jlova-Quelle bis zu jener der Biela (so heißt die Pakra in ihrem obersten Laufe) und der Orljava-Quelle reicht. Der gleichnamige Kegel ragt, 866 in hoch, aus der Gesammtmasse bedeutend heraus. Er und die Bujanova kosa, 830 w, sind die höchsten Punkte; ihre Zu sammensetzung gleicht den übrigen Gebirgen: am Rücken Urformation, Granit, umschlossen von Tertiärformationen, Werfener Schiefern und Hallstädterschichtcn, außerdem ter tiärem Leithakalk und Ceritienschichten. Imposant entfallen sich die schönen Linien; schade daß die Landschaft so wenig bevölkert ist. Ich umging den Hügel, der die Ruine des Klosters und der Kirche St. Stephan von Jerusalem, einst Sitz des Johanniterordens, trägt, und stieg langsam an einem Bache aufwärts dem nahen Dorfe Biela zu. Ethnographisches aus der Oase der Achal-Teke. Von Staatsrnth Dr. O. Heyfelder. Besuch einer persischen Gesandtschaft im russischen Lager von Gök-Tepe. Während des Feldzuges gegen die Tekes hatten einige Orientalen das Hauptquartier begleitet: Prinz Ramschan der, ein Indier und, wie er selbst sagte, ein Anverwandter von Nena-Sahib, ferner ein persischer Oberst, Militär- bevollmächtigter des Schahs von Persien, ein Chan aus Chiwa, welchen eine Anzahl Stammesgenosscn und Ver wandte begleiteten. Nachdem nun die Hauptfestung der Tekes gefallen und dieser kriegerische Stamm sich unter worfen hatte, wurde bei dein kommandirenden General an gefragt, ob er den persischen Gerneralgouverneur der Grenzprovinz als Abgesandten des Schahs enipfangen würde. General Skobolew erkannte diesen ersten sichtbaren politischen Erfolg des Sieges in seiner Tragweite H an, gab eine bejahende Antwort und begab sich, sobald er hörte, daß die Gesandtschaft unterwegs sei, nach Aschabad. Aber der Chan Schudshau-ud-Daule, ein Onkel des regierenden Schah, Großwürdenträgcr, Diplomat und vor allem ein Orientales war auch nicht von gestern. Als er durch seine Kundschafter hörte, der kommandirende General sei nicht in Gök-Tepe anwesend, so verzögerte auch er sein Kommen und blieb 2 oder 3 Tagereisen von uns im Gebirge stehen. Allein in jenen Februartagen war es ft Die Tekes hatten nach dem Mißerfolg der Expedition von 1879 alle diejenigen empfindlich gestraft, welche dem Feinde Vorschub geleistet hatten. Die Turkmenen an Ler Seelüfte, die Kara-Kalinzen und die Perser. So fanden wir diesmal keine Zufuhr, keine Verkäufer, keine Dolmetscher und Unterhänd ler; kein Obst noch Gemüse durfte aus dem nahen Persien nach Tschikischlar gebracht werden, der Bedarf an Kameelen wurde aus Chiwa und Turkestan beschafft. Erst mit dem Erfolg der Waffen kamen Karawanen aus Persien. auf dem Kobet-Dagh kalt und die verweichlichten Herren aus Iran mit ihren ebenfalls nicht abgehärteten Kameelen und Maulthieren konnten im Gebirge nicht lange der Eti- qnette zu Liebe frieren. Sie stiegen also herab. Unser ganzes Lager war in Aufregung. Skobolew hatte scheidend befohlen, den Chan mit allen seinem Rang gebührenden Ehren zn empfangen. Eine Ehrenwache war vor feinem Filzzelt aufgestellt und die Musik des Stawropolskischen Regimentes war bereit ihn mit den uns während der Belagerung znm Ucberdrnß vorgespielten Stücken zu be grüßen. Eine Gruppe Filzzelte außerhalb unseres La gers nicht weit von einem Bache war für die Perser vor bereitet, die Kibitken im Innern mit schönen Teppichen (Beute aus Gök-Tepe) ausgestattet, ein italienischer Restau rateur war gemiethct, um für Speise und Trank zu sorgen. Es muß nämlich hier eingeschaltet werden, daß sich alsbald ein regelmäßiges, gut ausgestelltes Lager bei Gök-Tepe ge bildet hatte. In zwei bis drei Zcltreihen hausten Armenier und Perser, einige wenige Griechen, Russen und dieser Ita liener; sie verkauften Speisen und Getränke, frisches nnd getrocknetes Obst ans Persien, frisch gebackenes Brot, Matzen, Mehlspeisen und Konserven und kauften unseren Soldaten ihre Beutestücke für billiges Geld ab. Dank diesen unter nehmenden, unerschrockenen Kaufleuten konnten wir Lichter, Thee, Kaffee, Tabak, Marseiller und Petersburger Konser ven, Käse, Schinken, Geräthe und Getränke aller Art, sogar Krimmwein, Acres, Portwein, französische Weine und Cham pagner kaufen; aber zu welche» Preisen! Ein Pfund Stea rinlichter 2 Rnbel 50 Kopeken, eine Flasche Krimmwein im Werthe von ftft Rubel zu 4 bis 5 Rubel, eine Flasche