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330 Nachrichten aus der westarabischen Landschaft Asir. Mission die Rede, welche die Grenzen endgiltig festsetzen sollte, die aber, so viel ich weiß, niemals zusammengetreten ist. Guatemala war cs damals vornehmlich um einen Theil von Soconusco zu thun, den die Indier seiner im Oberlande, der tiorra tria, nm S. Marcos liegenden Dör fer, zeitweilig vom Gebirge heruntersteigend — wie es die Indier an vielen Stellen des spanischen Amerika thun, um die fruchtbare tiorra oalionts, deren Klima sie fürchten und die sie daher nicht gern stetig bewohnen, doch auch nicht ganz ungenutzt zu lassen —,für ihre Maisaussaaten gebrauch ten und den die Regierung von Guatemala, nach Gebühr für ihre Leute eintretend, ihnen nicht wieder entrissen sehen wollte. Unter gewöhnlichen Umstünden wäre diese Sache in Mexico wahrscheinlich unbeachtet geblieben; denn, wie mir einmal ein mexicanifcher Politiker sagte, Chiapas, das der Centralregierung nichts einbringt und bei der weiten Entfernung fast schon aus ihrem Bereiche liegt, ist ein von ihr fast vergessener Winkel. Zudem ist die Gegend, die damals in Frage stand, noch dünner als das übrige Soco nusco bevölkert. Dies hatte ich unter anderen Gelegenheit, aus einer kleinen Schrift des mexikanischen Finanzministers. Don Matias Romero zu entnehmen, in der er vom Kaffee sprach und insbesondere den Anbau desselben in Soconusco anrieth, wo das Land fruchtbar und bei der geringen Zahl seiner Bewohner fast für nichts zu haben sei, wohin man freilich eben des letztgenannten Umstandes halber sich Arbei ter aus Mexico mitzubringen gut thue. Wie ich auf Be fragen erfuhr, hatte Romero selbst dort eine sehr große Kaffee-Hacienda eingerichtet, die aber, wie ich hörte, später gleich anderen von den Eingeborenen der oberländischen guatemaltekischen Dörfer, die sich in ihren Rechten beein trächtigt gesehen haben werden, zerstört worden ist. Der Umstand, daß Romero mit dieser Sache zu thun hatte, ist jedenfalls ein Grund, warum sich die mexicanische Regierung ihrer mehr annimmt, als sie sonst thun würde. Es wäre also in: letzten Grunde ein Streit nm Landbesitz zwischen dem städtischen spanischen Kapital und den eingeborenen von Alters her angesessenen indischen Bauern, ein Streit, auf dessen häufiges Vorkommen in jenen Ländern und auf dessen Bedeutung ich schon öfter im „Globus" aufmerksam gemacht habe und der in diesem Falle in seinem Verlaufe zu einem Kriege zwischen Mexico und Guatemala führen könnte. Wer in diesem Kriege siegen würde, ist nicht ohne Weiteres ausgemacht. Mexico hat freilich sechsmal so viel Einwohner als Guatemala. Wie soll es aber alle seine Machtmittel an dieses heranbringen? Es würde nur einen Theil derselben zur Verwendung bringen können und den Krieg bei dem geringen Interesse an dessen Gegenstand wahrscheinlich nur lau führen. Guatemala dagegen würde seine Kraft, die in der Hand eines, wie es heißt, thatkräf- tigen Präsidenten gesammelt liegt, voll einsetzen. Nachrichten aus der westarabischen Landschaft Asir. Einem lüngern Schreiben des Kaufmanns Herrn Lud wig Stroß (s. „Globus" XI., S. 119 und 135), datirt Hodeida 14. April 1882, worin er uns verschiedene, an an derer Stelle zu veröffentlichende geographische Nachrichten über die zwischen Hedschaz und Jemen gelegene westarabische Landschaft Asir mittheilt, entnehmen wir das Folgende. Als die Türken in den Jahren 1870 und 1871 unter Achmed Muchtar und Redif Pascha gegen Asir vordrangen, gelang ihnen die Eroberung der Tehama, des Tieflandes, ziemlich leicht. Der Fürst von Asir, Mohamed ibn-Aid, wohnte in Zigga (Sega, Sekka bei Carl Ritter), von wo er beim Herannahen der Türken nach Reda i) floh, um sich dort mit feinen Anhängern zu vertheidigen. Die Türken konnten Reda lange Zeit nicht nehmen, bis sie durch Ver- rath des Scheichs von Sabbia auf Seitenwegen den das Wadi vertheidigenden Asir in den Rücken geführt wurden. Heldemnüthig kämpften dieselben noch drei Tage lang; end lich ergaben sie sich unter der Bedingung, daß ihnen kein Leid geschehen sollte. Durch Unvorsichtigkeit der Türken jedoch flog ein Pulverwagen in die Luft und tödtete ihnen den Bimbaschi (Major) Abbas Bey sowie scchszehn Offi ziere. Die Türken beschuldigten die Asir, das Unglück her beigeführt zu haben, und Muchtar Pascha licß darauf hin den Fürsten Mohamed ibn-Aid, dessen Bruder Saad und 33 andere Scheichs in einen trockenen Brunnen werfen und von oben herab todtschießen. Andere Brüder des Mohamed ibn-Ald sowie mehrere bedeutende Scheichs — ihre Namen sind Nasr ben-Aid, Said ben-Aid, Ali ben-Laheg und dessen ft Reda oder Ghadda, aus den Kriegen der Aegypter in den 20er und 30er Jahren dieses Jahrhunderts als starke Fe stung bekannt, liegt südlich von Menadhir, einer der größten Ortschaften Asirs, und etwas südlich von 18" nördl. Br. Vater, Faiz ben-Gorm und Jbn-Auad — wurden später in Mahrat gefangen genommen und nach Konstantinopel gesandt, wo man sie gleichfalls aus dem Wege räumte. Nur die beiden Scheichs Abderrahman ben-Nasr und die Brüder Ali und Saad ben-Mohamed Aid entflohen, und letztere empörten sich im vergangenen Winter gegen die Türken, so daß während des letzten halben Jahres an ein Reisen in Asir nicht zu denken war. Gegenwärtig (Mitte April 1882) scheinen die Türken wieder einmal Herren des Landes zu sein. Hauptort von Asir und Sitz des Defterdars, des obersten Finanzbeamten der Provinz, ist jetzt Ab ha, 67 Stunden Weges (die Kameelstunde zu 3 engl. Miles) von Kunfuda land einwärts und an der Ostgrenze des eigentlichen Asir gelegen und 4000 Einwohner zählend. Früher war es das um 19 Wegstunden der Küste näher gelegene Muhail, das indessen den Türken zu heiß war. Der türkische Einfluß in Asir reicht jetzt gegcu Süden ungefähr bis Belad Gahtan, 26 Stunden über Abha hinaus; der dortige Scheich Salem Abudi erhält 10 Procent der Abgaben, welche er an die Türken abführt. Die Hauptausfuhrartikcl von Asir sind Ziegen- und Schaffelle, Butter (ssmn), zwei Qualitäten Gummi (Scherzi und Fahmi), Ochsenhäute in geringer Menge und Strohgeflcchte. Jmportirt werden Reis, Petroleum, Man- chesterwaareu und in geringen Quanten Zucker und indi scher Kaffee. Die Moralität der Bergbewohner von Asir steht auf einer sehr niedrigen Stufe. In Abha wird man keinen noch so armseligen Araber finden, der gewillt wäre, für gutes Entgelt einen Packen oder eine Kiste irgendwohin zu tragen, dagegen ist jeder für 1/4 Megidi (im Werthe von