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oder Anstalten der einzelnen christlichen Bekenntnisse. Die 1122 Schulen zählten 66106 Schüler, 52 706 männlich, 13 400 weiblich. Mit den Anstalten der jüdischen und mohammeda nischen Geistlichkeit aber stieg die Schülerzahl auf 88198 und zwar 73291 männliche, 14 907 weibliche. Daneben wurden noch 47 Fachschulen der anderen Verwaltungen von 7729 Zöglingen besucht. Der Nationalität nach waren von den Schülern der 2936 eigentlichen Schulen: 36,5 Proc. Russen, 10,8 Proc. Grusinier, 19,3 Proc. Armenier, 17,3 Proc. Ta taren, 9,9 Proc. Bergstämme, 2,1 Proc. Juden und 4,1 Proc. Europäer. — Dem „Diario de Manila" zufolge hat sich der Eth nologe Dr. Schadenberg von Breslau einige Zeit am Fuße des Vulkans Apo auf Mindanao (Philippinen) aufgehalten, um die Ethnographie der Atas, Bagobos, Manobos, Man- dayas, Tagacaolos, Vilanes, Samales, Sanguilis, Moros (?) und Guiangas zu studiren. (Alle diese malaiischen Stämme, mit Ausnahme der Atas, Samales und Moros, verzeichnet die eben in Petcrmann's Ergänzungsheft Nro. 67 erschienene ethnographische Karte der Philippinen von F. Blumentritt in der Nachbarschaft des Apo-Vulkanes.) Da dieselben in Sprache, religiösen Gebräuchen, Tracht und Sitten wesent liche Verschiedenheiten aufweisen sollen, so hat Dr. Schadcn- berg, bekannt durch seine Abhandlung über die Ncgritos der Philippinen in der „Zeitschrift für Ethnologie", sich ein reiches Arbeitsfeld gewählt. (Nature.) , Afrika. — Der italienische Reisende Kapitän Casati (s. „Globus" XXXVIII, S. 225), von welchem mehrere Monate lang keine Nachrichten eingegangen waren, befand sich zu Ende vorigen Jahres südlich von Munsa's früherer Residenz im Monbuttu- Lande, wo Miani begraben liegt, und wo er mit Dr. Junker zusammenzutreffen hoffte. Casati reist mit einem Araber und vier Akkas und ist entschlossen, den Uälle bis zu seiner Mün dung (in den Congo oder den Tsade-See) zu verfolgen. — Das „Athenäum" vom 22. April meldet, daß Bur ton und Cameron von ihrer Reise an der Goldküste bereits in nächster Zeit zurückcrwartet werden. Weit in das Innere sind sie nicht vorgcdrungen, erklären aber, daß man es dort mit einem zweiten Californien, wie demjenigen vom Jahre 1850, zu thnn habe. Falsch sei es, wie geschehen, schon jetzt kostspielige Maschinen dort zu verwenden; der hydrau lische Proceß, das Goldwäschen, sei einstweilen das einzig geeig nete Verfahren (vcrgl. „Globus" XI-, S. 384). Nordamerika. — Die Bremer Geographische Gesellschaft erhielt Be richte von ihren Reisenden, den Herren DDr. Krause ans Alaska, die bis zum 17. Februar d.J. reichen- Die Herren hatten von ihrer Wintcrstation im Missionshausc bei Chilkat in Begleitung des Missionärs nnd zweier Indianer eine Wanderung zu den Chilkatindianern unternommen, deren Häuptling Tschartritsch sie sehr freundlich empfing und in seinem Hause gastlich aufnahm. Sie verweilten hier, in einem von Weißen bisher noch wenig betretenen Gebiete, eine Woche und hatten reichlich Gelegenheit, Sitten und Leben dieses kräftigen, sehr abgehärteten, von der Kultur bisher wenig be rührten und daher seine ursprünglichen Gebrauche im Wesent lichen noch bewahrenden Jndianerstammes zu studireu. Jagd und Fischfang bilden die Hauptbeschäftigung der Männer. Zur Familie des Häuptlings gehörten zwei Sklaven, die durch Krieg oder Kauf vou anderen Judianerstämmcn erworben worden waren. Die Bekleidung besteht hauptsächlich aus wollenen Decken von verschiedener Farbe. Tschartritsch und seine Leute rüsteten*zu einem längern Handclszug in das Land der Konanaindianer. Die Reisenden wohnten den Feierlich keiten zur Einführung eines neuen Schamanen vom Raben stamme bei. Eigcnthümlich ist die von den Chilkatindianern gepflegte Kuustinduslrie der Anfertigung aus Holz oder Berg schafhörnern geschnitzter und bemalter Hausgeräthe. Die Sitte der Blutrache besteht bei diesem Judianerstamme noch. Der Chilkatfluß war reich an einer Art Hakenlachsen, die nicht einmal sonderlich geschätzt wurden, und an Forellen, die man in Eislöchern mit Speeren tödtete. Nahe der Missionsstation wohnten die Reisenden einer Todtenfeier der Chilkatindianer bei; die Leiche wurde verbrannt. Die Witterung war im December und Ansang Januar milde, später, bis Mitte Fe bruar betrug sie durchschnittlich — 15° C. Ansang Februar traten starke andauernde Schneefälle ein. Diese Berichte wurden von einem Indianer mit Canoc nach Harrisburg be fördert, welche Stadt im Winter einmal monatlich von einem nach Portland, (Oregon) zurückkehrenden Dampfer besucht wird. Die einzige Merkwürdigkeit eines gewissen Rancho unweit Quatorze im mexikanischen Staate San Luis — schreibt L. Posselt in seinen „Kreuz- und Querzüge durch Mexiko" (Heidelberg 1882) — besteht darin, daß er nur wäh rend der Regenzeit Wasser hat in einer Pfütze, aus welcher Menschen und Vieh ihre Bedürfnisse befriedigen; in der trockenen Jahreszeit muß der Wasserbedarf eine Stunde weit beigeschleppt werden. Einen Brunnen zu graben, daran denkt hier zu Lande Niemand. Die Leute sind zu saul. — Aber die Kinder zu erziehen, bemüht sich doch manchmal auch eine mexikanische Mutter, wie ich heute mich überzeuge» konnte. Unsere Wirthin, eine freundliche und hübsche Ranchcrita (Bauersfrau), hatte nämlich gar viel damit zu thun, ihrem kleinen Mädchen dasErdeessen zu untersagen! Diese Ge wohnheit, welche man gewöhnlich nur einigen wilden Völker stämmen Süd-Amerikas zuschreibt, ist auch hier zu Lande keineswegs eine seltene Erscheinung: nicht allein Kinder, sondern selbst Erwachsene, namentlich Frauen, haben diese ab sonderliche Liebhaberei. In Guadalajara, San Luis, Puebla und anderen Orten werden auf dem Markte eine Art Pastillen verkauft, die aus leicht gebrannter weißer thoniger Erde be stehen; wer sie überhaupt genießt, rühmt sie als köstlichen Leckerbissen. — Auf der Reise durch die Sierra Madre in Mexiko von Monterey nach San Luis Potosi, und zwar zwischen San Migne! nnd Galcana, trafL. Posselt (s. dcssenKreuz- und Qucrzüge dnrch Mexiko. Heidelberg 1882, S. 179) auf eine merkwürdige nnd großartige natürliche Brücke, wie sie wohl kaum anderwärts znm zweiten Male vorkommt. Von San Miguel aus geht es stark bergan, und bald erheben sich zu beiden Seiten des Weges steile Bergwände, die au einer Stelle durch einen etliche hundert Fuß hohen querüber liegenden Kamm aus zersetztem Porphyr mit einander ver bunden sind, so daß die Bergschlucht durch ihn hier vollstän dig abgeschlossen erscheint. Unter dem Kamm hat sich nun das Bergwasser einen engen Durchschlups erhalten, der Pfad für Menschen und Thiere aber führt über ihn hinweg; er mißt in der Breite nicht mehr als 60 Fnß nnd fällt auf beiden Seiten mauerartig senkrecht in die Tiefe ab. Südamerika. — Eine Gesellschaft hat sich gebildet, um Caracas, die Hauptstadt von Venezuela, mit ihrem Hafen La Guayra durch eiuc Bahn zu verbinden. Caracas ist der Mittelpunkt einer Anzahl fruchtbarer Thäler mit einer Bevölkerung von angeblich 400 000 (?) Einwohnern; La Gnayra andererseits liefert 40 Proccnt aller Einnahmen des Landes und wird monatlich von 18 regelmäßigen Dampfern, welche zn fünf verschiedenen Linien gehören, angelaufen. Wie die „Opinion de Guayana" vom 25. Februar berichtet, wurde am 2. Fe bruar bereits der glücklich vollendete Ban des großen Via duktes von Pariata auf jener Strecke gefeiert. Derselbe, 135 ni lang, 8 in hoch, ist eines der wichtigsten Werke der Bahn; man begreift, daß der Jubel in Venezuela kein gerin ger war und es dabei an Lobeserhebungen für den allmäch tigen Präsidenten Guzman Blanco nicht fehlte. Ani 12. Fe bruar fand ferner die feierliche Eröffnung des Telegra-