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Aus allen E r d t h e i l e n. Europa. — Durch die am 22- April iu Emden vollzogene Er öffnung des 89-1 Seemeilen langen Kabels von Emden nach der Insel Valentin an der irischen Westküste hat Deutsch land eine direkte telegraphische Verbindung mit den Vereinigten Staaten erlangt, wodurch die Gebüh ren für Depeschen nach dort eine bedeutende Ermäßigung er fahren haben. Die iu sieben Tagen vollzogene Legung des Kabels wird als eine der gelungensten Operationen auf dem Gebiete der submarinen Telegraphie bezeichnet. In Belgien und den Niederlanden empfindet man die so hergestellte Un abhängigkeit Deutschlands von den zwischcnliegenden inter nationalen Telegraphenlinien bereits als eine Schädigung l!) des eigenen Handels und Verkehrs, und meint (in Belgien besonders) nun gleichfalls eines eigenen Kabels zn bedürfen. — Unter dem Titel „Petroleum in der Mark Brandenburg" (Berlin, Klönne u. Müller) hat Dr. R. Pallmann einige Vorträge herausgegeben, welche er iu der Fortbildungsschule des Aeltesten-Kollegiums der Ber liner Kaufmannschaft gehalten hat. Er bespricht darin die Versorgung Deutschlands mit Petroleum vom uationalöko- nomischeu Standpunkte aus, dauu die absoluten Depressionen der Erde (an eine Hebung von Audschila nnd des Tangan- jika-Sees (S. 15) ist indessen nicht zn denkens; die geologi sche Depression der norddeutschen Ebene (nach von Dücker), die neueren vulkanischen Erscheinungen in derselben (worun ter wohl manches begriffen wird, was nicht dahin gehört) und die Petroleumspureu iu der Mark Brandenburg. Es soll uns freuen, wenn seine Anregungen zu Nachforschungen nnd diese zu Resultaten führen; ein Urtheil aber vermögen wir nach den geringen nachgewiesenen Spuren nicht abzu geben. — Nach einer von Alfred Bonnard der statistischen Ge sellschaft in Paris vorgelegten Untersuchung gicbt es jetzt iu Frankreich rund 1N/2 Millionen Ackerbauer; N/2 Millionen arbeiten in Fabriken und Werkstätten; F/s Millionen leben von Handel, Verkehr, Bankwesen n. s. w.; iVs Millionen beschäftigen sich mit Wissenschaften, Publicistik, Kunst und Kunstgewcrbe nnd rund 2 400000 Personen sind Rentiers und Pensiouirtc. Diese Zahlen beruhen augenscheinlich, wie die „A. Z." schreibt, nur auf oberflächlichen Schätzungen, ge ben aber doch einen ungefähren Begriff von der Vertheilung der Franzosen nach Bcrussarten. — Prof. Bezzenberger aus Königsberg, Pastor Biclenstein, bekannt durch seine lettischen Sprachfor schungen, Maler Döring aus Mitau uud Prof. L. Stieda aus Dorpat beabsichtigen, im kommenden Juni und Juli eine Reise nach dem sogenannten Polnischen Livland, welches jetzt einen Theil des Gouvernements Witcbsk bil det, zu machen, nm die Sprache der dortigen Letten, ihre Anthropologie, Sitten, Gebräuche rc. zu studireu und nach Alterthümern zn suchen. Polnisch-Livland, einst zum Ordens staat gehörend, kam unter polnische Herrschaft, während der Rest des Ordcnsstaates schwedisch wurde; es wird vou Let ten bewohnt, welche sich in Folge der andauernden polnischen Regierung anders entwickelt haben, als ihre Brüder in Liv land. Der dortige, ursprünglich deutsche Adel ist polonisirt worden. Zeitungen zufolge an Unterrichts anstalteu: eine Universität, drei Gymnasien, zwei Progymnasien, zwei Real schulen, eine Handelsschule, je eine vierklassige städtische uud Waisenschule und 26 Volksschulen. Au weiblichen Bilduugs- anstalten kommt dazu: ein adliges Fräulcininstitut, das weibliche Marien-Gymuasium, die städtische Mädchenschule uud das weibliche Progymnasium. Private Mädchenschulen im Range der Gymnasien giebt es fünf, im Range derPro- gymuasien vier. Schulen zum Anschauungsunterricht sür Kinder beiderlei Geschlechts zwei, Privatschulen vierten Gra des (Elementarschulen) 13; außerdem ungefähr 50 Schulen für Juden und andere Bekenntnisse. Ungerechnet die Schu len der Juden und diejenigen, wo nicht in russischer Sprache gelehrt wird, betrug die Zahl der Schüler 7752 männlichen und 5623 weiblichen Geschlechts, zusammen also 13 375 bei einer Bevölkerung von 208 000 Seelen ohne das Militär. Hinsichtlich der Volksbildung nimmt Odessa unter den Städten Rußlands (Petersburg nicht mit gerechnet) die zweite Stelle ein; es besitzt dort höhere Schulbildung ans 200 Men schen je einer, mittlere von 76 je einer, und lesen und schreiben (grumotn^) kann je einer von 3Vi^ Köpfen der Be völkerung. — Wie das „Nowoje Wremja" untcrm 13. (25.) Januar mittheilt, zählte die kopfstcuerpflichtige Landbevölke rung Rußlands: an Kronsbauern 9990818 Seelen, an früheren Gutsbauern 10 356 860 Seelen, Apanagebancrn rc. 1 196 253 Seelen, Bauern der Ostsee-Gouvernements, deren Stellung eine besondere ist, 546 222 Seelen, jüdische Grund besitzer 32407 Seelen, frühere Kolonisten 148 814 Seelen, zwangsweise Verschickte 41 288 und Ausländer verschiedener Art, die in den Gouvernements seßhaft sind, 33 531 Seelen. Dazu treten Stadtbürger 2628246 Seelen, Bewohner des Kuban- und Terek-Gebietes 29147 Seelen, Bürger uud Bauern des Oblast Semirjetschensk 2864 Seelen, zusammen 25 006 450 Kopfstcuerpflichtige. Asien. — Iu der Sitzung der archäologischen Gesellschaft zu Petersburg am 6. (18.) März d. I. hielt der Baron Günz burg, der dem Kongresse iu Tiflis als Delegirtcr der Gesell schaft beigewohnt hatte, einen Vortrag über die reichen ar chäologischen Schatze in den Thalern des Rion nnd des Alazan, an deren Zerstörung Natur und Menschen ge meinsam arbeiten, uud für deren Erhaltung trotz ihres großen Wertstes bis jetzt nichts geschieht. „Nebel und Feuchtigkeit zerstören Malerei, Fresken und Inschriften und die Menschen reißen die alten grusinischen Bauwerke ein oder gestalten sie nach heutigem Geschmacke um." Als besonders beachtenswert!; dnrch ihre Großartigkeit bezeichnete der Redner die Denk mäler, welche der Ucberlieferung nach ans die grusinische Zarin Tamara zurückgeführt werden, wie im Rion-Thale der Durchgang und die Reste der Stadt, die auf ihren Befehl in den Felsen ausgehnucn wurde, und die „Brücke der Zarin Tamara" über den Alazan. Jin Thale des Alazan ist auch ein Palast in persischem Geschmack erhalten, der mehr und mehr der Zerstörung anheimfällt. — Aus dem Jahresbericht der Uuterrichtsverwaltung im Kaukasus für 1880 thcilt der „Kawkaz" unter andcrm Fol gendes mit: Die Zahl der Schulau st alten betrug 1122, um 47 oder 4,2 Proc. mehr als 1879; wenn man aber die jüdischen Synagogen und mohammedanischen Moscheen-Schu len mitrechnet, so steigt die Zahl auf 2936 oder um 175 weniger als im Jahre 1879. Von jenen 1122 sind: 4 Gym nasien, 6 Progymnasien, 5 weibliche Progymnasien, 1 Lehrer- institut, 2 Lehrerseminare, 30 mittlere Lehranstalten, die übri- — Die Gesellschaft für Geschichte, Archäologie uud Eth nographie zu Kazan veranstaltet in den Räumen der dorti gen Universität eine archäologisch-ethnographische Ausstellung, deren Ertrag zur Ausführung weiterer Forschungsexpeditionen im Interesse dieser.Wissenschaften verwendet werden soll. (Nach dem Russ. Reg.-Anz.) — Die Stadt Odessa zählte Ende 1881 den dortigen j gen theils städtische und Krcisschulen, theils Privatschulcn