Volltext Seite (XML)
Das heutige Syrien. Gebetmatten ausgebreitet, auf denen die begeisterten Beter in augenscheinlich weltvergessener Inbrunst, knieend und mit der Stirn wieder nnd wieder den Boden berührend, ihre Koransuren recitirten. Der unüberwindliche Wider wille, den der fanatische Muslim gegen die Anwesenheit eines Ungläubigen in seinen Heiligthümern empfindet, gab sich unter den versammelten Gläubigen, von denen viele auswärtige Pilger seit mehreren Tagen schon im Harum kampirten, durch drohende Blicke und gelegentliche Zusam menrottungen zu erkennen; ohne Lortet's militärische Es korte wäre es unzweifelhaft zu thätlichen Angriffen gekom men, namentlich, als er sich anschickte, die Kubbet-es-Sachrs, zu betreten. Dieses heute noch, wie schon von den Franken des Mittelalters, oft irrthümlich als Omar-Moschee bezeichnete Heiligthum (die eigentliche Omar-Moschee ist ein kleiner kahler Anbau der El-Aksa) ist auf seinen acht Seiten, von dem mit Marmorplatten bekleideten Sockel aufwärts, mit buuten Fayenceplatten bedeckt, die in Blau, Weiß und Grün nach Persischer Art gefertigt sind. Koransprüche ziehen sich in verschlungenen Schriftzügen wie ein Fries über den Fenstern entlang., Die vier mit Thüren versehenen Seiten des achteckigen Unterbaues sind nach den vier Haupthimmels gegenden gerichtet. Der große Jnnenraum ist durch zwei konzentrische Säulen- und Pfeilerreihen in drei Theile ge- theilt; in der mittelsten Rotunde ragt, der heilige Felsen, el-Sachru, aus dem Mosaik des Fußbodens empor. Un zählig sind die Sagen über die Bedeutung dieses Stückes Kanzel des Kadi BorhLn-ed-Dm. Felsbodcn, welche die lebhafte Phantasie der Araber erfun den hat. Der heilige Felsen schwebt einmal ohne Stützen über dem Abgrnnde, stammt ein anderesmal wieder aus dem Paradiese und ruht auf einer Palme, die von einem Bache des Paradieses bewässert wird, und unter der sich Asia, die Gemahlin Pharao's, und Maria, die Mutter Jesu, befinden; auch als Pforte der Hölle figurirt er. Auf jeden Fall aber wird am jüngsten Tage die Kaaba von Mekka zur Sachrll kommen und Gottes Richterthron auf dem heiligen Felsen aufgepslanzt werden. Mohammed's Aus spruch, daß ein Gebet bei diesem Felsen mehr werth sei als tausend Gebete anderswo, zieht alljährlich unzählige Gläubige aus den fernsten Ländern des Islam hierher. Ein bunt-seidener Baldachin und eine Menge von Lampen hängen von der Kuppel herab über den von doppeltem Git ter umgebenen Felsen. An geringeren Gegenständen der Verehrung enthält die Moschee noch eine Fußspur des Pro pheten, die während der christlichen Periode des Tempels unter dem lateinischen Königreiche als Fußspur Jesu ver ehrt wurde; Barthaare Mohammed's, die Fahnen des Pro pheten und Omar's, sowie einen heiligen Schild. Der Fußboden des Gebäudes besteht aus kostbarem Marmor mosaik, die Wände des achteckigen äußern Schiffes, sowie die der Trommel, auf welcher die große, von außen mit Blciplatten belegte Kuppel ruht, weisen ebenfalls das herr lichste, buntfarbige Mosaik ans. Phantastische Linien, Blumenguirlanden, Blumcnvasen, aus denen auf Gold grund Trauben und Achrcn hervorquellen, sind in kunstvol ler Art aus kleinen gefärbten Glasstückchen zusammen gesetzt. Bronzenes Blätterwerk und breite blaue Streifen,