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Allah gänzlich vergessen, ebenso das wenige arabische, was sie erlernt hatten. Dagegen reden sie fließend italienisch und sprechen selbst schwierige Wörter rein aus. Sie haben die Volksschule durchgemacht und sich keineswegs dort inferior gezeigt, können schreiben und rechnen. Thibaut zeigte gleich vom Anfang an Liebhaberei für Musik, konnte sofort italie nische Arien uachsingen und mit einem Finger Melodien auf dem Piano klimpern; jetzt ist er ein gefühlvoller Klavier spieler. Getauft sind beide, doch zweifelt ihr Lehrer, Abbate Beltrame, an der Aufrichtigkeit ihres Christenthums. Auch in Triest lebt ein Akkamädchen, welches durch Gessi dorthin kam, Saida heißt und 15 bis 16 Jahre alt ist. Sie mißt 11N 34 VIN und zeigt die charakteristischen Eigen- thümlichkeiten ihres Stammes, namentlich die dreilappige Nase. Sie ist ihrer Herrin sehr ergeben, aufgeweckt und in telligent, hat aber keine Erziehung genoffen. — Zu Ende des Jahres 1875 wurde bei dem Kap Mac- lear am südlichen Njassa-See von den schottischen Verehrern Dr. Livingstone's die Station Liviugstonia gegründet und blieb sechs Jahre hindurch Hauptquartier, von wo aus Rev- James Stewart, Mr. James Stewart und Rev. Laws ihre Reisen an der West- und Nordküste des Sees unternahmen. Schon lange aber suchte man nach einem gesundem und passender» Platze und hatte ihn in Misangi Point auf der Westküste (circa 11" 5(7 s. Br.) gefunden, wo eine Nebenstation Bandawe errichtet wnrde. Dorthin ist im Oktober 1881 das Hauptquartier verlegt worden; das alte Livingstonia wird als Außenposten jedoch noch beibehalten und wahrscheinlich von Eingeborenen verwaltet werden. — Als im vorigen Jahre Pater Augouard den Stan ley Pool erreichte, um dort eine Missionsstation zu grün den, erschien Sergeant Malamine, welchen Savorgnan de Brazza dort zum Schutze der französischen Flagge zurück gelaffen hatte und überreichte ihm eine Abschrift eines — Annexionsvertrages, den Brazza mit den einheimischen Häupt lingen abgeschlossen hatte. Derselbe, bis dahin als ein Ge heimniß behandelt, übereignet Frankreich das Gebiet zwischen den Flüssen Ins und Jmpila. Verträgt sich das mit den Absichten und Zielen der Internationalen Afrikanischen Ge sellschaft ? Australien. — DieTelegraphenlinien in den australischen Kolo nien hatten am Schluffe des Jahres 1880 eine Gesammtlänge von 27 883 englischen oder 6047 deutschen Meilen. Sie ver theilten sich ans Neu-Süd-Wales mit 7955, auf Queensland mit 5768, aus Süd-Australien mit 4754, auf Neu-Seeland mit 3758, aus Victoria mit 3215, auf West-Australien mit 1555 und auf Tasmanien mit 878. Es wurden im Jahre 1880 insgesammt 5049251 Depeschen befördert, und davon entfielen auf die drei Kolonien Neu-Süd-Wales, Ncu-See- land nnd Victoria 3 785161. Vermittels der in Port Darwin, an der Nordküstc von Australien und in 12" 27'45" siidl. Breite und 130°50'45" östl. L. Gr., von Banjoewangie (Java) her einlaufenden beiden Kabel, welche den telegraphischen Ver kehr Australiens mit den übrigen Kontinenten vermitteln, wurden 14842 Kabeldepeschen in Empfang genommen und 12 767 abgesandt und dafür 181481 Pf. St. vereinnahmt. Eine Kabeldepesche von Australien' nach Europa kostet für jedes Wort des Inhalts 10 Pf. 8 Sch.; nur Depeschen sürdie Presse und die Kolonialregierungen werden mit resp. 6 Sch. 5 P. nnd 7 Sch. 10 P. pro Wort berechnet. — Die Regierung von West-Australien steht mit einem Konsortium von Geldmännern in Unterhandlung, welches sich bereit erklärt hat, die von Fremantle über Perth laufende und bis zu dem Orte Beverly (32°5' südl. Br., 117° östl. L> Gr.) in Bau begriffene Ost bahn von da in südlicher Richtung bis zu dem kleinen Städtchen Albany am King George Sound, ungefähr 160 Miles, zu bauen. Die Bahn soll die schmale Spurweite von 3 Fuß 6 Zoll haben und bis zum 31. December 1885 in Betrieb gestellt werden- Das Kon sortium verlangt als Entschädigung sür die auf 1250000 Pf. St. veranschlagten Baukosten ein Areal von zehn Millionen Acres Kronland (15625 englische oder 735 deutsch-geogr. Quadratm.). Davon soll die Hälfte zu Seiten des Bahnkörpers, ein Viertel östlich nach der Grenze von Süd-Australien zu und in der Nähe von Port Eucla, nnd ein Viertel westlich nach der Meeresküste zu zwischen Geographe Bay und Albany liegen. Die Gesellschaft will für den Bau 2000 europäische Arbeiter einführcn und diese theils durch Baarzahlung, theils durch Ueberweisung von Land entschädigen. — Es wird uns aus Adelaide berichtet: Die größte Hitze, welche seit Gründung der Kolonie Süd-Australien im Jahre 1836 hier in der Sonne registrirt ward, fällt ans den 18. Januar 1882 und betrug 180° F. oder 66" R., während das Thermometer im Schatten 112" F. oder 35^2° R. an- zeigte. Wie das gewöhnlich bei solcher Hitze der Fall ist, brachen an mehreren Orten große Feuersbrünste aus, welche immense Verwüstungen im Bush anrichteten. So wnrde auf einem 12 Miles langen und 4 Miles breiten Areale Alles, was darauf stand, zerstört. Die außerordentliche Dürre und der Wassermangel werden unter den Viehherden wieder kolossa len Schaden verursachen. Nordamerika. — Ueber das Wachsthum amcrikanischerStädte schreibt das „Wochenblatt der New-Norker Zeitung" (15. Fe bruar 1882): Im Jahre 1880 hatten die Vereinigten Staaten 10 Städte mit einer Bevölkerung von mehr als 200 000 Einwohnern, und 20 Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern, 35 mit mehr als 50 000 und 100 mit mehr als 20 000 Einwohnern. Kein anderes Land der Welt hat ein solches Wachsthum seiner Städte aufzuweisen, was sich höchst natürlich durch die gewaltige Zunahme der Bevölkerung überhaupt erklärt, welche durch eine riesige Einwanderung sich zn einem Proccntsatz vermehrt, wie das in den alten Staaten Europas ganz un möglich ist. Denn diese geben säst nur Auswanderer, beson ders an die Vereinigten Staaten, ab, während sie nur sehr wenig Einwanderer erhalten. Das Wachsthum unserer Städte hat nur ausnahmsweise Aehnliches in Europa aufzuweisen. Die beiden Hauptstädte London und Berlin als Mittelpunkte großer Reiche nahmen in ihrer Bevölkerung ebenfalls auf eine bedeutende Weise zu. Besonders auffallend ist die Zunahme von Berlin, dessen Ein wohner seit 50 Jahren fast um das Dreifache zunahmen; ihre Zahl wuchs von 400 000 auf fast 1200 000. London hat jetzt über 4 Millionen Einwohner, etwa so viel wie ganz Pennsylvanien, oder wie Vs der Bewohner des gan zen Königreichs Bayern. Eine solche Riesenstadt bildet eigent lich eine ganze Anzahl unter einer Gesammtverwaltnng stehen der Einzelstädte. New Aork ist auf dem besten Wege eben falls ein solcher Stadtkomplex zu werden; nur daß cs den Vorzug hat, alle die Einzelstädte, die mit ihm eine große Stadtanlage am Hudson und an der Bay bilden, wie Hoboken, Jersey City, Brooklyn rc., Per Dampfschiff unter einander in schnellsten Verkehr bringen zu können. In Europa weisen außer jenen beiden genannten Haupt städten hauptsächlich die großen und kleinen Fabrikstädte in England und auch in Deutschland eine große Einwohner zunahme aus. Das ist z. B. der Fall mit Liverpool, Man chester rc. in England und mit Orten wie Essen, Elberfeld re in Deutschland. Unter den Städten, welche über 200 000 Einwohner zäh len, wuchs die Bevölkerung New Vorks von 942 292 Köpfen im Jahre 1870 auf 1206 299 im Jahre 1880 an; diejenige Philadelphias von 674 022 auf 847170; die Brooklyns von 396 090 auf 569 663; die Chicagos von 298177 anf 503 185; die Bostons von 250 526 auf 362839; die von St. Louis von 310 864 auf 350518; die Baltimores von 267 354 aus