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298 E. Kramberger: Pakrac und Lipik im Westen des Pozeganer Comitats. Führern theilnahmcn. Der Häuptling nannte die ge wünschte Route und forderte den Oberdoktor auf, mit Hilfe seiner Zauberkraft ausfindig zu machen, ob dieselbe rein und passirbar sei. Da O'Neill dabei interessirt war, durfte er bei dem Verfahren nicht zugegen sein; seine Führer jedoch konnten ihm darüber berichten. Wird das Gift ausgebro- chen, so ist die Straße frei, beziehungsweise die angeklagte Person unschuldig ; stirbt der Hund oder die Person, so ist die Straße versperrt oder der Angeklagte schuldig. Diesmal starb der Hund, weshalb in der beabsichtigten Wegerichtung eine kleine Aenderung vorgenommen werden mußte. Ehe der „Doktor", ein fetter blühend ausschcndcr Mann, seine Operation vornahm, verfehlte er nicht, seine Hand hinzu halten und die Bezahlung in Gestalt von 1^/2 Pard Kaliko in Empfang zu nehmen, „für den Ankauf des Hundes," wie er sich zart ausdrückte. Die Beschneidung wird bei den Makua oft, aber nicht regelmäßig ausgeführt und scheint im Belieben des Einzel nen zn liegen. Pakrac und Lipik im Westen des Pozeganer Comitats. Von Professor E. Kramberger. Die Hochzeiten sind eben so geräuschvoll wie in der Po- dravina und erfordern eben so viel Umständlichkeiten und Vorbereitungen wie dort. Hat der vjsrs (Jüngling) im Dorfe der Reihe nach alle Spinnabende, die das Frauen volk an Winterabenden in den Häusern abwechselnd zu versammeln Pflegen, besucht und hier oder in einem benach barten Orte ein Mädchen, das ihm gefällt, erspäht, es durch geschenkte Kunstblumen, Lebzelten, Tücher und dergleichen von seiner warmen Liebe überzeugt, auch schon etwa Gegen geschenke erhalten, so sendet er meist einen Stellvertreter in Gesellschaft zweier Anverwandten ins Haus der Auserko renen znr Werbung. Manchmal geschieht es wohl, daß ein Mädchen mehrere Werber abgewiesen hat und deshalb schließlich sitzen bleibt. Solche Spröden verspottet der Volks witz mit einem Hohnliede; ebenso die Burschen, welche nie mals warben: „Rosi US» 6 da SS rsni, Onas AÜackuf, ons) voui, ^asto usos da ss Ksui. I äsovoslra, Kosa usäa, Aoruliu ruku da ss uda, lluds uvioü lucka." Hier die Uebersetzung: „Hunger leiden und verdorren Soll, der Keine sich erkoren Und das Freien abgeschworen; Und das Mädchen, das die Hände Keinem reicht, daß sie sich bände, Bleibe thöricht bis ans Ende." Der Brautwerber bringt ein Geldgeschenk für das Mäd chen mit, welches dasselbe erst nach läugerm Sträuben an nimmt, womit sie aber auch ihre Einwilligung öffentlich zu erkennen giebt. Am zweiten Abend begiebt sich der Hei- rathskandidat persönlich zu seiner Zukünftigen und bestimmt mit den Eltern derselben den Tag, an dem die „Nalu rioo* (kleines Wort, d. h. die Vorbesprechung) stattfinden soll. Zn dieser erscheinen dann die Eltern des jungen Mannes nebst zweien Nachbarn, indem sie zugleich Braten, Käse und Kuchen mitbringen. Der Kabila (Hausherr) giebt dem Mädchen etwas Geld von der Summe, die in jedem Hause von Alters her zur Vertheilung an die ge kommenen Freunde und Verwandten des Djerz festgestellt ist. Auf die Mala rieo folgt die Velika rieö oder Rukovna. Dabei geht es hoch her. Ein gebratenes Schwein, Knchen, Käse und Wein kommen zum Abendessen auf den Tisch. Während des Essens ergreift der Vater des Djerz ein Glas, trinkt etwas auf das Wohl seiner Schwiegertoch ter, läßt eine Silbermünze ins Glas gleiten, worauf er es III. ihr überreicht, damit sie auf den Toast danke; Glas und Münze behält sie. Nach dem Abendessen vertheilt die Braut wieder Geldgeschenke, während ihr Vater die ganze vom Hause zur Vertheilung bestimmte Summe auf einen Teller legt. Reichere Häuser glänzen gern in dieser Hinsicht, um von sich reden zu machen. Beim Abschiede küßt das Mäd chen alle der Reihe nach, bindet die Jagluke, kleine bunte, selbstgewebte Tücher, an die Scheuleder der Pferde, und hän digt schließlich der Schwiegermutter 1) ein Tüchelchen als Geschenk für den Bräutigam ein. Bei allen diesen Feierlichkeiten erfüllt Gesang die Wohn räume. Solcher Förmlichkeiten giebt es übrigens vor der Hochzeit noch mehrere, deren Aufzählung und Beschreibung uns zu weit führen würde. Wenn die Brautleute zum drit ten Male von der Kanzel verkündet sind, kommen die Gäste abermals im Hause der Braut zur sogenannten Oruoica oder dem Zapoj zusammen. Der Bräutigam wählt sich die zwei Beistände, den Dcbeli'kum und Stan svat, selbst; diese wieder den Hochzeitsführer Bojvoda, Cat oder MustulukMja. Letzteres ist ein türkisches Wort. Die übrigen Hochzcitsgästc heißen Pisari oder Pustosvati. Spaßmacher (6 aus) kann werden, wer Lust dazu hat. Zum Brautführer wird gewöhnlich der Djevcr, des Bräu tigams Bruder, genommen; eine Schwester der Braut giebt die Djeverusa, die Kranzjungfer, ab. Die Sitte ist so all gemein, daß selbst Freunde, wenn sie diese Rollen übernehmen, Djever und Jenga oder Djeverusa heißen. Bis zum Hoch zeitstage folgen wieder Gastereien unter verschiedenen Förm lichkeiten im Hause der Brautleute. Endlich ist der ersehnte Tag da, die Gäste sind versammelt. Vor dem Aufbruche zur Kirche schlürfen Braut und Bräutigam einige Löffel Suppe und die Braut tanzt im Kreise ihrer Gespielinnen zum letzten Male das Kolo als Mädchen. Unter den Klän gen des Dudelsackes, mit fliegenden Fahnen und Tüchern begiebt sich der Zug zu Wagen in die Kirche. Im letzten ff Der Südslave hat zur Bezeichnung der Eltern und An verwandten des Brautpaares, sowie zur genauen Bezeichnung und Unterscheidung sonstiger Verwandtschaftsgrade bestimmte Worte, die den Begriff ohne Umschreibung oder Zusammen setzung feststellen. So nennt z. B. die Frau ihren Schwieger vater Svekar, die Schwiegermutter Svekrva; der Vater der Frau aber ist ihres Mannes Tast, ihre Mutter seine Punica. Des Mannes Bruder ist der Djever der jungen Frau, dessen Schwester ihre Zaova. Der Vatersbruder heißt Stric, die Vaterschwester Strina, hingegen der Bruder der Mutter Ujak, deren Schwester Ujna u. s. f.