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E. Kramberger: Pakrac und Lipik im Westen des Pozegancr Comitats. 281 aber auch dort stiften sie durch ihre Unbotmäßigkeit und ihre räuberischen Neigungen so viel Unheil, daß überall im tür kischen Reiche in der Nähe einer Tscherkessen-Kolonie, und sei cs in nächster Nähe des Bosporus, die öffentliche Sicher heit nur sehr prekär ist. In Membidj nordöstlich von Aleppo fand Prof. Sachau eine solche Kolonie unter dem Häuptling Riza Beg. Die ser, aus einer alten Fürstcnfamilie des Kaukasus stammend, war mit großem Anhänge vor den Russen fliehend in die Türkei eingewandcrt, hatte sich in Widdin an der untern Donau niedergelassen, Accker gekauft, einen Mühlenbctrieb gegründet und sich dabei wohl befunden, mnßte aber zu An fang des russisch-türkifchen Krieges Widdin unter Einbuße des größten Theils seiner Habe verlassen; er und die Sei- nigcn betheiligtcn sich als Bashibozuks an dem Kriege, nach dessen Beendigung sie nach Syrien geschickt und in der Wüste von Membidj angesiedelt wurden. Die Regierung ließ ihnen aus den Ruinen im Innern des Stadtgebietes Häuser bauen, soll ihnen auch Geld, Vieh und Geräthe gegeben haben. Nun war aber Membids bereits in festen Händen, im Besitz der Beduinen vom Stamme der Beni Said, welche zu dem großen, weit verbreiteten und viel ge- fpaltenen Stamme der ShewajL gehören; sie treiben Acker bau und Schafzucht, haben seit Jahrhunderten ihr Ceu- trum in Membidj und ihre Weidegründe vom SLdjür bis nach Meskene am Euphrat. Der Scheich der Beni Said, deren Zahl auf 2000 bis 3000 Zelte geschätzt wird, heißt Abdallah, gewöhnlich Abed genannt. Mit bekannter Bru talität setzte die türkische Regierung die Tscherkessen nach Membidj, ohne vorher ein Abkommen mit den Beni Said zu treffen. Ihnen wurde einfach Membidj abgenommcn, ferner die Hälfte des Ackerlandes und des Wassers und, wie man Sachau in Aleppo erzählte, auch das Vieh, das die Regierung den Tscherkessen geschenkt hatte. Es war ein Akt roher, gewaltsamer Berandung! Scheich Abed eilte nach Aleppo, suchte mit landesüblichen Mitteln sein gutes Recht geltend zu machen, aber umsonst. Seitdem besteht nun offener Krieg zwischen beiden Parteien, dem die tür kische Regierung, spcciell der Gouverneur von Aleppo, ruhig zusieht. Die Beni Said fangen einzelne Tscherkessen ab und schlachten sie dann wie Hammel, und die Tscherkessen ihrerseits machen es ebenso; zur Zeit, als Prof. Sachau in Membidj war, wagten sie kaum die Stadt zu verlassen nnd auf ihre Aecker zu gehen. Das Ende dieses entsetzlichen Treibens wird sein, daß die Beduinen die Tscherkessen bis auf den letzten Mann ausrotten, wenn sic auch selbst viel leicht durch den Kampf bedeutend geschwächt werden. Aber Riza Beg, der sich über diese Dinge vollkommen klar war, nnd die Scinigcn sind gerichtet, so gut wie die Tscherkessen von Ras-el-ain in Mesopotamien, von denen nur noch ein kleiner Rest übrig ist. Pakrac und Lipik im Westen des Pozeganer Comitats Von Professor E. Kramberger. II. Am folgenden Tage, es war in der ersten September- Hälfte, setzte ich meinen Weg von Kamenska aus fort. Die Schlucht, durch die man kommt, wird immer enger; Fels und Wald tritt ganz nahe heran; das Gerölle von den anstoßenden Bergen schiebt sich stellenweise bis an den Rand der Straße. Eine gute Stunde Weges steigt sie allgemach immer am linken Orljava-Ilfer zwischen den Ab stürzen des Sujnik- nnd Papuk-Gebirges hin. Von einem Dorfe ist nichts zu sehen. Um so mehr überrascht den Reisenden das Dasein eines solchen, das sich ihm hoch oben linker Hand durch Hundegebell und Hahnenruf ankündigt. Dort steckt auf einem kleinen Plateau Tisavac; erst am Ende der Schlncht, wo sich die Straße jäher erhebt, werden einige Dächer desselben und die steil aufwärts führenden Windungen der Zufahrt sichtbar. Darüber ragt der Gipfel der Javorovica mit 915 in Höhe in die Wolken. An trüben Tagen oder nach einem leichten Regen hüllen sich alle diese Berge in dicke Nebclmassen, die sie tagelang dem Auge entziehen und der Bevölkerung als zuverlässiger Baro meter dienen. Das Snjnik - Gebirg c erstreckt sich von den Quellen der Orljava bis in das Save-Thal. Der höchste Berg in demselben ist Brczovo-polje (984 in). Granit und Glimmer findet sich, umgeben von Leitha- Kalk, Congerien- und Ceritien-Schichten, auf den Rücken. Buchen und bei Tisavac Lärchen herrschen vor. In Buo erklimmt man den Sattel, der von Süd nach Nord laufend das Sujnik- mit dem hier beginnenden, in westlicher Rich tung hinzichcndcn Pakracer-Gebirge verbindet. Die Bestaudtheile des letztem sind tertiäre Eongcricn-Schich ten; die höchsten Spitzen Buo 496 m, Kik 717 in uud Ciganovo brdo 446 in. In Bnö liegt ans der Sattclhöhc eine griechisch - orientalische Kirche mit barockem Thnrm uud ein kleines Pfarrhaus, das Dorf selbst unten ans der Westseite. Von den übrigen ringsum im Gebirge stecken den Orten sicht man nur cinzelne Dächer und Häuser; die Gegend sieht demnach ziemlich wild aus. Aus dem Walde, am Südabhange des Pakracer Höhcnzuges, ragen die Giebel des Dorfes Popovac, der Geburtsstätte des Räubers Maxim Bojaniö, hervor. Der Bauer Rusmir, ein hübscher, starker, Mann mit einem Gesichte, das als vorzüglicher Typus des Südslavcn gelten kann, erzählte mir, als ich mit ihm von der Kirche zu Fuß den Hbgcl hinab ins Dorf Buö hinabschritt, die sagenhaft klingende Entstehungsgeschichte des erwähnten Popovac und des gegen über im Sujnik liegenden Dorfes Rogulje. Vor vielen Jahren floh eine Bosnierin, Rnsmira, die Mntter meh rerer Söhne, mit ihren Kindern aus Bosnien nach Slavo- nien und ließ sich im Sujnik nieder. Als die Söhne Jüng linge geworden waren, hörte sie 'eines Tages das Krähen von Hähnen am jenseitigen Pakracer Abhange. Erschreckt, da sie von einer Niederlassung weit und breit keine Knnde hatte, befahl sie ihren Söhnen, die Waffen zu ergreifen und den gehörten Lauten nachzugehcn. Falls sie, wie die Mut ter fürchtete, Türken träfen, sollten sic ihr allsogleich Nach richt bringen. Die Jünglinge schlichen sich nach dem Be fehle Rusmiras ins jenseitige Gebirge, fanden jedoch zu ihrer freudigen Ncbcrrafchung in einem einzelnen Hause ihrc lljna (Mutterschwester) Bajana, die mit ihren Spröß- Globus XU. Nr. 18. 36