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16 Aus allen Erdtheilen. chen, namentlich auf den Kazakenländereien, erst in letzter Zeit neu entstanden sind. — In der Sitzung der Russ. Geogr. Gesellschaft vom 4. (16.) November 1881 wurden die ersten Mittheilungen ge macht über dieErgebnisse der anthropologischen For schungen des aus dem Ural zurückgekehrten Herrn Mala chow. Dieser hatte zunächst die im Jahre 1880 entdeckten Spuren des vorhistorischen Menschen weiter zu verfolgen und die Anfänge der Kultur im südlichen Ural zu erforschen, wo vor Herrn Malachow noch Niemand gearbeitet hatte. Daneben wandte er aber auch der heutigen Anthropologie seine Aufmerksamkeit zu, namentlich bei den Permjaken und den Tscheremissen im Gouvernement Wjatka; er besuchte deren heidnische Feste, beobachtete ihre Opfergebräuche, nahm einige anthropologische Messungen vor und erlangte eine Sammlung von Photographien nationaler Typen. Endlich nahm Malachow sorgfältig eine Anzahl Inschriften ab, die mit rother Farbe auf den Felsenusern der Flüsse Wishera, Tagil und Rjesh angebracht sind. — Nach den Listen des Medizinaldepartements für 1881 zählte man in Rußland 13 869Aerzte, 1685 Thier ärzte, 381 Zahnärzte. Apotheken gab es 1934, darunter 7 homöopathische. Asien. — NachMittheilungen, dievonDr.AlbertRegelandie geogr. Gesellschaft in Petersburg gelangt sind, hatte dieser Ende Juli a. St. Samarkand verlassen, war am Zerafschan aufwärts gegangen, hatte das Ouellgebiet dieses Flusses am 15. August erreicht und gedachte den Winter in Schügnan zuzubringen. — Lieutenant Conder (Globus XL, S. 286) ist im No vember mit seiner Aufnahme-Abtheilung und den Resultaten seiner ersten Kampagne aus dem Ostjordan-Lande nach Jerusalem zurückgekehrt. Die Aufnahme von etwa 500 engl. Quadratmeilen ist bereits vollendet, und dabei hat sich heraus gestellt, daß die Arbeiten im Osten des Jordan rascher von Statten gehen, als im Westen. Dabei steht die Billigkeit von Lebensmitteln und Futter in starkem Gegensätze zu dem schweren Gelbe, welches die Beduinen für Eskorte sfordern. Gesammelt sind über 600 Namen; mehr als 200 Ruinen stätten wurden untersucht, etwa 400 Cromlechs entdeckt und Pläne, Skizzen und Photographien ausgenommen. Die Crom lechs kommen an einzelnen Stellen besonders zahlreich vor; sieben solcher Centren hat man bereits aufgefunden, ferner einige Menhirs (aufgerichtete Steine) und auch Steinkreise in Verbindung mit den beiden erwähnten Klassen von Denk mälern. Zu den bisher — allerdings nicht zum ersten Male — untersuchten Oertlichkeiten gehören Hesbon, Eleale, Madeba, Baal Meon, Nebo, Pisgah, die heißen Quellen von Kallirrhoe, das Jordan-Thal und Rabbath Ammon, wo man ein Gebäude aus der Sassanidenzeit fand. Die Ausbeute an Inschriften war sehr gering (zwei griechische, ein römischer Meilenstein), besser diejenige an arabischen Traditionen. — Teheran ist im November zum ersten Male mit Gas beleuchtet worden. Für den Schah war bei dieser Ge legenheit auf dem Hauptplatze eine Tribüne errichtet worden; Kanonen wurden abgefeuert und die Nationalhymne gespielt. — Ueber die Beweglichkeit der Sanddünen im südlichen Persien enthält General A. Houtum-Schind- ler's neuester Reisebericht (Zeitschr. der Ges. f. Erdk. 1881, S. 207 ff.) interessante Angaben. Die Felder einiger Dörfer östlich von Kaschan haben auf der Windseite sechs bis sieben Fuß hohe Mauern, gegen welche der Sand sich anhänft; von der Spitze der Mauer wird der Sand bis zur nächsten Mauer geweht, eine Strecke von 30 bis 40 in, die sandfrei bleibend zum Ackerbau benutzt wird. — Etwa 11 engl. Meilen nordwestlich von Uezd liegt von hohen Dünen umgeben, das große Dorf Jfchk- zLr („Thränenfeld"), und am Anfänge desselben eine Moschee. Jni Februar wie auch im Juni und August sah Schindler nur die Spitze des Thurmes, im November waren die Dü nen, welche die Moschee verdeckt hatten, beinahe ganz ver schwunden und das große Gebäude mit hohen Mauern sicht bar. Im Dorfe selbst stieg man im Februar von der Straße auf die Dächer der Häuser, später waren die Dächer 5 Fuß über dem Sande. In den zahlreichen Dörfern zwischen Jschkzör und Uezd beschützen hohe Mauern die vielen Gärten; doch kommt es häufig vor, daß ganze Gärten mit allen Maul beerbäumen — die Einwohner beschäftigen sich meist mit Seidenraupenzucht — iu einigen Stunden vom Sande ver graben werden. Afrika. — Im Auftrage der Pariser Geographischen Gesellschaft hat Henri Duveyrier eine Liste sämmtlicher in Afrika astronomisch bestimmter Punkte, circa 3000 an der Zahl, her- gestellt und bei jedem derselben Breite, Länge, Namen des Beobachters und Methode der Bestimmung beigefügt. Die Pariser Gesellschaft, welche die Herausgabe des Werkes über nimmt, leistet damit der Geographie einen wesentlichen Dienst und liefert speciell den Kartographen ein unschätzbares Hilfs mittel. — Nach dem „Athenäum" (Nro. 2822) scheint es fast, als wollte die Belgische Afrikanische Gesellschaft alle ihre Reisenden aus Ostafrika zurückziehen. Jedenfalls ist die Expedition nach Njangwe, welche Stanley die Hand rei chen sollte, seit Popelin's Tode definitiv aufgegeben worden. Die einzigen belgischen Forscher im Innern find gegenwärtig Becker, welcher die Vorräthe in Tabora beaufsichtigt, und Ramaeckers in der Station Karema am Tanganjika-See. Das für letztere bestimmte stählerne Dampfboot ist zwar zu sammengesetzt worden, aber von der Maschine sind einige Röhren unterwegs verloren gegangen. Dr. Van den Heu- vel, welcher am 10. Oktober 1881 in Zanzibar eintraf, bleibt dort als Agent der Gesellschaft, während Roger, wie schon gemeldet („Globus" XL, S. 351), Stanley Unterstützungs mannschaften zuführt. Südamerika. — Dr. Jules Crevaux rüstet sich schon wieder zu einer neuen Reise in Südamerika. Diesmal soll er den Rio Paraguay und einen von dessen Nebenflüssen hinauffahren wollen, um so die Wasserscheide zwischen diesem und dem Amazonenstrome zu erreichen. Er verlegt also sein Operations feld nach Süden in das Centrum des Erdtheils. — Die Regierung der Provinz Buenos Ayres hat Ensenada zu ihrem neuen Sitze erwählt. — Don Ramon Lista, wohlbekannt durch seine Reisen in Patagonien, steht im Begriff, eine Expedition längs des Fußes der Andeu uach Puuta Arenas an der Magalhaes- Straße zu führen. Er gedachte in Begleitung einiger argen tinischer Offiziere im November von Bahia Blanca auszu brechen. Inhalt: Eine Reise durch Mingrelien. I. (Mit fünf Abbildungen.) — I. E. D. Schmeltz: Ueber einige religiöse Gebräuche der Melanesier. I. (Mit einer Abbildung.) — Dr. F. W. Paul Lehmann: Wanderungen in den Süd-Karpa- then. 1- (Mit einer Karte.) — Dr. Kuntze's Reise um die Erde. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Südamerika. — (Schluß der Redaction 30. November 1881.) _ . Redacteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage.