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Monopol ist und diese Dirnen gut erzogen werden, wo ihre Handlungsweise nicht für ehrlos gilt, so daß sie, weil sonst gut erzogen, oft gute Heirathspartien machen, wonach sic bloß noch einem Manne zugethan bleiben. In China herrschen in dieser Beziehung ganz andere Sitten. Die Betelkaucrci ist in Annam sehr in Schwung (in China fast gar nicht), so daß alle Leute, auch Frauen, schwarze Zähne und brennendrothes Zahnfleisch und Lippen haben. In Japan, wo man Betel nicht taut, weist die Liebhaberei der schwarzen Zähne und rothbcmaltcn Lippen bei Frauen auf ihre südliche Herkunft (nach Kuntze; s. oben) hin; es ist ein Ucberbleibscl der frühem Sitte des Betel kauens. In einer Schmiede sah der Autor die Arbeiter kauern, wie in Japan — in China stehen oder sitzen sic. Dem Tempekeingang gegenüber findet man in Annam stets eine massive hohe Mauer mit abgestumpften Ecken und Kanten, auf welcher gewöhnlich halbplastisch ein bizar rer Tiger mit schrecklichem Blick und meist gesattelt sich befindet. Aehnliche Tigerfratzcn findet man auch manchmal in Japan an Tempeln, aber in Holz gefchnitzt, und doch giebt es dort keine Tiger. Beim Einladen von Sandballast sah Kuntze die Anna- mitcn sich derselben cigcnthümlichcn, an einem vorn umge bogenen Holze befestigten Hackespaten bedienen, welche von den Japanern allgemein zum Ackerbau verwendet werden, die er aber in China nicht zu Gesicht bekam. Ju Japan und Annam brennt man Tabak mit Holz kohlen an, in China mit glimmendem Papier, das man auf befondere Art zur Flamme anbläst, oder mit Zundcr- strick. Der cigenthümliche Mittelkonfonant von s und,s z. B. in Fusijama (ausgesprochen Fujsi), findet sich auch in An nam z. B. in dem Worte Dschjampa (Provinz in Annam). Der Volksstamm nördlich von Angkor, jetzt Halbwilde, von dem abzustammcn indeß der König von Cambodgia sich rühmt, heißt Samurc resp. Samrais (französische Schreib art). Dies ist genau dessclbc Wort, mit dem man in Japan die Zweischwerterklasse, beziehungsweise Kricgerkaste, be zeichnet. Daß dieser Volksstamm jetzt halbwild ist, beweist nicht, daß er es anch früher war; es läßt sich durch Analo gien sogar auf das Gegentheil schließen. So sind z. B. die Cambodgianer jetzt ein in der Civilisation heruntergekom menes Volk, wie man aus den früheren Prachtbauten nnd den jetzigen schlechten Bauten folgern darf; verhältnißmäßig noch mehr scheinen es dem Verfasser die Annamiten in Cochinchina zu sein — denn deren durchschnittlich intelli gente Gesichtszüge lassen ans eine vergangene höhere und Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende andauernde Kultur schließen. Die ewigen Kriege der nördlichen, kräftigen An namiten und der Siamesen sowohl, als die jetzt noch fort dauernden Bedrückungen und Erpressungen der Mandarinen im Innern Indochinas, welche verursachen, daß jetzt noch viele Leute in die Wälder entfliehen und verwildern, las sen das Zurückkommen ganzer Volksstämme leicht erklären. Eine weitere annamitisch-japanische Eigenschaft scheint die der häufigen Forts zu sein, in denen sämmtlichc Beamte und deren Angehörige wohnen mußten. In Annam und Japan ist das Kindcradoptiren sehr in Schwung, in China gar nicht. Annamiten und Japaner find keine tüchtigen Handelsleute, dagegen sind cs dic Chinesen meist auffal lend. Die Ponys der Annamiten tragen am Hintcrtheilc Metallfchcllen, wie in Japan. Diese vielen Analogien stützen nach Dr. Kuntze dic Ansicht, daß die Japaner den Annamiten eng, den Chinesen wenig verwandt sind; indessen erklärt er bescheiden, daß er zu kurze Zeit in Annam und China gewesen ist, nm ein bestimmtes Urtheil abgebcn zu dürfen (S. 196), wie er denn durch diefe seine Mittheilungcn nur zu exactercn Stu dien anregen will. Aufgefallen ist ihm ferner, daß die Ja paner cs lieben, die Bäume nach Art des in Hintcrindien häufig angepflanzten Lriockonäron oriontalo in horizon talen Ast-Etagen zu züchten; als Folge einer Rcminiscenz der vermuthlich aus Hintcrindien stammenden Japaner wäre dies leicht erklärlich. Wir haben im Vorstehenden einige interessante Stellen hcrausgcgriffen — das Buch ist reich an solchen nnd ver dient, zumal bei seinem billigen Preise, weitere Verbreitung. Aus aller: Europa. — Bei Dekonowki im Kreise Bachmut ist, wie dic „Charkow. Gub. Wjed." mittheilen, ein Lager sehr guten Steinsalzes von 11 Sashen (23,Sm) Mächtigkeit entdeckt worden. — Dem „Porjadok" zusolge haben im Jahre 1880Vor arbeiten zu Bewässerungsanlagen stattgefunden in dem Raume zwischen dem Azowschcn Meer im Süden, der Molotschna im Westen, der Woltscha im Norden und der Straße Mariupol-Bachmut im Osten. Es sind hier etwa 1S00 Werst nivellirt und zur geologischen Untersuchung Tiefbohrungen bis 52 Fuß tief an 10 Punkten, Schürfungen an 55 Punkten ausgeführt worden. Aehnliche Arbeiten sind in den Gouvernements Jekaterinoslaw, Sara tow und Samara zur Hebung der dortigen Nothstände im Gange. — Ueber dieVolksbildung der TaNiren im Gou vernement Saratow berichtet das dortige statistische Comitü: Im Gouvernement leben 77 549 Tataren, 3,8 Pro cent der ganzen Einwohnerzahl. Alle können ihre Mutter- E r d t h e i l e n. spräche lesen und schreiben. Die Kinder werden unterrichtet in Schulen, deren es bei jeder Moschee giebt, und an denen nur die Mullahs unterrichten; aber nur die Knaben besuchen die Schule, die Mädchen erhalten Unterricht im Hause. Eine bestimmte Dauer des Schulbesuches ist nicht festgesetzt, jeder nimmt daran Theil, bis ihm Lesen und Schreiben und die Hauptgesetze der Religion geläufig sind. An vier höheren tatarischen Schulen werden die Glaubenslehren gründlicher und auch Arithmetik gelehrt; jede der letzteren Schulen hat im Winter 150 bis 200 Schüler; die Lehrer derselben müssen wegen der höhern Vorbildung auch die Wallfahrt nach Mekka und Medina gemacht haben. Wohlhabendere schicken ihre Söhne zur weitern Ausbildung nach Kazan, oder ins Aus land nach Buchara und Stambul. — Die „Orenb. Gouv. Ztg." entnimmt dem Bericht des statistischen Comites des Gouvernements Orenburg, daß die Zahl der Wohnplätze dieses Gouvernements am 1. Januar 1881 sich auf 2589 belief; es sind dies 1660 mehr, als der Bericht von 1866 angab, weil in jenem Jahre zahl reiche Bergwerksanlagen, Fabriken und einzelne Höfe nicht ausgenommen waren und weil eine größere Anzahl von sol-