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262 E. Kramberger: Pakrac und Lipik im Westen des Pozeganer Comitats. faltig beschirmt werden. Für den Reisenden selber und seine Leute war während der letzten vier Wochen trockene Kleidung ein unbekannter Luxus; bei den Arbeiten im Walde täglich bis auf die Hant durchnäßt, fanden sie in den Räumen des alten Palastes, in denen sie ihr Quartier aufgcschlagen hatten, auch nirgends einen trocke nen Platz. Unaufhörlich tropfte hier das Wasser von den feuchten, bemoosten Wänden und Wölbungen herab. Ge wöhnlich half die Freude an den glücklichen Resultaten seiner Arbeiten Charnay über diese täglich neuen Beschwer den fort, und sein frischer Muth wirkte immer wieder be lebend auf seine Leute. Als ein auf unerklärte Weise aus gekommenes Feuer ihm aber eines Abends seine sämmtlichen, schon für den Transport verpackten Papicrabdrückc sim Ganzen 100 gm) zerstörte, und er so in wenigen Augen blicken die Früchte der angestrengtesten Bemühungen eines ganzen Monats verschwinden sah, da überkam auch ihn eine Art von Verzweiflung. Nur für kurze Zeit freilich; am nächsten Morgen begann er sein Werk von Neuem, iu rast loser Thätigkeit wurde gearbeitet, und nach kaum drei Wo chen war der Schaden wieder ersetzt. Der Wunsch, die kost baren Abdrücke der Möglichkeit einer nochmaligen Gefahr zu entziehen, die gesteigerte Ungeduld seiner Kranken und das Gefühl der eigenen vollkommenen Kraftlosigkeit ließ Charnay nach der glücklichen Verpackung der letzten mühsam getrockneten Bogen keinen Augenblick mehr verweilen. Un gesäumt wurde der Rückweg nach der Hauptstadt angetretcn, von San Juan Bautista ging es dann Per Dampfer nach Veracruz, von hier aber nach kurzem Aufenthalte zurück nach Europa. Pakrac und Lipik im Westen des Pozeganer Comitats. Von Professor E. Kramberger. I. Bon Po/cga führt eine gute, seit 1759 bestehende Post- straße an dem links am Fuße der PoZeganer Gebirgskette liegenden Dorfe Nurkovac, dessen rothe Ziegeldächer freundlich herüberschauen, vorbei nach dem eine Stunde von der Metropole entfernten Brestovac. Die Berge reihen sich in steil aufstcigenden, bewaldeten Kegeln an einander, deren einer die Reste der einst starken, nun gänzlich ver fallenen Burg Vrhovci trägt *). Mitten im Orte thcilt sich die Straße in zwei Arme. Der eine führt westwärts durch die Thalmulde nach Neugradiska und von da wei ter über Oku van i nnd Novska nach Sissck; der zweite zieht sich zuerst bis zur Schlucht von Kamenska nord-, dann westwärts nach Pakrac. Er läuft am Fuße der Ostabhänge des hohen Susnik-Gebirges dahin. Ein zelne Ortschaften nur trifft man bis Kamenska; Biliv- selo, Pavlovci nnd Orljavac. Andere sind thcils rechts auf den nach der Hauptmasse des Papnk-Stockes sich erstreckenden Hügeln, theils linker Hand, wie Paskovci und Desevci nur wenig sichtbar. Letzteres liegt auf dem Hügelrückcn unter Obstbäumen. Sein Naine stammt von dem Adelsgcschlechte der Desseffy, das dort ein nun ganz zerstörtes Schloß besaß. Die großen Parkanlagen und Fischteiche in der Ebene sind nunmehr iu fruchtbares Acker land und Wiesen verwandelt. Der Boden ist sehr stark; kaum einige Tage nach der Ernte schießen üppige Kletten, Himmelbrand und Attich hoch empor. Rebcnpflanzungcn schmücken die Lehnen, hin und wieder werden die Kreuze von Friedhöfen sichtbar und darüber hinaus ragen die mit Hochwald bestandenen Kuppen des Sujnik in bläulichem Dunst. Bei den ersten Häusern in Orlsavac durchfährt man die klar fließende Orljavica, die seicht über das Geröllc rieselt. Sie kommt aus den nahe liegenden Bergen und dient den Frauen zum Ausspülen der Wäsche. Das Dorf ist nicht groß, die Häuser meist wohl gebaut, auf Stcin- fundamenten ruhend. Auch hier findet man Malereien an den Wänden in recht harmonischen Farben. Ein kleiner Schaden am Wagen nöthigte mich bei der Schmiede anzu halten. -Die Arbeit ging in Abwesenheit des Meisters i) S. „Globus" Band Xll, S. 25. etwas langsamer vor sich und ich sah daher den Bauern zu, die ihre Kartoffelfechsung in großen Ranzen von schwarzem Bockfcllc mühevoll heimtrugen. Heitern Antlitzes und freundlich grüßend schleppten sie die schweren Lasten immer wiederkehrend in die Häuser. Eben trieb ich den mit dem Anziehen der Radschiene beschäftigten Lehrjungcn zur Eile an, als die Schmiedin, eine artige Bäuerin, erschien nnd mich höflich cinlud, doch in die Stube zu kommen. Es würde sie sehr kränken, wenn ich schiede, ohne ein Glas Wein getrunken zu haben. Ich betrat der gutgemeinten Einladung folgend den Hof; Schafhürden, Schweine- und Rinderställe säumten ihn ein. - Die Küche und die zwei Zimmer des Wohnhauses waren sehr rein; ebenso der lauge Gang, in den man über drei Stcinstufen gelangte. Die Bretter zwischen den einzelnen Säulen, die ihn bildeten, waren mit Blumentöpfen geziert nnd darüber wölbten sich Bogen wie die eines Portikus. Die Einrichtung im Zim mer ließ nicht übel. Eine Kommode, Betten mit bunten, bauschigen Polstern, ein Tisch mit weißer, buntgcstickter Decke behangen, Stühle auf hohen Füßen mit herzförmig aus geschnittener Lehne, eine große, bemalte Truhe mutheten mich freundlich an; auch eine Schwarzwäldcruhr und Vorhänge an den Fenstern fehlten nicht. Die Frau brachte ein Wasch becken nebst Handtuch mit rothen Wollstickereien und lud mich ein, mir, wenn ich wünschte, die Hände zu waschen. Während dem hatte sie auch schon eine Flasche Rothwein, Trinkgläser nnd eine Schüssel mit eingemachtem Huhn ge bracht. Trotz allem Sträuben mußte ich, obgleich gar nicht hungrig, von ihrer Gastfreundschaft Gebrauch machen und auch auf ihr Wohl anstoßen nnd trinken. So gastfreund lich wie diese Bäuerin sind die meisten wohlhabenderen hier herum. Reinlichkeit im Anzuge und im ganzen Hauswesen zeichnet sie aus; Sonntags kleiden sie sich sehr zierlich. Bei der Abfahrt warf ich einen Blick auf die Landschaft, die sich gegen Brestovac und Polega hin reizend aufrollt; selten wird man irgendwo eine schönere finden. Schade, daß die Bevölkerung gering ist. Von Orljavac senkt sich die Straße etwas und betritt im Winkel, wo die Sujnik- und Papuk- Kctte ganz nahe an einander rücken, die Schlucht von Ka menska. Eine gute Brücke führt über die Orljava. Hier