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256 Aus allen Erdtheilen. Vorschlag gebracht und eine „8ooiötö äo rooboroüos" ge gründet, welche die Sache in die Hand nehmen will. Afrika. — In Algerien ist ein Gesetz veröffentlicht worden, nach welchem die Mohammedaner Zunamen annehmen müssen. Der Vater, Oheim oder ältere Bruder hat das Recht, einen für die Söhne, Neffen oder jüngern Bruder bindenden Namen zu wählen, für Familien ohne männliche Mitglieder hat es die Mutter, Tante oder ältere Schwester. Personen ohne Familien können ihre Namen wählen, oder es wird die Regierungskommission denselben einen solchen geben. Jede Person erhält eine Identitätskarte, und es wird von nun an ein Register der Geburten, Todesfälle, Heirathen und Ehescheidungen geführt werden. — In jüngster Zeit haben sich zwei wissenschaft liche Gesellschaften gebildet, deren Thätigkeit sich auf Aegypten richten wird, in Paris die 8ooists äss Stackes äu biil und in London eine Gesellschaft zur Ausgrabung der Ruinenhügel desDeltas. Erstere, eine Schöpfung des Herrn de la Motte, beabsichtigt zunächst ein genaues Studium der hydrographischen Verhältnisse des Nils und des bestehenden Systems der Wasserverwerthung mit dem» Zwecke, letztere sowie die Schifffahrt auf dem Strome zu verbessern und zu heben und die Schätze des Landes besser auszubeuten. Die englische Gesellschaft gedenkt zunächst in der Landschaft Goschen nachzugraben, weil sie dort Aufklärung über den Aufenthalt der Juden in Aegypten zu finden hofft, in zweiter Linie in Naukratis, der altgriechi schen Kolonie im westlichen Delta. Ferner sind ins Auge gefaßt die Schatzstädte Pithom und Rameses, die Hyksos- Stadt Avaris, welche für die phönikische Alterthumskunde Ausbeute verspricht, das hochberühmte Sals und Ehms, die Hauptstadt der 14. Dynastie, von welcher man bis jetzt noch keine schriftlich überlieferte Geschichte aufgefunden hat. — Durch Decret vom 30. November 1881 hat der Chedive den Osten des ägyptischen Sudan, welcher die Mndirieh Taka (Kassala), die Gouvernements Suakin, Massauah, Senhit und Galabat nebst dem Gebiete der Da- bama - Beduinen (westlich vom Atbara) umfaßt, zu einem besonderen Gouvernement erhoben, das von dem General- Gouvernement des Sudan unabhängig ist. — Das „Athenaeum" (Nro. 2839) schreibt: Der ka tholischen Mission scheint es nicht geglückt zu sein, sich am Hofe des Zulu-Fürsten Umzila an der Ostküste Süd afrikas niedcrzulassen. Dem Tode Pater Law's (s. oben S. 173) ist der Tod des Paters Wehl in Sofala gefolgt; darauf kehrten die Laien - Mitglieder nach dem Matabele- Lande zu Lo Bengula zurück, wo sie eine andere Station besitzen. — Die „Allgem. Missionszeitschrift" (Februar 1882) bringt ferner die vollständigen Details über die Art und Weise, wie die katholischen Missionare am 12. September 1881 von dem Häuptlinge des Herero-Landes aus Omaruru vertrieben wurden. „Sie haben sich das selbst zugezogen da durch, daß sie in das so lange Zeit von der deutschen rhei nischen Mission besetzte Gebiet eingedrungen sind, und diese hatte durch viele Jahre selbstloser Hingebung an das Volk das Vertrauen des Herero-Fürsten sich erworben." — Gleich zeitig kommt aus Boston die Nachricht, daß der amerikanische Board of Missions die ersten Schritte gethan hat, bei Um zila eine protestantische Mission zu errichten, und daß ihr Agent eine sehr günstige Aufnahme gefunden hat. „Es muß eine sonderbare Empfindung für die südafrika nischen Häuptlinge sein — meint das „Athenaeum" —, sich in solcher Weise von sranzösischen, deutschen, englischen und amerikanischen Missionen umlagert zu sehen, die alle mit einander hadern." Südamerika. — Ein eigenthümlicher Streit herrscht gegenwärtig zwi schen Panama und Jamaica, der Streit um die Frage, welcher von beiden Plätzen der ungesundere sei. Den wundesten Punkt des Kanalunternehmens wird immerhin die Beschaffung der nöthigen Arbeitskräfte bilden, sowie die unter diesem, man möchte beinahe sagen, Gesindel aufrecht zu er haltende Disciplin. Die Kanaldirektion hat nun begonnen durch ihre Agenten in den Antillen Arbeiter anwerben zu lassen, was in Jamaica, wo sich allein auf dem Steamer „Nile" 380 Personen nach Colon einschifften, sehr übel ver merkt wurde. Hieran wird in Kingston (Jamaica) die Be merkung geknüpft: „Nach welchem Eldorado emigriren diese armen Leute! Sie bekommen 10 Cents pro Stunde, müssen zehn Stunden pro Tag arbeiten, verdienen daher täglich einen Dollar (möglicherweise in columbianischem Papiergeld), wo mit sie sich in einem Lande erhalten müssen, in welchem für die geringsten Lebensbedürfnisse ein übertrieben hoher Preis gefordert wird. Besser wäre es, sie entschlössen sich bei uns Hand an die Arbeit zu legen, wo sie leicht 3 Schilling pro Tag verdienen und nicht riskiren einem pestilentialischen und tödtlichen Klima zu unterliegen." Die Antwort ließ von Pa nama aus nicht auf sich warten, und bestand einfach in der Publikation der Statistik über Todesfälle und Geburten in Kingston im December 1881, wie folgt: 79 Geburten, 44 männlich, 35 weiblich; 47 davon waren illegitim. Todesfälle zählt man 77, 36 davon Männer, 41 Weiber. Als Todesursachen werden aufgeführt: Fieber 5, Diphteritis 1, Dysenterie 3, Diarrhoe 1, Rheumatismus 1, Hirnentzün dung 8, Schwindsucht 9, Herzleiden 4, Brustentzündung 1, Luftröhrenentzündung 1, Nierenleiden 1, Magen- nnd Leber- leiden 2, Kinderkrankheiten 14, gewaltsamer Tod 1, andere Ursachen 25- Der Vergleich mit dem korrespondirenden Monate des vorhergehenden Jahres ergiebt nachstehendes Resultat: Todesfälle pro Geburten „ 1000 Seelen im December 1880 — 35,9 1881 — 25,3 1880 — 30,3 1881 — 25,9. Die kurze Bemerkung, daß ein Land, in welchem die Todesfälle die Geburten übersteigen, nicht nöthig hat, mit seinen sanitätischcn Verhältnissen zu prahlen, begleitete diese Aufstellung. Kaum begonnen, hatten, was den Unternehmern in der Zukunft noch schwere Stunden bereiten dürfte, die Kanal bauten mit einem Strike zu kämpfen, der denn auch richtig den Taglohn auf iVs Dollar hinaufschraubte; nicht allein für die am Kanal, sondern auch für die an der Eisenbahn und in den Docks angcstellten Arbeiter. Selbst unter den an das Klima gewöhnten westindischen Arbeitern werden große Lücken gerissen werden, wenn einmal die eigentlichen Ausgrabungen im Gange sind. Es wird mit ganz besonderen Schwierig keiten verbunden sein, dieselben jeweilen wieder zu ergänzen. Inhalt: Dösirs Charnay's Ausgrabungen in Mexico und Central-Amerika. V. (Mit sieben Abbildungen.) — Th- Kirchhoff: Streifzüge im Nordwesten der Vereinigten Staaten. IV. — CH. M. Doughty: Wanderungen zwischen TeimZ. rc. II. (Schluß.) — Die Bewohner von Lagos. II. (Schluß.) — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Südamerika. (Schluß der Redaction 5. April 1882.) Redacteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage.