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schritt indeß von großem bessernden Einfluß gewesen. Neben dem reichlichen Ertrage der Lagnnenfischerei ist der Verbrauch an animalischer Nahrung, die jetzt leichter und billiger zu beschaffen ist, in stetem Wachsen begriffen. Das Fleisch sämmtlicher Hausthiere und mancherlei Geflügel bildet einen bedeutenden Konsumartikel auch unter den Schwarzen, deren vegetabilische Zukost in Mais, Yams und Kassava besteht. Reis wird vorläufig noch in gerin gem Umfange gebaut; dieser aber dem eingeführten vorge zogen und demgemäß auch höher bezahlt. Merkwürdiger Weise trinken die Schwarzen, welche zu der Mahlzeit nur Wasser nehmen, in den seltensten Fällen Milch, verstehen aber in großen Mengen den berauschenden Palmwein zu vertilgen, während Branntwein nur gelegentlich genossen wird. Tabackkauen und Schnupfen ist eine unter den Män nern jeden Lebensalters weit verbreitete Gewohnheit. Zur Bereitung von Schnupftabak wird der im Handel übliche Rollentabak mit der Hand zwischen zwei Steinen gerieben nnd ihm dabei zur Erhöhung des prickelnden Reizes in der Nase ein Zusatz von Natron oder einer aus dem Innern eingeführten Art Soda, Kanun genannt, gegeben. Die gewöhnlichen Wohnungen bestanden vor der briti schen Annexion aus einfachen, elenden Erdhütten von 3 bis 8 Fuß Höhe. Bessere Häuser, meistens im Viereck erbaut, waren gebildet aus zwei in der Entfernung von 6 bis 8 Fuß aufgeführten Parallelwünden von 60 bis 80 Fuß Länge. Diese Umfassungsmauern wurden entweder aus dem Lagunenschlamm aufgeführt, oder bestanden aus zwei Bretter wänden, deren Zwischenraum mit Schlamm ausgefüllt wurde, oder endlich in einfachster Weise aus einer Reihe zusammen gebundener Bambusstäbe. Dünnes Lattenwerk mit über- gelcgten Palmblätteru bildete das leichte Dach. Quer wände theiltcn in Abständen von 7 bis 8 Fuß den zwischen den Umfassungsmauern liegenden Ranm in kleine quadra tische Gemächer, die ohne Fenster nur durch eine Thür mit der hinter dem Hause durch das weit überstehende Dach ge bildeten Veranda in Verbindung standen. Diese Räumlich keiten waren mit Holz oder Bambuslagen eingedeckt, denen eine dicke Lage Schlamm oder Lehm eine Art von Feuer festigkeit verleihen sollte. Der Hausherr war Inhaber der größten und schönsten dieser Räume. Jeder Frau mit ihren Kindern war eins angewiesen und andere für Gäste, Ver wandte, Sklaven oder zur Unterbringung von Vorräthen und Werthsachen bestimmt. In der guten Jahreszeit lebte und schlief die gesammtc Familie indeß auf der Veranda und zog sich nur vor der Kälte oder in Krankheitsfällen in die Zimmer zurück. Dort augezündete Feuer mochten man chen Erstickungstod herbciführen, der dann Hexen und Zauberern zur Last gelegt wurde. Außer einigen Körben und Matten und vielleicht einem rohen Stuhle gab es kei nen Hausrath. Häuser und Hütten pflegten in regellosem Durchein ander möglichst dicht zusammengebaut zu werden, so daß die engen und winkligen Gassen meistens nur Rinnsale für das abfließende Regenwasser bildeten. Die von Ge rüchen aller Art geschwängerte Luft solcher Ortschaften er zeugte häufige Epidemien, und bei der leichten Bauart legte eine ausbrechende Feuersbrunst oft ganze Städte in Asche. Das eifersüchtige und barbarische Regiment eingeborener Könige ließ Neuerungen und Verbesserungen in dieser Hin sicht lange Zeit nicht aufkommen. Wurde doch ein Mann, welcher gewagt hatte, seine Zimmer mit weißer Farbe zu tünchen, unter der Anklage, sein Haus dem des Fürsten ähnlich machen zu wollen, grausam hingerichtet und sein Hab und Gut eingezogcn. Seit das Gebiet indeß als Kolonie unter englischer Verwaltung steht, hat sich das Aussehen der Stadt Lagos gewaltig verändert. Gesunde nnd reinliche Häuser sind entstanden und finden auch bei den Eingeborenen immer mehr Anklang, denen sich mit der Verbesserung aller Lebensgewohnheiten auch erweiterte Lebensanschauungen erschließen werden. In dieser Bezie hung hatte die starke Einwanderung aus Westiudien und Brasilien günstig eingewirkt, welche neben weißen Män nern auch ein zahlreiches Element früherer Sklaven des Jorubestammcs mit ihren Kindern nach Lagos znrückge- führt hat. Diese Schwarzen haben nun, ohne ihre Stam- meseigenschaften zu verleugneu, entwickelte Geistesgaben, erweiterten Gesichtskreis und manche Erfahrungen als Vor bild für die heimischen Brüder importirt. Sie sind neben bei die Einzigen von allen Einwanderern, die in Lagos ohne vorherigen leichtern oder schwerer» Akklimatisations- proceß zu leben vermögen. Die folgenden Ziffern, dem Ergebnisse des letzten Ccn- sus vom Jahre 1872 entnommen, können demgemäß keinen Anspruch auf Genauigkeit mehr erheben, gewähren aber einen interessanten Einblick in die Bevölkerungsstatistik der Kolonie Lagos. Distrikt Einwohnerzahl Total B c r u f s st a t i st i k Weiße Asrikaner Total Acker bauer Hand werker Handel treibende Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Stadt Lagos und nächste Umgebung 77 5 16 893 19 030 16 970 19 035 36 005 2165 63 2 875 Nördlicher Distrikt . . — — 5 313 7 088 5 313 7 088 12 401 3149 17 10 Oestlicher „ 10 — 1842 2162 1852 2 162 4014 773 — 1588 Westlicher „ - - - 2 — 3 726 4 073 3 728 4 073 7 501 1698 — 52 Total. . . 89 27774 32 353 27 863 32 358 60 221 7 785 80 4 525 Von dieser Eiwohnerzahl waren: Eingeborene Lagosianer 34576 Angehörige benachbarter Stämme . . 21311 Fantis 354 Einwanderer: von Sierra Leona 1 533 aus Brasilien und Cuba . . 1 237 ans dem britischen Westindien 68— 2 838 Europäer 94