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252 Die Bewohner von Lagos. den Gebieten zurückgezogen und die Wüsten verlassen, welche auf unserm Wege menschenleer sein würden. Nach einer Tagereise erfuhren wir, daß das Gerücht, wie es in Ara bien, einem stets von Alarm erfüllten Lande, gewöhnlich der Fall ist, nur zum Theil wahr sei. Von nahe er-Rauda, wo wir in der Wüste geschlafen und im N.-W. das Ende des östlich von Häil liegenden Dschebel Selma gesehen hat ten, gingen wir deshalb wieder nach S.-O. und kamen am zweiten Abende zu Beduinenzelten vor Semira. Dies ist ein sehr altes Dorf in der Wüste, von einer hohen Mauer umgeben und bewohnt von einigen 30 Familien der Beni Tcmmim, die erst die Besitzer und dann theilweise Noma den in einem so großen Theile von Nedfchd waren. Was aber sonderbar ist, ist, daß man in Semira keine Palmen sicU, welche dort nicht gedeihen wollen; die Leute bauen da für Getreide. Das Grundwasser ist sehr nahe unter der Erdoberfläche, und Semira war ohne Zweifel zu allen Zei ten ein Hauptwasserplatz. In dieser Gegend war der alte Weidcbczirk der Ruualla; hier versammeln sich jetzt die Harb-Stammesgenossen unter Jbn-Raschid einmal im Jahre, um eiugeschätzt zu werden, und hier ist eine Wasserstation der Baghdader Pilgerkarawane, welche über Land unter Jbn- Raschid's Führung nach Mekka zieht. Wir sprachen in Semira vor, um zu frühstücken. Ich bemerkte, daß mein Wirth mich kannte; er war unlängst in Hail gewesen, fragte, wohin wir jetzt reisten, und lächelte frenndlich, denn er war zu cdelmüthig, mehr zu sagen. Bei den besseren Leuten gilt es nicht als Verbrechen Christ zu sein, wohl aber bei den weniger zahlreichen gesährlichen Fanatikern. Wir setzten unsere Reise fort am Fuße des großen schwarzen Basaltberges Habbeschi, über welchem die Sonne aufging, als wir Semira betraten. In der Wild niß trafen wir auf einen einzelnen Reisenden, einen in Me dina ansässigen Beduinen, welcher Kleinvieh an die Schläch ter verkaufte und auf feinem Dromedar über Land geritten war, um seine jährlichen Einkäufe zu machen. Da er die selbe Richtung verfolgte, ritten wir in Gesellschaft. Auch dieser Manu kannte mich, denn er war auch bei jenen Harb unweit Soleima vorbeigekommen, und zwar nach unserer Abreise, hatte dann aber einen nähern Weg eingeschlagen. Soleima, rechnet man, liegt vier starke Dromedar-Tagereisen von Medina, was circa 200 engl. Meilen entsprechen mag. Dies ist die nördliche Harb-Wüste, welche ich, wie oben die Gebiete der Schammar, voll von Nomaden fand, welche je nach Familienverwandtschaft in wenigen Zelten zusam men lagerten (tsrrillsoll, xlur. ksrclsollüu); überall und namentlich hier unweit des Wadi er-Rummah findet sich Grundwasser in geringer Tiefe und es giebt sehr viele kleine Quellen. Jenes Wadi zog sich, wie meine Gefährten erzählten, stets in einer Entfernung von etwa einer halben Tagereise längs unseres Weges hin. Alle paar Stunden fanden wir auf unserer Reise Beduinenzelte, deren Lage wir von den Harb in Erfahrung gebracht hatten. Diese Nacht blieben wir bei anderen Harb-Nomaden. Am nächsten Tage kamen wir aus dem Berglande hin aus auf die große Ebene GhraimLr, wo wir bei einer Quelle eine Abtheilung wandernder Harb trafen. Das ganze ebene Gebiet von hier bis el-§ asim heißtFusilik. Die Weiler'Autheim und Makh'aul am Fuße eines Ber ges zur Linken lassend, reisten wir den ganzen Tag. Gegen Abend brach ein wüthender Sturm mit Blitz und Regen über uns los, und wir legten uns zur Nacht in der über schwemmten Wüste hinter unseren Dromedaren als Deckung nieder. Im Morgenlichte entdeckten wir unweit vor uns Beduinenzelte, wo wir den Tag über verweilten. Am fol genden Tage setzten wir unsere Wanderung durch die Wüste nach el-Kasim fort und kamen aus der Plutonischen Gegend in ein Sandsteingebiet am Fuße eines langen, niedrigen Gebirgsrückens Sura; aus Furcht vor Ueberfällen durch die 'Ateiba wollten wir denselben zwar zur Nachtzeit passi- ren, aber da meine von Schlaf und Müdigkeit übermannten Gefährten obendrein in der Dunkelheit sich verirrten, so machten wir um Mitternacht Halt, legten nns nieder und schliefen. Am nächsten Morgen hatten wir nur noch eine Stunde hinabzusteigen, dann befanden wir uns vor dem ersten Palmendorfe von el-Kasim im Beginn des Nefüd, er-Raud. Q/z Stunden weiter erreichten wir die Oase el-'Ajün, ein blühendes Handelsdorf gleichfalls am Rande des Nefüd, an den Handelsstraßen zwischen Norden und Süden. Zwei Stunden weiterhin lag el-Garra, eine kleine Palmenoase in dem Nefüd von Ksim; dann noch 11/2 Stunden bis zu dem kleinen offenen Dorfe el-Schuk- kük und kaum 5 engl. Meilen weiter war Bereidc (im Lande selbst wird der Name Boreida ausgesprochen) er reicht. -r- Auf der mit Nro. 14 ausgegebenen Karte sind einige der im Text erwähnten Brunnen nicht verzeichnet, welche ungefähr folgende Lage haben: H^za 27" 84/ nördl. Br., 370 9' östl. 8. Paris; Koatschcba 27° 46" nördl. Br., 38° 41' östl. L. und Baitha Nethil 27° 14' nördl. Br., 39" 35' östl. L. Der Nefüd nordwestlich von 'Aneize heißt Nefüd el-Kasim; cl-Abanat südwestlich von 'Aneize ist keine Ortschaft, sondern der Name der zwei Berge, zwischen wel chen das Wadi er-Rnmmah hindurchzieht. Die Bewohner von Lagos. Ursprung; Sitten und Gebräuche; Sprache. II. Vorläufig geht diese Bodenkultur allerdings, wie in den meisten frisch erschlossenen Landstrichen, über ein rohes Ausnutzen der Naturkraft nicht hinaus. Zwischen die ge fällten Riesenstämme wird nach Wegräumung des Unter holzes die erste Aussaat an Mais, Kassava, Hams, süßen Kartoffeln oder Hirse gemacht. Im nächsten Jahre wird das Holz verbrannt und nun ohne Düngung und ohne irgend eine geordnete Schlagwirthschaft jahraus jahrein gepflanzt und gcsäct, bis der ausgesogene Boden brach liegen bleibt und andere Strecken in Angriff genommen werden. Auf die Lebensweise der Eingeborenen ist dieser Fort-