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236 Die Bewohner von Lagos. Brombeere, „vaZockra-Kockra" (Kudus tiliaosus), die „lm- Iroi" (LuAtzuiu kiodii) rc. rc. Wassermelonen sowie Flaschen kürbisse sind geschätzt, die süßen Melonen fehlen fast ganz; gewöhnlich ist der „olsti" (Larios, xapa^a), äor Melonen- bauni, von den Ansiedlern mamms a^>pls oder MUMMS sxxls genannt, dessen Früchte der Vitianer roh, der Europäer gekocht oder eingemacht verzehrt. Bei der Menge der im Innern Viti Levus überall als Einfassung der Ortschaften angepflanzten Maulbeerbäume dürfte sich die Seidenraupenzucht mit der Zeit löhnend erweisen. Für Erdbeeren, Himbeeren, Wein, Aprikosen, Pflaumen, Kirschen, Acpfel, Birnen, Stachel- und Johannisbeeren rc. ist das Klima nicht geeignet. Wir sind am Ende dieser Skizze. Ueber die Kokos palme, die dem Eingeborenen von unendlichem Werth ist, die ihm Ersatz für Fleisch, Getränk, dann Rohmaterialien für Kleidung, Wohnung u. a. m. liefert und auf Biti gut gedeiht, wird ein weiterer Bericht Näheres bringen, ebenso über diejenigen Gewächse, die dem Eingeborenen durch ihre Rinde, ihr Laub, Holz rc. von Nutzen sind. Die Art der Gewinnung und Verarbeitung dürfte auch weitere Kreise interessiren, da sie uns tiefere Blicke in die industrielle Thätigkeit dieser begabten Naturmenschen zu werfen gestattet. Der von den Europäern angebauten Nutzpflanzen, des Tabak, Thee, Kaffee, Mais, der Vanille, Chinarinde u. s. w., wird ebenfalls noch gedacht werden. Die Bewohner von Lagos. Ursprung; Sitten Etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts scheint ein Theil der bei Jschin am Ogun ansässigen Joruba sich flußabwärts gewendet und näher der Küste eine Ortschaft, Ebute Metta, gegründet zu haben. Vor überlegenen An griffen siedelte dieser Stamm dann nach den bisher un bewohnten, von der Küste durch die Lagune getrennten In seln Jddo und Lagos über, wo er in Vermischung mit einer in dem Zeiträume von 1790 bis 1800 erfolgten starken Zuwanderung aus Benin den Grund zu der jetzigen ein geborenen Bevölkerung der Inseln legte, in welcher außer dem zahlreiche Individuen der benachbarten Negerstämmc der Popo, Appi, Ewa, Ana und mancher anderer aufge gangen sein mögen. Dieser Blutvcrmischung verschiedener Stämme mag es zuzuschreiben sein, daß die Bewohner von Lagos zwar im Allgemeinen der äußern Erscheinung nach unzweifelhaft der äthiopischen Race angehören, daß die typischen Merk male dieser Race aber bei vielen Individuen zurücktreten. Man findet auch hier einzelne schön und kräftig gebaute Männer, der Durchschnitt der Bevölkerung bleibt aber in seiner physischen Entwickelung hinter den Bewohnern des Innern zurück. Dieser Umstand erklärt sich neben einer Anzahl anderer Ursachen aus der niedrigen Lage und der sumpfigen Bodenbeschaffenheit der Küste wie der Inseln. Häufige Erkältungen, bösartige Fieber und Dysenterie sind die Folge und können nicht verfehlen, ihre nachtheilige Wir kung auf Gesundheit und körperliche Entwickelung des In dividuums, wie auf eine Herabminderung der geistigen und physischen Eigenschaften des ganzen Stammes auszuüben. Diese findet Ausdruck in der erhöhten körperlichen Trägheit und geistigen Indolenz der Einwohner im Vergleiche zu den Negerstämmen des Innern, und äußert sich bei dem Individuum durch den größern Mangel an Selbstachtung und Selbstgefühl, wie die geringe körperliche Reinlichkeit und die schmutzige und elementare Wohnnng, mit der sie sich begnügen. Diese Zustände hatten ihrerseits wieder neben anderen Krankheiten das häufige Auftreten der mit Recht gefürchteten Pocken im Gefolge. Trotz solcher un günstiger Verhältnisse und abgesehen von Zuzügen, die wir weiter unten berühren werden, ist die Bevölkerung im Laufe der letzten fünfzig Jahre erheblich angewachsen. ff Nach dem Englischen des Rev. I. Buckley Wood in „Otmroü Nissicmar^ IntsUiAsnosr". November 1881. Gebräuche; Spracheff. Von Natur gutmüthig, freundlich und zuvorkommend, huldigt der Bewohner von Lagos in Folge des noch nicht ganz verwischten Einflusses des Fetischpriesterthums An schauungen und Gebräuchen, die mit christlicher Auffassung von Recht.und Unrecht in direktem Widerspruche stehen und aus dcncu heraus sich manche Eigenthümlichkeiten und Widersprüche des Charakters erklären mögen. Trotz Gut- müthigkeit und damit verbundener Leidenschaftlichkeit weiß er, wenn es seinen Zwecken dient, Vorwürfe und Beleidi gungen im Augenblicke ruhig hinzunehmen, um sie nie zu vergessen, und seine boshafte Rache zu gelegener Zeit auf zusparen. Im Allgemeinen dankbar für empfangene Wohl- thaten und Freundlichkeiten ordnet er auch diesen Dank seinem Vortheile unter; wenig ehrlich und in geringerm Grade gastfrei, als feine Brüder im Binnenlandc, zieht er das äolos kur nisnts einer müßigen Plauderei zu jeder Stunde und mit Jedermann der Arbeit entschieden vor. Dennoch versteht er eine Zeitlang tüchtig zu arbeiten, jedoch nur, um das Erworbene in geselligen Zusammenkünften, bei Spiel, Tanz und allerlei Lustbarkeiten, dem höchsten Genuffe dieses Naturvolkes, in kürzester Frist wieder zu vergeuden. Sein höchster Ehrgeiz ist auf ein prächtiges Leichenbegängniß gerichtet, und zur Erlangung eines solchen weiß er wirthschaftlich zu werden und jahrelang zu sparen. Die allgemeinen Charakteranlagen scheinen dem Einwohner von Lagos demnach einen Platz unter den freien Negerstäm men des inner«Afrika anzuweisen, doch ist auch diese That- sache wohl mehr den oben berührten äußeren Verhältnissen, als einer tiefer stehenden Naturanlage zuzuschreiben. Der Fetischdienst ist noch immer die herrschende Religion. In früheren Zeiten waren Menschenopfer nichts Ungewöhn liches. Dem Gotte des Meeres, Olokun, wurden solche in regelmäßiger jährlicher Wiederkehr und außerdem dann dar gebracht, wenn die Brandung der Barre so hoch stieg, um die abergläubischen Insulaner den Zorn des Gewaltigen fürchten zu lassen. Auf eine Anfrage entschied der Götze, ob ein freier Mann zu fciucr Ehre geschlachtet werden müsse, oder ob das Opfer eines Sklaven genüge, ihn zu bc- fänstigen. Im erstem Falle bezeichnete der Häuptling während eines zu diesem Zwecke veranstalteten öffentlichen Tanzes das unglückliche Schlachtopfer, während ein Sklave ohne weitere Förmlichkeiten ergriffen zu werden Pflegte. In aufrechter Stellung lebendig eingcgraben, so daß der Kopf über dem Erdboden hervorragte, blieben die Aermsten oft