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M. Eckardt: Ueber dm Landbau der Viti-Insulaner. 235 dicke weiße Saft, den die jungen Bäume, wenn angebohrt, absondern, dient dazu, die Fugen der Canoes dicht zu machen. Ein Nahrungsmittel, das von den Vitianern sehr wenig, von den Ansiedlern zur Ernährung der Arbeiter in großem Maße angebaut wird, ist die süße Kartoffel, „Kamala" (Ipomoca batatas oderLatatas sckulis) und zwar meiner Sorte mit röthlichen und einer mit weißen Knollen, die an Qualität einander gleichen. Von geringerer Wichtigkeit sind nun noch eine Anzahl eßbarer wildwachsender Pflanzen. Genannt möge werden die am Wasser, in den Ecken der Dato-Beete, überhaupt auf sumpfigem Boden wachsende „via mila" (Oolocaoia inäica), deren zuweilen fast zehn Fuß hoher, vier bis sechs Zoll im Durchmesser haltender Stengel, wenn auch selten, gekocht, geröstet oder zum ma- ckrai zerrieben, verwandt wird. In derselben Weise benutzt man die „via kau" oder „via Kana" (L^rtospcrma ccknlis), die zuweilen gleich dem Dato in sumpfigem Boden angepflanzt wird. Die giftigen Eigenschaften beider genann ten Pflanzen verschwinden nach dem Kochen. Gegessen wird ferner die Wurzel der überall wildwachsenden „äaiAa" (AmorxlloxllaHus vampanulatus), deren einzige seltsam geformte Blume vor jedem Blatt erscheint und nach der Reife wegen ihres starken Duftes von Scharen von Insek ten umschwärmt wird. Sodann diejenige der durch weiße und blaue Blumen auffallenden „^aka" oder „va ^aka" (kavll^ri'llmus anAulatus). Eine beliebte Speise ist auch die geröstete, einer Karotte ähnliche Wurzel der „tavoli" (Dioscorca uuinmularia); etwas herber und daher vor dem Kochen oder Rösten längere Zeit auszuwässcrn ist die „kaiti" (Dioscorca kulbitsra). Bei den Wohnungen an gepflanzt findet man häufig die „massawa" (Dracaena sx.), bereu große und weiche Wurzel, ähnlich dem SUßholze, eine Menge süßen Saftes enthält, der zum vokalolo dient, oder einfach nach dem Backen herausgesogen wird. Hier und da wird auch die vor Kurzem eingeführte Kassava- oder Tapiocapflanze (ckatroxka manillot) angebaut, ist jedoch wenig beliebt. Sehr verbreitet ist die „ivi"-Nuß (Inocorxus ccknlis), die gerieben beim inackrai benutzt und deren gerösteter oder gekochter Kern, an Geschmack der Kastanie gleichend, sowohl kalt als warm gegessen wird. Um nun auch in Zeiten der Noth, des Mißwachses vor Mangel geschützt zu sein, graben die Bitianer vier bis fünf Fuß tiefe Löcher in die Erde, die sie mit Blättern auspolstern und mit Bananen, Brod- früchtcn, Dato rc. schichtenweise oder durcheinander füllen und mit Blättern und Erde bedecken. Nach kurzer Zeit beginnt die Masse in Gährung überzugehen und einen ekel haften säuerlichen Geruch auszuströmen, der diese Aufbe wahrungsorte schon von Weitem kennzeichnet; sobald nun Alles zu einem teigartigen Brei geworden, wird je nach Bedarf davon genommen, das Entnommene auf heißen Steinen gebacken oder in irdenen Töpfen gedämpft. Diese wenig verbackenden Ingredienzen dienen dann als inackrai. Kartoffeln werden, trotzdem sie an manchen Orten gut gedeihen würden, wenig angebaut. Die Ansiedler beziehen kleinere Quantitäten von Australien und Neu-Seeland. Europäische Tafclgemüse wachsen auf Viti kaum oder sind von schlechter Beschaffenheit. Bei Levuka sind eine oder zwei von .Chinesen gegründete Handelsgärtnereien, wo Kohl, Petersilie, Rüben, Wurzeln, Zwiebeln, französische Bohnen, Kürbisse und Gurken zn erhalten sind, deren Qualität je doch auch schlecht ist, was wohl thcilweise an der ungenügen den Kultivirungsmethodc liegt. Bei größerer Nachfrage wird man auch bald herausfinden, welcher Boden den ein zelnen Gemüsen am besten zusagt, wann die geeignetste Pflanzzeit jeder Sorte ist und dergleichen. Bei besserer Pflege würde man nicht nur diese zu jeder Zeit haben kön nen, sondern während der kühleren drei bis fünf Monate auch Steckrüben, Blumenkohl, Sellerie, Kohlrabi, rothen Kohl, große Bohnen und volle neun Monate hindurch sicher auch rothe Rüben, grüne Bohnen, Spinat, Endivien, Radies, Spargel, Rettige, Mais rc. Von den Eingeborenen ist vor Kurzem begonnen worden einige europäische Gemüse, be sonders Kohl, anzupflanzen und wird dieser in den Straßen Levukas feil geboten, die Nachfrage ist jedoch zu gering. Im Allgemeinen wird zu allen Fleischspeisen, früher auch zum „knkolo", dem Menschenbraten, als grünes Ge müse besonders bevorzugt der „malawaci" (Troplns antllro- popbaAornm), „tnäano" (Omalantbns xsäiccUatus), „koroäina" (Lolannm antbropopbagoruM) und „knri- laZi" (Lolocasia antiguornm), dann vor Allem die jungen, gut durchgckochten Blätter desDalo. Ferner die jungen noch unentwickelten Blüthen der „vanlo" (bllg.AcUa.ris, inckica), einer grasartigen Kletterpflanze, und eine andere Grasart, die dem Zuckerrohr ähnliche „äranca", die in einigen Thei len Vitis angebaut wird und, gut gekocht und mit einer Buttersance bereitet, sehr wohlschmeckend ist. Die Blätter einiger Farne werden ebenfalls gegessen, z. B. Intodrockia incisa, Alsoxkila cxcclsa und, wenn die Noth zwingt, auch AnZioptcris svccta und das „oto" (Asxlcninm cscnlco- tnm). Häufig findet man auch das auf angebautem Boden wachsende „Koro ni ^'atoka ni Aata" (8olannin niZruw), dann das spinatähnliche „Kots" oder „van van ni viti" (Illilnscus manillot); selten fehlen beim täglichen Mittags- esfen die gekochten zarten Blätter einer Phytolaccaceen- Art, dann das überall als Unkraut wachsende „tankuku ni vaska" (Dortnlaca olsracca). Bei allen Begetabilien drückt der Bitianer zuerst das Wasser heraus, kocht sie dann und bereitet sie wie Spinat oder backt sie mit der Fleisch speise. Von den zahlreichen Fruchtsorten mögen hier in erster Reihe die Bananen genannt werden, besonders die „soaAa" (Nnsa troAloä^tarnm), die als Exportartikel für Austra lien und Neuseeland sehr zahlreich angebaut werden, dann die dort sehr in Nachfrage stehenden Ananas, die „Kalawa ni xaxalaAi" (d. h. fremde Pandanus), deren Kultur das Klima und der Boden Vitis sehr begünstigt, ebenso Limonen, „moli Kuru Kuru". Weniger verbreitet ist die Orange, „moli ni takiti"; sie gedeihen am besten in Rawa und in Namosi im Innern Viti Levus. Ferner wird an gebaut „äawa" (^cpllclium pinnstum), dann verschiedene Varietäten, besonders rothe und weiße „kavika", die ma laiischen Acpfcl (LuAsnia walacccnsis), deren glänzende, schönfarbige, in Trauben zu drei bis vier Beeren hängenden Früchte oft prächtig aus dem dunkelgrünen Laub der an 40 Fuß hohen, schön gewachsenen Bäume hervorsehcn. Die wohlschmeckende, etwas wässerige Frucht wird beim inackrai benutzt, die Blüthc dient als Haarschmuck. Häufig sieht man auch den „wi" (Lxonias cknlcis), einen weitästigen, horizontal verzweigten, oft 17 Fuß hohen Baum, dessen 8 bis 9 Zoll große, wenn reif, gelbe, fast ein Pfund fchwere Frucht ihres angenehm säuerlich schmeckenden Saftes halber sehr geschätzt ist. Der Genuß wird allerdings durch die harten sie durchziehenden Adern etwas erschwert. An den „taravvau" (llracontomcton sxlvcstrs) knüpft sich die Sage, daß sich die Gestorbenen in jener Welt mit der Zncht dieses an 40 Fuß hohen Bau mes beschäftigen, dessen Frucht zwar saftig, doch schal ist. Noch zahlreiche andere Fruchtsorten dienen den Einge borenen als Speise, unter anderen „lose lose" (bllcus vitienms), „Kataws" (Lanckanus caricosus), die wilde SO*