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M. Eckardt: Ueber dcn Landbau der Viti - Insulaner. 283 Es ist erfrischend, eine solche Stimme ans dcn Wildnissen von Nord-Idaho zu vernehmen, in einer Aera, wo die nüchterne Prosa das Journalistenthnm ganz überwuchert. Möge uuscr von der Poesie angehauchter Kollege seine Prophezeiung bald in Erfüllung gehen sehen, und das Lewi ston der Ankunft die Felfcnthäler des Snake und Elcar water einst mit Glanz und Rcichthum schmücken! Ueber den Landbau der Viti-Insulaner^). Von M. Eckardt. Von allen Bewohnern der Südseeinselu sind diejenigen Vitis entschieden am meisten beanlagt Ackerbau zu treiben. Umgeben von einer wunderbaren Vegetation, deren kleinste Veränderung durch die Einwirkung der Natur dem sie schon früh beobachten lernenden Naturmenschen genau den Zeit punkt anzeigt, wann er zu graben, zu säen oder zu ernten hat, liegt cs ihm nahe, daß er den Nutzen oder Schaden eines jeden Produktes aus dem Pflanzenreiche kennt und zu vcrwcrthen weiß. Sein Scharfblick zeigt ihm bei der Wahl eines urbar zu machenden Landes am Erdreich und der es bedeckenden Vegetation, für welche Zwecke dasselbe am besten zu verwenden ist; ob es einige Meilen vom „Koro", dem Wohnorte, entfernt liegt, ist gleichgiltig, da während der Zeit, die dem Bearbeiten und Säen gewidmet wird, an Ort und Stelle temporäre Wohnungen errichtet werden, in denen sich die Familien ansicdcln. Nach der Saatzeit keh ren sic in dic Heimath zurück und gehen nur daun und wann zu dem bestellten Acker um das Unkraut zu entfernen und dergleichen. Während im Allgemeinen Mann und Weib gemeinsam für ihren Bedarf arbeiten, wobei jedoch letzteres am schlechtesten bedacht wird, unter anderen die ganze Ernte hcimzutragcn hat, so wird das Bcsitzthum des Häupt lings mit vereinten Kräften gepflegt; ebenso herrscht mehr fach der Gebrauch, daß die gcsammte Bevölkerung eines Ortes die zu demselben gehörigen Grundstücke der Reihe nach nicht mir bearbeitet, sondern auch besäet, sobald der betreffende Besitzer unter Hinweis auf ein Acquivalent an reichlicher Lieferung von Nahrungsmitteln dazu auffordert. Neben dem Privatbesitzc eines jeden cxistirt nun auch sol cher, der einer ganzen Familie, „matuAali", einer Ort schaft und sogar einem ganzen Bezirk gehört, der dann natürlich stets mit vereinten Kräften bebaut wird, wie denn auch bei allein, was gemeinsamen Zwecken dient, also z. B. den Canochäufcrn und dergleichen, gemeinsame Arbeit ver wandt wird, auf welche fleißige Gewohnheit Häuptlinge und Familienoberhäupter stets halten. Eine Eigcnthümlichkeit, die unter weniger günstigen Verhältnissen von außerordent lichem Nachtheil sein würde, ist die, das benutzte Land nach der Ernte so lange ruhig liegen zu lassen, bis cs sich wieder erholt, weshalb denn auch oft zur Ernährung einer kleinen Bevölkerung ein erstaunlich großes Stück Land nothwcndig ist. Fortwährend werden neue Strecken vom Banmwuchs entblößt, was namentlich an dcn Lecscitcu von Ovalem, Vanua Levn und Viti Levu von schädlichstem Einfluß ist; ganze Distrikte haben hier oft wochenlang keinen Regen, so daß das Erdreich verdorrt und fast völlig unfruchtbar wird. Wohl werden zum Schutze gegen den Wind längs des Strandes mit Buschwerk bepflanzte Gräben aufgeworfen, an deren innerm Rande sich ein starker Zaun befindet, nm ') Auf Basis von /V. Ilorim's .-V ^aar in Viti (Konäon 1881), der Berichte Kleinjchmidt's im Journal des Museum Godcffroy und privater Mittheilungen. Globus XUI. Nr. 15. die Schweine vom Acker fern zu halten, doch hebt dies alles dic schlimmen Folgen wenig auf. Bei der sonstigen Be gabung des Bitianers dürfte es wohl angebracht sein, dem selben dcn Nutzen des systematischen Düngens klar zu machen, der ihm den Vortheil brächte, dcn Boden auf Jahre hinaus für eine und dieselbe Fruchtsorte geeignet zn machen. Auch würde die Einführung von Reis, Getreide rc. diesem Un wesen in gewisser Weise steuern können. Das einzige Geräth, das nach der Entfernung der Bäume, dic früher mit Steinbeilen, jetzt meistens mit euro päischen Werkzeugen geschieht, sowie des Buschwerks beim Umgraben des Bodens angewandt wird, ist ein zngcspitztcr Stock aus hartem, zähem Holze, der „ckoko"; Spaten und Hacke haben ihn noch nicht verdrängt. Durch Stoßen mit demselben werden ca. 2 Fnß Durchmesser haltende Löcher gemacht und die heransgehobenen Erdschollen durch Kinder mit dcn Händen oder kleinen Stöcken zerkleinert. Die am häufigsten kultivirten Nahrungspflanzen sind Pams, Taro oder Dalo, Zuckerrohr, „M" (Dracaena, vx.), Brodfrucht n. a. m., die theilweise in Verbindung mit Fischen, Geflügel, Schweinefleisch und mehreren Arten Küchcngcwächscn dic tägliche Speise der Eingeborenen bil den, während das Getränk ans Wasser, Kokosnnßmilch, und bei festlichen Gelegenheiten, die häufig bei dcn Haaren herbeigczogcn werden, ans Kava, hier „xakona" oder „agona" genannt, besteht. Dem Pams, „um" (Diosoorea), gebührt der Vor rang. Unter den angebautcn, etwa 20 verschiedenen Sor ten sind mehrere sehr schön, mehlig, kurz ganz einer guten Kartoffel gleichend. Während die Wurzeln einiger Gattun gen nicht schwerer als 2 bis 3 Pfund sind, erreichen andere häufig mehr als Centncrgcwicht. Mit Vorliebe werden sie in hartem, wenig vorbereitetem Boden gcpflanzt, weil demselben noch keine kräftigen Bcstandtheile entzogen sind. Sobald der durch Has feurige Scharlach der Blnmenbüschel auffallende Ndralla-Banm (blr^tlrrina inckioa) im Juli oder August zu blühen beginnt und das an der Sonne ge trocknete Gras abgebrannt ist, wird zu pflanzen begonnen. In die zn kleinen, 3 bis 5 Fnß hohen Hügeln, „llnks", aufgeworfene Erde werden kleine Wurzeln oder Endstücke größerer gesteckt, und nm dic in Reihen formirten Hügel Gräben znr Bewässerung gezogen. Ist nach knrzer Zeit die Staude 1^ bis 2 Fuß hoch cmporgeschossen, wird sie an horizontal gelegten, auf den Hügeln oder auf gabelför migen Stöcken rnhenden Rohrstäben weiter geleitet. Schon Ende Dcccmbcr werden die ersten, die sogenannten Kinder yams, „um-nAous", geerntet, während die größeren Ende März oder später reifen, was das Vertrocknen der Stengel anzeigt. Die herausgegrabcncn Wnrzeln bringt man in luftige, aus Bamburohr auf dcu Feldern errichtete Schrip pen, deren Dächer dnrch ein Geflecht von Gras wasserdicht gemacht sind, und wendet sic gelegentlich, sorgfältig die schlechten heranssuchend, die kleinen Knollen nach oben brin- 30