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Rußland erforderte eine genaue Grenzbestimmung gegen Per sien; es fanden darüber seit dem Beginn des vorigen Herbstes Unterhandlungen mit der persischen Regierung statt. Die Ab tretung des ganzen rechten Atrek-Ufers an Rußland wurde nicht beansprucht. Die neue Grenze verläßt das Atrek-Ufer bei der Befestigung Tschat und verläuft in nordöstlicher Richtung längs dem Gebirge nnd dem Fluß SumbarU. Rußland begnügte sich damit die Teke-Oase und die anstoßen den Abhänge des Gebirges zu behalten, so daß die Grenze vom Flusse Sumbar hauptsächlich auf dem Bergrücken Kopct-dagh sich hinzicht und der Bezirk Firuse bei Persien verbleibt. Hat die Grenze das Thal des Flusses Babadurma (s. o. von Askabad) erreicht, so wendet sic sich nach Norden, durchschneidet die von Askabad nach Lnft ab ad führende Straße nnd verliert sich nach Norden in die Sandwüste. Die Langwierigkeit der Verhandlungen wegen der Grenzregu- lirung in Teheran wurde durch die in Persien herrschende Ansicht bedingt, daß alle Besitzungen der Tckc-Turkmenen dem Schah unterworfen seien. Noch vor Kurzem beanspruchte die persische Regierung das Recht, die Festung Kara-Kala (s. oben S. 155) zu besetzen. Nachdem schließlich die persische Regie rung sich davon überzeugt hatte, daß die neue Grenze durch aus nicht die thatsächlichen Rechte Persiens beeinträchtigt, er klärte sie sich bereit, die ihr gestellten Bedingungen anzunehmen. — Ende Februar dieses Jahres sprach General Annen kow vor einer privaten Versammlung in Moskau über die Bedeutung der transkaspischen Eisenbahn für den russischen Handel. Er betonte, daß schon jetzt die Trans portkosten für russische Waaren, die aus diesem Wege beför dert werden, gegen früher um 30 bis 40 Kop. für das Pud billiger geworden sind; die Hauptsache aber sei die Möglich keit des rascher» Eintreffens der Waaren auf den innerasia tischen Märkten, die bisher gebrauchten 6, oft 9, ja 12 Mo nate würden beim Ausbau der Bahn bis Aschabad und Anlage einer Abzweigung nach Chiwa ans einen, ungünstig- stenfalls auf zwei Mouate ermäßigt, was eine beträchtliche Herabsetzung der Preise bei dem raschern Umsatz und auch den Bezug vou Waaren (Früchte aus Persien und Chorasan) gestatte, die den frühern langen Transport überhaupt nicht vertrugen. Schon jetzt hat ein Herr Baranow Originalgewebe der Tekes als Muster für seine Fabrik bezogen. Die Bahn auch in ihrer jetzigen Ausdehnung hat den Russen bereits einen bedeutenden Markt erschlossen. (Nowoje Wremja.) — Der „Türkest. Ztg." zufolge hat General Friede, der russische Kommissar für Rückgabe des Gebietes von Kuldsha, Ende Oktober 1881 seine Erforschungsreise im Quellgebiete des Chorgos zur Feststellung der Wasser versorgung für die am Usek neu zu errichtende Stadt been det. Nach Rekognoscirung der Thäler Almaly, Tokur-bulak und Oidshailjau durchkreuzte der General die Quellgebiete der kleinen Flüsse: Tschishin, Tschishgan, Dschaman-bulak, Tschinkak-taksty und Burchan bis zum Oberlauf des Usek und wandte sich von da nach dem Tscharkent. Er fand viel an- banfähiges Land, auch überall Spuren von Bewässerungs gräben, besonders große zwischen dem Tschishgan und Usek. In den Thälern Tokur-bulak uud namentlich Oidshailjau stand viel Wald. Die Stadt wird am Tscharkent planirt und abgesteckt. Der General besuchte auch den See Karkuldek und den Winkel zwischen Chorgos und Jli; in letzterem waren aus dem Chorgos abgeleitete Bewässerungsgräben mit vielen Verzweigungen und die Spuren von Ackerbau erkennbar. — Aus Tong-kiug (Nord-Annam) kommt die Nachricht von dem Verunglücken einer französischen Expedition. Am 5. September vorigen Jahres verließen Villeroi d'Augis und Julien Marcel Courtin die Hauptstadt Hanoi, um den Oberlaus des Songka oder Rothen Flusses zu erfor- U Danach berichtigt sich unsere Angabe in der Anmerkung auf S. 154 dieses Bandes. schen, dessen Wichtigkeit für den Verkehr mit Jünnan die Franzosen schon längst erkannt haben. Unweit der chinesischen Grenze wurden die Reisenden von chinesischen Ränbcrn, den sogenannten Schwarzfahnen (imvillcms noirs), angegriffen, welche dort ständig Hausen und der ohnmächtigen Regierungen Annams und Chinas gleicherweise spotten, hielten aber Stand und bogen dann in einen Zufluß des Songka ein, wo sie zwar viele natürliche Hindernisse, aber friedliche Eingeborene antrafcn und die gewünschten Erkundigungen einziehen konn ten. Da aber erkrankte Courtin am Sumpffiebcr nnd starb am 8. December 1881 in Vang-giam im Lande der Muong, wo die Höhe der Wasserfälle im Fluß ihr Boot an weiterem Vordringen gehindert hatte. Villeroi's Rückkehr war eben falls nicht vom Glücke begünstigt; seine Dschnnke scheiterte in den Stromschnellcn und versank mit Waffen, Lebensmitteln nnd leider auch einem großen Theile seiner Aufzeichnungen. Ganz ohne Ergebnisse ist aber die Fahrt nicht geblieben, wie der Bericht Villeroi's, der gleichfalls schwer vom Fieber zu leiden hatte, zeigen wird. Afrika. — Von Dr. Anton Stecker ist ein Brief aus Makale in Abessinien, datirt vom 23. November 1881, in Berlin ein- getrofsen, worin er meldet, daß er mit Erlaubniß des Negus Johannes seine Reise nachEnarea, Gera undKaffa angetreten nnd von demselben Empfehlungsbriefe an den Ne gus Tekla Haimanot von Godscham, die Königin von Gera und den Snltan von Kaffa erhalten habe- Ausdrücklich er klärte der Negus, er ließe ihn, Stecker, nur ziehen, nm damit Deutschland einen Gefallen zn erweisen; nie würde er einem andern erlauben, die entlegenen Kasia-Länder zu besuchen. Wenn möglich, soll der Sultan von Kaffa, welcher, ebenso wie die Königin von Gera, knrz zuvor durch eine große Ge sandtschaft Geschenke geschickt und seine Unterwerfung hatte erklären lassen, den Reisenden bis nach Zanzibar schaffen, eine Reise, deren Dauer Dr. Stecker auf mindestens 1 bis 1V2 Jahre veranschlagt. Zunächst stehen von demselben aus führliche Berichte über seine frühere Reise nach Zabul, den Aufenthalt dort, die Reise nach Makalc u. s. w. in Anssicht. — Hauptmann Cecchi von der italienischen Afrika- Expedition hat am 23. Januar dieses Jahres in Venedig den heimathlichcn Boden wieder betreten. Nachdem er im Sep tember 1880 aus der Gefangenschaft, in welcher ihn die Für stin von Gera hielt, befreit worden war (vergleiche „Glo bus" XXXVIII, S. 94 und 351), besuchte er die abessinische Landschaft Godscham und den Hof des Negus Johannes nnd ging dann nach Schoa, um mit dem Marchese Antinori zu verhandeln, welcher übrigens im December 1881 gleichfalls heimznkehren gedachte. Gegen Ende Oktober 1881 trat Cecchi die Heimreise an, find zwar ans einem nencn Wege, der ihn mit neuen Somal-Stämmen in Berührung brachte nnd ihm erlaubte, die Position von Harar sehr abweichend von den bisherigen Karten und den Unterlauf des Flusses Wabi zu bestimmen. Dann kehrte er über Zeila und Aden heim. Polargebiete. — Kapitän von Wohlgemuth von der österreichischen Marine ist znm Leiter der österreichischen Polarexpedition ernannt worden, welche ans der Insel Jan Mayen eine Beobachtungsstation errichten soll. Augenblicklich wird eifrig an der Ansrüstung des betreffenden Dampfers gearbeitet, welcher zu Anfang April von Pola abfahren soll. — In der Sitzung der Russischen Geographischen Ge sellschaft am 5. (17.) Februar wurde nach dem „Golos" (1882, Nro. 34) endgiltig die Ausrüstung einer Expedition nach Nowaja Zemlja beschlossen. Die Leitung derselben wird dem Lieutenant Andrejew übertragen werden. Das Pro gramm ist sehr vollständig, und es wird schwer halten, dasselbe