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222 Aus allen Erdtheilen. ner Geologen eine umfangreichere Bearbeitung seiner großen Aufgabe gestatten. (Nach der Nowoje Wremja.) — Auf Veranlassung der russischen Kommission für die Polarsorschung werden im Zusammenhänge mit den Ar beiten der Polarstation an der Lena-Mündung nnd der hollän dischen im Dickson-Hafen (Jenisei) in ganz Rußland an den Observatorien der Marine, der Universitäten und in Si birien an allen höheren Schulen magnetische und meteorolo gische Beobachtungen stattfinden. — Der Adreßkalender von Odessa für 1882 berichtet in einem Aufsatz über die Bewegung der Bevölkerung dieser Stadt im Jahre 1880 die auffällige Thatsache, daß der natürliche Zuwachs der Bevölkerung in den Jahren 1873 bis 1880 betrug bei den Christen 41815 Geburten, 41189 Todesfälle, der Ueberschnß also 626 Köpfe, dagegen bei den Juden 19489 Geburten, 14 461 Todesfälle, der Ueberschuß 5028 Köpfe, oder jährlich bei den Christen 78,2, bei den Ju den 628,5Köpfe. Von den geschlossenen Ehen kommen 65,59 Proccnt auf die Christen, 34,41 Proc. auf die Juden, die nur ein Viertheil der Bewohner ansmachen. Die Zahl der Ge burten im Verhältnis; zu den Ehen betrug im Durchschnitt der acht Jahre 4,54 ans jede christliche, 4,63 auf jede jüdische Ehe; die Kindersterblichkeit aber betrug 46,08 Proc. bei der christlichen und nur 37,13 Proc. bei der jüdische» Bevölkerung. Asie n. — Meyer's Reisebücher. Der Orient. Haupt routen durch Aeghpten, Palästina, Syrien, Türkei, Griechen land. Leipzig, Bibliographisches Institut 1881. Ich entsinne mich, daß ich im Oktober 1876 in Florenz, am Vorabend einer orientalischen Reise, in die deutsche Buchhandlung von Württenberger ans der Bia Tornabuoni trat, um mich mit den nöthigen Reisehandbüchern zu versorgen. Ja, da war guter Rath thener, denn deutsche Orientführer gab es noch nicht in reicher Auswahl. Nur für Palästina und Syrien konnte ich den eben damals erschienenen Bädeker erwerben; sür Aegypten mußte ich die „Nilfahrt" von Anton Graf Prokesch-Osten nehmen, ein recht schönes Werk, aber ein Mittel ding zwischen einer Reisebeschrcibnng und einem richtigen Reisehandbuch; erst nach Weihnachten kaufte ich in Kairo Bädeker's „Unter-Aegypten", das mir aber für die Nilreise wenigstens direkt nichts nützte, weil es nicht bis Assuän reichte. Endlich für Griechenland nnd die europäische Türkei wählte ich das.mir bereits bekannte, vortreffliche, aber nach französischem Plane gearbeitete „Itiuärairs lls l'Oelsut" von Dr. Emile Isambert (Paris, Hachctte). Bloß für Athen gab es einen kleinen Allhang in Bädeker's Unter-Italien. Was hätte ich wohl damals darum gegeben, wenn mir statt so vieler einzelner ein zusammenhängendes Werk und etwas wie die beiden Bände „Orient" vorgelegt worden wäre, die im November, der eine 1880, der andere 1881, unter Meyer's Reisebüchcrn im Verlage des Bibliographischen In stituts erschienen sind! Denn das ist genau so ein handliches, systematisches, vollständiges, den gesammten Orient umfassen des Reisehandbuch, wie ich es eben brauchte. Es behandelt in einem Bändchen, das etwa halb so voluminös ist wie Prokesch-Osten's „Nilfahrt", ganz Aegypten, dieFahrt vonKairo bis Assuän, sowie den Ausflug nach Sues inclusive; und in einem nur doppelt so starken das ungeheure Gebiet von Pa lästina, Syrien und Kleinasien, von Griechenland und von der europäischen Türkei. Den Routen ans Europa nach dem Orient sind Aegypten, instruktive Kapitel über Land und Leute, Geschichte und Kultur jedem einzelnen Bezirke voran- gestcllt; die Führer selbst genau so gehalten wie die allbekann ten europäischen, nur auf den Nutzen des Reisenden berechnet, mit Karten und Plänen versehen, zuverlässige Begleiter, kluge Rathgeber, treue Freunde. Wer viel gereist ist, pflegt an seinen Führern wie an alten Dienern vor allem die Knappheit, die Präcifion und in gewissen Fällen die Diskretion und die Verschwiegenheit zu schätzen. Das Bibliographische Institut ist auf der Höhe seiner Zeit, trefflich geleitet und großartig organisirt; wer seine rast lose, vorzugsweise auf eukyklopädische Unternehmungen gerich tete Thätigkeit verfolgt, der kann sich dem Eindruck nicht ver schließen, daß es selbst, wo es auf den Schultern Anderer steht, dieselben an Planmäßigkeit und systematischer Ausfüh rung nicht selten übertrifft, und daß es, wo eine direkte Vor gängerschaft fehlt, mit einem Schlage Mustergiltiges hervor bringt. In ihm ist sich, wenn ich mich so ausdrücken dars, der Genius der Enkyklopädie und des nniversalen Wissens am klarsten bewußt geworden. Dafür legt auch der vorlie gende Orientführer Zeugniß ab. Ich wüßte keinen, den ich den modernen Krenzfahrern mehr empfehlen könnte. Rudolf Kleinpaul. — Etwa vier Stunden Reitens nördlich von Aleppo liegt ein merkwürdiges Dorf, Tel-Erf«t genannt, was die dort wohnenden Fellahin Terföt anssprechen; es gleicht durch aus einer Kolonie von Bienenstöcken und besteht aus etwa einem Tausend kleiner bienenkorbähnlicher Häuser am Fuße eines Hügels. Dieser ist von viereckiger Gestalt, 70 engl. Fuß hoch, hält nahezu 800Aards im Umsauge und ist höchst wahrschein lich, wofür auch die Namensähnlichkeit spricht, die im Alten Testamente öfters erwähnte syrische Köuigsstadt Arpad, mit deren Herrschern die assyrischen Könige wiederholt kämpften, bis Sanherib sie sich unterwarft Mrs. Scott-Stevenson (s. deren „Our Uiäs türouKll -Isis. Llinor" x. 69 seg.), welche den Ort im Frühjahre 1880 besuchte, erstieg den Gipsel des Hügels in Gesellschaft von Mr. Boscawen, welcher da mals für das British Museum die Alterthümer iu Aleppos Umgebung zu untersuchen hatte. Seine Oberfläche ist flach, und rings um dieselbe zeigen sich Spuren alter Mauern, überall lagen Scherben glasirten und nnglasirten Töpferwerks nnd große Stücke schwarzen Granites herum. Die biemm- korbähnlicheu Häuser des Dorfes hatte» Fuiidamente vo» sol chem Granite, nnd in den Mauern fanden sich auch hier und da Basaltstücke. Die Bewohner gelten sür sehr reich, was »ach ihrer komsortablen Erscheinung auch wohl glaublich ist. Aber ob reich oder arm, so bemühen sich die arabischen Wei ber, sich zu verunstalten, indem sie ihre Lippen mit Indigo särben, was ganz widerwärtig aussieht. Sie freilich halten unsere rothen Lippen für häßlich. Außerdem waren sie sehr tatuirt und hatten ihre Augenbrauen schwarz gesärbt. — Die „Nachrichten" (Jzwästija) der Kaiser!. Russischen Geographischen Gesellschaft (1881, Heft 4) veröffentlichen Karte und Beschreibung eines Marsches, welchen der Lieutenant im 1. turkestanischen Schützenbatailloue Kalitin in der Zeit vom 7. bis 19. Februar (a. St.) 1881 quer durch die Türk men enwü st e von Gök-Tepe nach den: zerstörten Fort Zmnk- schir in der Oase Chiwa ausgeführt hat. Unmittelbar nörd lich von Gök-Tepe beginnt die hier und da mit Saxaul be deckte Sandwüste, nm erst kurz vor Zmukschir zu euden; selten trifft man ans ein „Takir", wie die Turkmenen einzelne feste, ebene, lehmige Stellen zwischen dem Sande bezeichnen, welche deshalb von großem Wertste sind, weil sich auf ihnen nach einem Regen das Wasser zwei- bis dreimal 24 Stunden hält. 16 zum Theil verschüttete, meist bittersalzige Brunnen wurden unterwegs getroffen; als interessantestes Objekt in der »veiten Einöde entdeckte Kalitin etwas nördlich von der Hälfte des Marsches das zwischen 100 und 350 Sachen breite trockene Bett des Tschardshui-darja, welcher sich in alten Zeiten bei der gleichnamigen Stadt vom Amu-darja abgezweigt nnd beim Brunnen Jgdy in den Uzboi ergossen haben soll. — In Betreff der zwischen Rußland und Persien kürzlich abgeschlossenen Konventiou, welche die nene russisch-persische Grenze in Transkaspien regelte, entnimmt der „Golos" (1882, Nro. 20) einer Korrespondenz des Regierungs-Anzeigers aus Teheran Folgendes: Die Vereinigung der Teke-Oase mit