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Der beste Fang fand östlich vom Nordkap statt, wäh rend an der Westküste von Finmarken in diesem Jahre un gewöhnlich wenige Wale erlegt wurden. Daß die Wale in so großer Menge vorhanden waren, hat wahrscheinlich seinen Grund in der ungewöhnlichen Nähe des Polareises in diesem Winter, das sich bis auf 16 Meilen dem Nord kap genähert haben soll. Hierdurch hat eine größere Zu sammenpackung der Nahrung im Barangerfford stattgefun den, in welcher sowohl Wale wie Fische und Vögel geschwelgt haben. Im März soll der Fford einen großartigen An blick dargebotcn haben, indem hier mehrere tausend Wale die wildesten Spiele ausführten. Uebcrall schossen Wasser strahlen in die Luft und häufig sprangen die kolossalen Thiere sich „trocken"; in Badsö konnte man ihr dumpfes Brüllen hören, wenn sie ansathmeten. Einzelne waren so dreist, daß sie in die nächste Nähe von Svend Foyn's Etablis sement kamen, wo nach Ablauf der Schonzeit fo mancher von ihnen abgespeckt worden ist. Nach den Mittheilungen des Herrn G. Guldberg, Konservators des zoologischen Mu seums der Universität zu Christiania, sind bei dem genann ten Etablissement in diesem Jahre ungewöhnlich viele männ liche Wale angebracht worden; von den weiblichen waren nur sehr wenige tragend. Der Thran, der aus dem Speck und dem Eingeweide fett ausgekocht wird, bildet das Hauptprodukt vom Wale und giebt die wesentlichste Einnahnrc. Demnächst kommen die Knochen, aus welchen Guano gemacht wird, nachdem das Fett aus denselben ausgekocht worden ist. Svend Foyn war bisher der einzige, der auch das Fleisch zur Guano fabrikation verwandte. In diesem Jahre wird auch die Ge sellschaft „Finmarken" auf ihrem Etablissement in Sörvär eine Guanofabrik anlcgen. Das frische Walfleisch wird in Finmarken sehr häufig gegessen. Das Fleisch ist ziemlich dunkelfarbig, dem Pferdefleische ähnlich, recht trocken, aber sehr mürbe. Gut zubereitct ist es ebenso wohlschmeckend wie Bees und Flcischkuchen, besonders aber wenn es mit an- derm Fleische und mit etwas Ochsenfett gemischt wird. Der etwas widerliche Geschmack verschwindet sofort, wenn cs gut eingesalzen wird. Viele Hausfrauen in Finmarken verstehen die Zubereitung des Walfleisches ganz vorzüglich; indessen haben manche Leute ebenso großes Vorurtheil dagegen, wie gegen Pferdefleisch. Alle Wale liefern nicht gleich gntcS Fleisch; das beste und ziemlich feines Fleisch soll der Fin- wal (Lalaanoptsra musoulus) geben. Für die ärmere Bevölkerung in Finmarken ist das Walfleisch ein willkom menes Nahrungsmittel. Ich habe in den Hütten gesehen, schreibt Herr Guldberg, wie die Kinder abwechselnd von einem großen Stücke schwarzen gekochten Walfleisches ab bissen und einen Löffel voll Wassergrütze hinterdrein nah men. Die Ziegen fressen gern von den Speckrestcn des Wales. In Südvaranger wurden im vergangenen Winter 3 bis 4 Familien dadurch vom Hungertode gerettet, daß sie einen gestrandeten Wal fingen, von welchem sie nebst ihren Kühen und Ziegen sich während vieler Wochen er nährten. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß die Kühe im Winter neben ihrem spärlichen Futter Walfleisch erhalten; sie sollen danach reichlich Milch geben und soll diese keinen Beigeschmack annehmen. In den größeren Städten Norwegens werden jetzt Wal fleisch-Essen veranstaltet, um, wenn möglich, dasselbe in den allgemeinen Konsum cinzuführen. W. Finn. Aus allen Europa. — Bei dem russischen Bergdepartement soll ein geolo gisches Institut errichtet werden, behufs Konzentrirnng aller geologischen Forschungen in Rußland und Herstellung einer detaillirten geologischen Karte des Landes. Zum Direk tor des Institutes, für welches im Budget 1882 zunächst 30 000 Rubel ausgeworsen sind, ist der Akademiker Helmer- sen bestimmt. Geologische Arbeiten sind in Rußland keineswegs neuern Datums; schon im vorigen Jahrhundert haben gelehrte Rei sende die ersten Materialien über die Bodenbeschafsenheit in Rußland gesammelt; dasselbe thaten Abgeordnete des Berg faches in Sibirien und im Ural. Um die erste geologische Beschreibung von Rußland erwarb sich besonders-Tschewkin Verdienste, auf Hessen Veranlassung zu Ende der dreißiger Jahre der berühmte englische Geologe Murchison und der französische Paläontologe Verneuil nach Rußland berufen wurden. Beide bereisten das Land in Begleitung einiger russischer Specialisten. Die auf Grund dieser Reise erschie nene Arbeit von Murchison war seiner Zeit eine klassische, und alle neueren geologischen Karten von Rußland sind eigentlich nur verbesserte Ausgabeus der von jenem angeser- tigten. Ins Russische übersetzt erschien jene Karte erst im Jahre 1849. Seitdem sind aber die geologischen Forschungen von Jahr zu Jahr zahlreicher geworden; das Bergdepartement und Private Gesellschaften für Natursorschung bei den Uni versitäten haben fortwährend geologische Expeditionen ausge- E r d t h e i l e n. rüstet. Einige von diesen kosteten bis über 400 000 Rubel und haben die Kenntniß der Geologie Rußlands beträchtlich erweitert. Allen diesen Arbeiten fehlte aber System und Zu sammenhang; einzelne Gegenden wurden zu wiederholten Malen durchforscht, andere nicht weniger interessante blieben ganz ohne Beachtung, wie z. B. die jetzt so viel genannten Gruben von Kriwoi-Rog, die schon unter Potjemkin im vori gen Jahrhundert entdeckt waren. Von Arbeiten über die Geologie Rußlands nach jener Reise von Murchison sind zu nennen diejenigen von Pander, Barbot de Marny, Meglitzki, Karpinski, Muschketow, Möller, Romanowski, Abich, Jno- strantzew, Helmersen, Lewakowski, Kaiserling und anderen, die auch im Auslande bekannt geworden sind. Inzwischen haben alle Staaten Westeuropas, England und Holland auch in ihren ostindischen Besitzungen die geolo gischen Untersuchungen durch Regierungsbehörden in syste matischer Vollständigkeit und mit großer Genauigkeit vor nehmen lassen. Mehr wie alle anderen Länder hat aber Ruß land ein solches amtliches Institut nöthig, sowohl wegen der Ausdehnung seines Gebietes als wegen des Reichthums an Bergwerksprodukten nud wegen der geringen Möglichkeit bei so weit ausgedehnten Räumen private Erfolge zu erzielen. Für Sibirien und die Kirghizensteppen fehlt selbst noch eine so kurze allgemeine Beschreibung, wie Murchison sie für das europäische Rußland geliefert hatte. Der Nutzen, welcher von dem neu eingerichteten geologischen Institute zu erwarten ist, leuchtet ein, und es ist nur zu wünschen, daß ihm recht bald reichere Mittel und ein ausgebildetes Personal erfahre-