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220 W. Finn: Der Walfischfang im nördlichen Polarmeere im Jahre 1881. neun (engl.) Meilen nach dem Dorfe Top az, dessen Chef Weli-Soki-Beg ist. Der Weg bis dorthin führte durch dicht zusammenhängende Gemüsefelder, die mit Melonen bedeckt sind; nur hier und da sah man kleine Weingärten, welche gewaltig große Trauben von weißem Muskateller hervor bringen. Es ist bemerkenswerth, sagt O'Donnovan, daß es in der Oase Merw fast überall weißen Wein giebt, blauer aber, wenn man ihn trifft, ist fast immer wild, und zum Essen ungeeignet. Von Topaz aus führte der Weg nach Süden durch eine ganz wüste Gegend: der nächste bewohnte Punkt war ein Dörfchen, welches als Polizeiposten für die westliche Hälfte der Oase Merw dient. Der Chef dieses Postens ist ein gewisser Ana-Murad-Kafur, dessen Hauptverpflichtung darin besteht, bei der Nachricht von der Annäherung einer Karawane aus Saraks bis zum Flusse Tedshent ihr ent gegen zn gehen und sie bis Knschid-Chan-kala zu be gleiten, wo er sie dem Schutze einer Abtheilung von Toch- tamyschen übergiebt, welche die Begleitung nach Buchara übernehmen. In dem bezeichneten Dörfchen, welches dem Stamme der Sitschmaz (Zweig der Otamyschen) angehört, finden sich die letzten Ausläufer des Kanalcs Sukdi-Jap, welcher seinerseits der südlichste Zweig des Kanals Alaska zu sein scheint. Der Ackerbau ist hier anscheinend ziemlich ergiebig, aber die engen Gräben, welche die Tekeplantagen und Melonenfelder bewässern, sind nicht mehr mit Wasser, sondern mit feuchtem Schlamme gefüllt. Hinter dem Oert- chen fängt die öde wasserlose Steppe an, in der man bis Mcschhed verbleibt, fast immer in südwestlicher Richtung, die man auch beim Ueberschreiten des Bergkammes Alla- bo-Akbar (wohl derselbe, der auf der vorhergehenden Seite Alla-Ekber genannt wird) beibchält. Nach dem Verlassen der Oase Merw trifft der Reisende sehr wenig Thicre; in geringer Anzahl stößt man in der Steppe auf Schildkröten und noch weniger auf Schlangen. Von Vögeln fliegt hier und da eine Lerche vorüber, oder man trifft einen schwarzen Adler, der hoch in den Lüften über einem am Wege liegenden vertrockneten Kadaver eines Kameeles oder Maulthieres schwebt. An zwanzig Meilen von dem oben erwähnten Polizeiposten liegen die Trümmer von Kala-Burun, welches vor einem Jahrhundert noch als Militärstation diente. Der folgende Halteplatz ist ein altes Karawanserai, „Dasch-Robat", d. h. „der steinerne Hof", dessen Umgegend mit einem besondern Buschwerk, welches beträchtliche Höhe erreicht, bedeckt ist. Diese Büsche ziehen sich auf der ganzen Strecke bis zu dem folgenden Haltepunkte Schaidli, vier Meilen von Dasch-Robat, hin. Schaidli ist der einzige Punkt auf der Strecke von Merw bis zum Tedshent, wo man Wasser be kommen kann. Der Boden ist hier thonig, und es giebt einen Brunnen von zwanzig Fuß Tiefe. Das Wasser ist übrigens salzig und warm und deshalb zum Trinken nicht zu brauchen. Hinter Schaidli führt der Weg durch ein welliges Ge lände, welches stellenweise mit Rohr bewachsen ist; von Schaidli bis Tedshent braucht man noch 24 Stunden. An den Ufern des Tedshent genießt der Reisende den Anblick üppigen Baumwuchses, welcher den Fluß fast in seiner gan zen Ausdehnung einsäumt. Ueberall sieht man Leben, in Massen erscheinen wilde Schweine, wilde Esel, Antilopen, Fasanen und Elstern, welche die Turkmenen essen. Der Punkt, an dem O'Donnovan den Tedshent über schritt, trägt den Namen Kongali-Guzer. Hinter dem Tedshent beginnt aufs Neue eine kahle Steppe, die sich neun Meilen weit erstreckt, stellenweise mit Schilf bedeckt ist und an einen Sumpf stößt, der mit gigantischem Schilfrohr be wachsen ist. In diesem Sumpfe hat das Flüßchen Kleine Tschatscha seinen Ursprung, welches dem Tedshent zufließt, ihn aber bei niedrigem Wasferstande nicht erreicht; sein Wasser ist kühl und angenehm von Geschmack. An ihm steht die Ansiedelung Tschatscha, der einzige bewohnte Punkt, welcher diesen Namen trägt. Die Turkmenen haben ihm aber den Namen Arwat-Beg-kala gegeben, nach dem Namen des dortigen Befehlshabers Arwat-Beg. Dort sieht man in der Umgegend auch Reste alter Befestigungen, die aber jetzt ganz zerfallen sind. Die ganze Umgegend ist von kleinen Gebirgsbächen bewässert und überall gut mit Getreide und Gemüse bebaut. Von Tschatscha wandte sich O'Donnovan zu dem engen Thale von Derbent. In einer Entfernung von 14 Meilen von Tschatscha erweitert sich diese Enge amphitheatralisch, und hier liegt das Fort Der bent, in dem sich eine kurdische Garnison befindet, welche die Einfälle der Turkmenen in persisches Gebiet verhindern soll. Dort sieht man auch noch die Reste einer gewaltigen Mauer, die wohl einst den Durchgang sperrte, in der Folge aber wahrscheinlich von Gebirgswassern unterspült wurde. Faktisch beginnt das persische Gebiet erst beim Fort Der bent. Nach einem Wege von 28 Meilen durch das enge Thal von Derbent, welches mit allen Reizen der Natur ge schmückt ist, gelangte der Reisende zum Fuße des Berges Tan dar, und nachdem er den steilen Weg zum Gipfel desselben in sechs Stunden zurückgelegt, erblickte er auf der andern Seite des Berges im Südwestcn die goldene Kuppel der Moschee Imam-Riza in Mcschhed. Nach seiner Ansicht erhebt sich der Gipfel, auf dem er stand, mindestens 4000 Fuß über die umgebende Ebene. Ein weiterer Reisetag brachte ihn vom Tandar nach Mcschhed. Der Walfischfang im nördlichen Polarmeere im Jahre 1881. Während der Walfischfang in der Davisstraße im Jahre 1881 total mißglückt ist, war derselbe dagegen im nördli chen Polarmeere und besonders im Varangerfjord ein so großer, wie nie zuvor. Die norwegischen Walfänger sind Anfangs Oktober sämmtlich zurückgekehrt und beziffert sich deren Fang im Ganzen auf circa 250 Stück Wale. Wie gewöhnlich hat Svend Foyn anch in diesem Jahre alle seine Konkurrenten weit überflügelt, indem derselbe nicht weniger als 106 Wale erbeutet hat, also mehr als des ganzen diesjährigen Fanges. In Wahrheit ein brillantes Resul tat, wenn man bedenkt, daß jeder Wal einen Nettoverdienst von mehr als 2000 Mark repräscntirt. Von den übrigen Walern hat der Dampfer „Jarfjord" 60 Stück, der Dam pfer „Baranger", welcher der Gesellschaft „Stokkes" ge hört und in diesem Jahre seine erste Reise gemacht hat, 39 Stück, der Dampfer „Fin" 31 Stück und der Dam pfer „Nordkap" 18 Stück gefangen. In Veranlassung die ses guten Fanges hat die Gesellschaft „Finmarken" schon beschlossen, im nächsten Jahre außer dem „Jarfjord" noch einen neuen Dampfer auszurüsten.