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218 Lessar's Aufnahmen im Lande der Achal-Teke. Khaibar in der Tiefe unter uns liegen. Dort kam ein Trupp von vier Männern, zwei auf Pferden und zwei auf Drome daren, dicht bei uns vorbei; da betete mein Gefährte in ständigst, daß er aus dieser Gefahr errettet werde. Jn- desscu bemerkten sie uns, die wir in dem unebenen Lava- bodcn verborgen waren, nicht, sonst hätten wir wahrschcin- Ansicht von Khaibar, von Westen aus gesehen. (Das große viereckige Gebäude im Vordergründe ist die Hauptmoschee Mesdschid 'Ali, s. „Globus" Xt,, S. 39.) lich mit ihnen nm unser Leben kämpfen müssen. Darauf stiegen wir zu den ersten angebauten Feldern in einer Sen kung der Harra el-Hurrda und eine Stunde später in die Thäler von Khaibar hinab und betraten den alten Ort am Fuße der Akropolis el-Husn, als der Tag zur Neige ging. Lessar's Aufnahmen im Wie bekannt, ist die transkaspische Eisenbahn bereits im September vorigen Jahres bis Kizil-Arwat fertig ge stellt. Obgleich nun über eine Fortführung der Linie noch nichts entschieden ist, so wurde es doch auf alle Fälle für wünschenswert!) erachtet, die Voruntersuchungen bis Ascha- bad nnd weiter bis Serachs vorzunchmen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der 270 Werst langen Strecke zwi schen den beiden letztgenannten Punkten zugcwendet werden, weil dieselbe das Gebiet der Achal-Teke durchschneidct. Der ruhige Zustand des Landes in Folge der Einnahme von Gök-Tepe begünstigte das Zustandekommen dieser im Allgemeinen etwas gewagten Arbeiten, deren Leitung dem Ingenieur Lessar übertragen wurde. Es wurden ihm zu Gebote gestellt: zur Bedeckung ein Zug Kosaken (21 Mann und 1 Offizier); zur Ausführung der Nivellirnngen nnd Aufnahmen 9 russische Arbeiter und 2 Aufseher. Als Füh rer diente der Merwschc Teke Ana-Geldy-Serdar, früher der Schrecken der Karawanen und der Perser; als Dol metscher ein Kurde und ein Tatar aus Kasan. Das Um- wcchseln russischen Geldes gegen persisches, um damit unter wegs bezahlen zu können, bietet gar keine Schwierigkeit, da das russische Papiergeld unter den persischen Kaufleuten weit verbreitet ist. Die Arbeiten begannen im Oktober. Die Linie berührte folgende Punkte: Annau, Giaurs, Baba-Durmas, Ljuft- abad (Lnftabad), Kaachk, Chodshamed, Duschan, Tschaardci und Serachs und durchzieht in mir geringer Entfernung vom Gebirge Köpet-Dagh und Kelat eine fast vollständige Ebene. Nur zwischen Aschabad und Annan befinden sich in einer Ausdehnung von 300 Sashcn (circa 600 Meter) niedrige Sandhügel und zwischen Annan und Giaurs ein allmälig ansteigender Bergrücken — die einzige Stelle, wo einige Erdarbeiten nothwcndig sein würden. Annau ist der einzige besiedelte Ort, an welchem bc- merkenswerthe Baurcstc angetroffen wurden: großartige Ruinen einer alten Moschee, Mauerngewölbe, ein halbzer- Wir entnehmen diese Mttheilung einem Bericht der „Nowoje Wremja" über die am 26. Januar 1882 in Peters burg stattgehabte Sitzung der K. R. Geographischen Gesellschaft. Chr. H. Lande der Achal-Teke^). fallener Thnrm, eine wohlerhaltcnc Fahnde aus Kacheln machten einen hübschen Eindruck. Auf dem Wege traf Lessar häufig Karawanen von Tekcs, welche aus Merw nach Achat zurückkehrten; sic hatten in Folge des Zuredens nnd des ihnen durch Tykma-Serdar (vergl. oben S. 58 ss.) gegebenen Beispiels sowie auch durch Mangel an Ackerland und Wasser in der Mcrwschen Oase znr Rückkehr sich entschlossen. Weder diese wandernden Tekes noch die Einwohner der Ortschaften beunruhigten die Expe dition; die letzteren zeigten sich sogar sehr erfreut und nahmen Lessar freundschaftlich auf. Nur die Befehlshaber in den angrenzenden persischen Provinzen zeigten sich unzufrieden, weil ihre Rolle als Beschützer der nördlichen Grenze Per siens jetzt nach Unterwerfung der Achal-Teke-Oasc durch die Russen ausgcspiclt ist. Von Baba-Durmas an trifft man streckenweise dichtes Gestrüpp und Gesträuch, dabei fast ununterbrochen die Trüm mer von Befestigungen und Wachthürmen zum Schutz gegen die Räuberbanden. Hier finden sich anch große Kurganc. Die Ansicht V am b cry's, daß diese Kurganc die Grä ber bedeutender Batyrs und Serdars seien, wird von den Tekes nicht bestätigt. Wohl zeigen sic oft auf bestimmte Einzcl- gräbcr, aber von den Kurgancn fagcn sic, daß dieselben einst durch Menschenhand aufgeschüttct worden sind, von wem — wissen sic nicht. Die Kurganc haben eine Höhe von 6 bis 7 Sashcn (12 bis 14 Meter), gewöhnlich eine runde odcr ovale Basis, selten eine unregelmäßige; ihr Durchmesser be trägt mitunter bis zu 50 Sashcn (100 Meter). Lessar machte auch einige Mittheilungcn über den Han del der Turkmenen; als Beispiel schildert er den Bazar von Lnftabad, welcher als der reichste in jener Gegend gilt. Abgesehen von den gewöhnlichsten Nahrungsmitteln für Mensch und Thicr finden sich in allen Läden dieselben Gegenstände: getrocknete Trauben, Nüsse, verschiedene sehr einfache Konfekte, Reis, Zucker, schlechter Thee, Schreib papier aus russischen Fabriken; ferner Farben rc. für Haare und Nägel, Arzncistosfc, Amulcts und allerlei Kleinigkei ten, z. B. schlechte Spiegel und kleine Flaschen persischer Arbeit. Die ganze untersuchte Landstrecke zeichnet sich durch außer-