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Wanderungen zwischen Teimst, HLil, Khaibar und Bereida. 216 Charles M. Doughty: Die Ebene im Norden heißt GisLn M'd schöllt und die jenige, in welcher Hs.il liegt, S ah il at el- Kh ammasch i eh. Weit im Norden zeigt sich am Rande des Nefüd-Sandes der Berg et-TuLl 'Ali und der hohe Basaltgipsel Dschil- dreh; unter uns zur Rechten el-Khreimi, eine große Pflanzung junger Palmen, wie man sagt, von Quellen be wässert, das Besitzthum des Emir. Weiterhin liegen KLsr Arabaiieh und Sweifli. Dieses waren nach einander die Lagen von Alt-Hs.il, welches auf bessern: Lehmboden nörd lich der Samra erbaut war; später jedoch versiegte, wie man erzählt, das Grundwasser und die Brunnen zun: Bewäs sern trockneten aus, worauf dort, wo die Stadt gegenwärtig liegt, neue Brunnen gegraben, Palmenpflanzungen angelegt und schließlich der Ort selbst erbaut wurde. Sweifli ist jetzt ein Weiler, von wo die besten Datteln kommen; ich fand ihn fast in Trümmern und ausgestorben, wie gleicherweise die Vorstadt von Hs.il, die Vorstadt und das nördliche Viertel von Gofar und ganz Mögug. Die Veranlassung dazu war die Cholera und ein darauf folgen des bösartiges Fieber, welches einige Jahre zuvor, als Wun der Fürst war, von heimkehrenden Pilgern aus Mekka ein geschleppt wurde. Die wenigen Leute von Sweifli, welche am Leben geblieben waren, fand ich so schwach, daß sie, wie man dort zu sagen Pflegte, kaum ihren Mantel auf den Schultern tragen konnten. Ich habe noch von einem andern rl'a in dem M'nif 'AdschL zu sprechen, welcher HLil gegenüber liegt, demRi'a 'Ak da. Derselbe ist nicht allein von Natur bemerkenswerth, sondern auch, weil die Leute von Hail ihm große politische Wichtigkeit zuschrciben. Der schmale und schwierig zu pas- sireude M'a endet in eine tiefe Bucht und Ebene, die sich mitten im Gebirge befindet und nicht klein ist, so daß die Leute dort oft sagen, dieselbe könne aufnehmen „or-rolm sä-cklnia^ — „den vierten Theil der Welt«, d. h. ihrer spär lichen Nedschdbcvölkerung. Da die Fürsten von Dschebel Schammar verschiedentlich sich vor Expeditionen, welche die Dowla (türkische Regierung) senden könnte, fürchteten, faßte der kriegerische 'Abeid Ibn Raschid den Plan, diesen Paß zu versperren und zu befestigen und Pflanzte dort eine seiner alten Kanonen auf, damit, falls einmal irgend eine, in: offenen Felde unwiderstehliche Truppenmacht gegen Hail heranrücken sollte, sich die Bevölkerung der Stadt mit all ihrem Besitzthume in diesen Zufluchtsplatz zurückziehen könnte. Hail hat, wie Manche glauben, im Alterthume Hajer geheißen, wegen der Fülle von Grundwasser, zwei identische Namen, da r und l durchaus gleichwerthige Buchstaben sind, aber in dem alten Gedichte Antar's steht Hail, wie jetzt geschrieben wird. Die Einwohner von Hail sind Scham mar, ein alter Stamm, welcher zum größten Theil noma disch und nur theilweise seßhaft ist; aber in ihrem Tribus findet sich mehr als eine Abstammung, während die mei sten arabischen Stämme immer nur von einem Patriar chen abzustammen behaupten. Die fürstliche Familie der Ibn Raschid ist von altem Blute Kahtan's, indem sie Dschaafar von der Abtheilung (Fendi) 'Abda sind, welche jetzt unter die Schammar gerechnet werden, aber ursprüng lich die Unterabtheilung 'Abida der Kahtan bildeten. Die Fendis von Schammar sind, so weit ich sie in Erfahrung brachte, Sindschara, Tumän, EÄam, Deghreirat, Geithe, Amüd, FaddLghra, Thäbit, Afarit (gleichsam böse Geister), ez-Zumeil, Hammazün,-Seich, Chorrossi, Zöba und Scham- mar-töga (in Irak). Ich verließ Hs.il wieder etwa am 20. November und reiste südwärts in der Hoffnung Khaibar zu erreichen. Die Reise mußte besten Falles sehr schwierig sein; denn abge sehen davon, daß der Emir mir nicht sonderlich wohl wollte, da er meine innere Abneigung gegen ihn, den Mörder sei ner Verwandten, ganz gut wahrgeuommen hatte und mich in schlechter Gesellschaft fortsandte, so waren Khaibar und HLil Gegner und im Kriege mit einander, denn Khaibar's Palmenthäler, das Erbe der Äneisi-Nomadcn und früher zum Staate der Ibn Raschid gehörig, war von der Regierung von el-Medtna besetzt worden. Meine Gefährten waren drei Männer vom Stamme der Heteim, welche drei Tagereisen weit von Süden aus der Wüste nach HLil und Güfar zu Markte gekommen waren. Mit Sonnenuntergang verließen wir die Stadt und legten uns diese Nacht in der Wüste vor Gofar zum Schlafen. Von da aufbrechend passirten wir am folgenden Tage Nach mittags in 41/2 Stunden Entfernung unter den Mauern und Palmen von Kasr H, welches dicht am Fuße der Ad- schL-Berge liegt, und machten nicht weit dahinter in der Wüste zum Schlafen Halt. Mit Tagesanbruch luden wir auf und machten uns auf den Weg. Die Wüste vor uns steigt beständig an; überall lockten und flogen Felsenrebhühner auf, und die Granitwüste war mit duftenden Wermuthpflanzen, wie die ähnliche Landschaft des Sinai, bedeckt. Hier, sechs Stunden von Gofar, erscheint das 'Adscha-Gebirge neben uns niedrig und unterbrochen. Während dasselbe, da wir in der Richtung West zu Süd rcisteu, zu unserer Rechten sich weit von uns zu entfernen schien, waren wir bald von klei neren Granitbergen, Namens el-Mukhtillif, umgeben. Etwa 40 Miles von Gofar passirten wir den letzten vor geschobenen Weiler mit Palmen, Biddla, welcher, mit drei Brunnen und von vier Familien aus Mogug bewohnt, in der offenen Wüste und, nachdem der Dschebel'AdschL be reits im Westen geendet hat, zwischen unbedeutenden Berg ketten liegt: Dschebel Hatthir, Dschebel SmLkh und 'Mtslia gerade vor uns. Solcher elenden Weiler giebt es viele, deren wenige Bewohner ohne Furcht vor äußeren Feinden unter dem Schutze der nahen und so gefürchteten Regierung Ibn Raschld's dahinlebcn. Wir reisten bis zum Anbruch der Nacht, in der Hoffnung, einige Schammar-Zelte vor uns zu finden, wo wir übernachten und die Gastfreund schaft der Wüste antreffen könnten; aber nachdem wir eine Zeit lang in der Dunkelheit vorwärts gegangen waren und immer noch keine Lagerfeuer erspähen konnten, machten meine Gefährten Halt, luden ab und wir legten uns nieder zum Schlafen. Die Nacht war zu dieser Jahreszeit in der hoch gelegenen offenen Wüste kalt; das Aneroid fand ich eben so hoch stehend, wie in HLil. Von hier aufbrechend, als es hell war, trafen wir früh am Morgen mit Schammar-Beduinen zusammen, welche mit ihren Herden wanderten. Die Schammar haben in der Wüste einen bösen Ruf als gewaltthätig: die ersten dieser wilden Hirten, welche an uns vorbeiritten, hoben ihre Speere auf, schmähten mich, den KLfir, und fragten meine Beglei ter um die Erlaubniß, mich zu tödten. Diese aber antwor teten, sie hätten vom Emir den Befehl mich zu begleiten, und seien demselben mit ihren Hälsen verantwortlich. Ein wenig später ritten wir bei den ersten Zelten der Scham mar vorbei; einige Männer rannten Herans und drohten mich von meinem Kameele herabzureißen und mir meine ft Sein voller Name ist Kasr el-Ascherust, worin Kasr (Gebäude), hier, wie so ost in Nedschd, in seiner alten Bedeu tung von Stadtumwallung gebraucht wird.