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208 Aus allen Erdtheilen. als Frauen zu deuten. Tafel 3, Reihe 9 finden wir kämpfende Männer, welche Lanzen werfen und mit der Axt umgürtet sind; Reihe 11 ebensolche ohne Axt. Aus Tafel 4, Reihe 4 stehen Männer ohne Umgürtung, ein jeder mit einem Stabe (Keule?, Axt?) in der rechten Hand, und Reihe 6 tanzende Männer ohne alle Embleme. Diese können meiner Ansicht nach nicht als Weiber gedeutet werden, denn diese letzteren sind z. B. Reihe 7 (zwei Individuen) durch ihre viereckigen Schurze auffallend. Reihe 10 rudern Männer umgürtct mit der Axt, welche eben als wichtigstes Werkzeug und Waffe auch beim Rudern nicht abgelegt wird. Auf Tafel 5, Reihe 8 sehen wir links els Figuren, welche alle das linke Bein in der linken Hand haben, und zwischen den Beinen hängt bei jeder ein langes, mit 4 bis 5 Zacken versehenes Objekt, wäh rend rechts neun Figuren ihnen entgcgengehen, deren jede wiederum das in Frage stehende Objekt umgegürtet trägt oder in der Hand hält. Ich glaube nicht, daß die Behaup tung Beisall fände, es handle sich hier nm verschieden styli- sirte Phallusarten bei verschiedenen Parteien; ich bin jedoch auch nicht in der Lage die Instrumente (oder was es sei) der Figuren links mit Sicherheit deuten zu können. Nach alle dem dürfte die Bemerkung gerechtfertigt er scheinen, daß die Männer auf diesen Palau-Bilderschriften nicht durch einen Phallus charaktcrisirt sind, eine Ansicht, welcher Herr Andree neuerdings selbst beizutreten geneigt war, nachdem ich das Vergnügen gehabt hatte, ihm die Ori ginale meiner Abbildungen nochmals im Dresdner Museum demonstrircn zu können. Dresden. A. B. Meyer. — Um die Uebersiedelung von Bewohnern der Azo ren nach Hawaii (s. „Globus" XU, S. 287) ins Werk zu setzen und mit der portugiesischen Regierung einen Aus wanderungsvertrag abzuschließen, ist Mr- Carter als außer ordentlicher hawaiischer Gesandter nach Lissabon geschickt wor den. Im Laufe des Jahres 1881 sind nach der „A. Z." schon über 1800 Auswanderer von San Miguel, der Haupt insel der Azoren, nach Hawaii übergesicdelt. Der Einwande rung von Chinesen, Ostindiern und Malaien ist die hawaiische Regierung entschieden abhold. Vermischtes. — Im „British Trade Journal" (Januarhest 1882) ver öffentlicht Dr. James Geikie einen interessanten Artikel über „Golfstrom und Panama-Kanal", worin er nach weist, daß die Eröffnung des Kanals „eben so viel Einfluß auf den Golfstrom und das Klima Nord-Europas haben wird, als der Inhalt einer Theekanne voll kochenden Wassers, der in den Arktischen Ocean gegossen wird, aus die Erhöhung der Jahrestemperatur von Grönland". (Nature.) — In Wien ist der „Mail" (10. Febr. 1882) zufolge kürzlich eine Bicrbrau-Statistik aufgestellt worden, deren Resultate uns überraschen; denn danach steht an Zahl der Brauereien und Quantität des Produktes unter allen bierbrauenden Ländern England obenan; was die Größe der Bierbrauereien anlangt, Rußland, und an Größe der Bierproduktion auf den Kops der Bevölkerung Belgien. Bleibt uns armen Deutschen kein Trost, als die Bortrcfflichkcit des Stosses, welche sich freilich nicht statistisch ausdrücken läßt! Die betreffenden Zahlen sind solgende: 1880 betrug die Zahl der Brauereien in Großbri tannien 26114, in Deutschland 23 940, in den Vereinigten Staaten 3293, in Frankreich 3100, in Belgien 2500, inOester- rcich-Ungarn 2297, in Holland 560, in Rußland 460, in Nor wegen und der Schweiz je 400, in Dänemark und Schweden je 240. In Großbritannien wurden etwa 49 Millionen Hektoliter erzeugt, in Deutschland circa 37 M., in den Ver einigten Staaten 14, in Oesterreich-Ungarn 11, in Belgien 8, in Frankreich 7, in Rußland 3, in Holland 2 M. u. s. w. Rußland hat die größten Brauereien mit einer durchschnitt lichen Produktion von 6950 Hektolitern, dann folgen Däne mark (6250bl), Oesterreich-Ungarn (4770kl), die Vereinigten Staaten (4182 kl), Frankreich (2355), Großbritannien (1900), Deutschland (1550), Norwegen hat die kleinsten (1300). Die Bierproduktion per Kopf der Bevölkerung beträgt in Belgien 151 Liter, Großbritannien 140, Deutschland 83, Dänemark 76, Holland 72, Schweiz 31, den Vereinigten Staaten 30, Oesterreich-Ungarn 29, Norwegen 28, Frankreich 20, Schweden 16, Rußland 4 und Italien 3. Leider wird hierbei unzwei felhaft vieles als „Bier" bezeichnet, was freilich so aussieht, nach deutschen Begriffen aber keins ist. — Mit der 57. Lieferung ist das in gutem Sinne po puläre Hausbuch „Die Erde und ihr organisches Le ben, von Dr. Klein nnd Dr. Thoms" (Stuttgart, W. Spemann) zum Abschlusse gekommen (vergl „Globus" XXXVII, S. 224). Der erste Band enthält die physische Geographie von Dr. Hermann I. Klein; er behandelt die Erde als Welt körper; das Meer und seine Eigenschaften, Quellen, Flüsse, Seen; das Land (die verschiedenen Oberflächengestaltungen, Gletscher, Erdbeben, Vulkanismus) und die Lufthülle. Der zweite Band, welcher die Thier- und Pflanzengeographie be greift , hat den auf diesem Gebiete wohlbekannten Dr. Otto Wilhelm Thome zum Verfasser. Das reich und vorzüglich illustrirte Werk eignet sich in gleicher Weise zum Nachschlagcn wie zu fortlaufender Lektüre. Die in demselben Verlage er scheinende „Naturgeschichte des Menschen" vonFried- rich von Hellwald (vergl. „Globus" Bd.XXXIX, S. 127) ist bis zur 12. Lieferung gediehen; die zehn ersten behandeln die Australier und Insulaner des Stillen Oceans, dann be ginnt die Schilderung der Amerikaner. Die sämmtlich von F. Keller-Leuzinger gezeichneten Illustrationen sind von gro ßer Feinheit und meist auch Treue und bieten theilweise neuen, interessanten Stofs. Nur hier und da will es uns scheinen, als überträfe die malerische Pracht der Leiber und des Pflanzenwuchses die Wirklichkeit. — Zu Anfang Januar verließ der Dampfer „Protos" wieder Melbourne mit einer für London bestimmten Fleisch- ladung in gefrorenem Zustande von 3500 Schafen und einer beträchtlichen Anzahl von Lämmern. Erstere wogen im Durch schnitt 75, letztere 46 Pfund. Auch hundert Tonnen Butter in gefrorenem Zustande befanden sich an Bord. — A. Steinhauser's Tafeln zur mathemati schen Geographie, welche in vorzüglich scharsem und elegantem Farbendrucke bei Artaria u. Co. in Wien erschei nen (s. Globus XXXIX, S. 288), sind neuerdings um zwei weitere Taseln (Uebersicht der vorzüglichsten Projektionen und Erscheinungen im Sternenhimmel) vermehrt worden nnd bilden nun ein vortreffliches Hilfsmittel beim Studium der astronomischen und mathematischen Geographie. Inhalt: Desirs Charnay's Ausgrabungen in Mexico und Central-Amerika. II. (Mit sechs Abbildungen.) — Die physische Erziehung der Kinder im Gouvernement Tomsk. — Nekrologe. III. (Schluß.) — Die Rückreise der Besatzung des „Oscar Dickson" von der sibirischen Küste nach Stockholm. — Aus allen Erdtheilcn: Europa. — Asien. — Afrika. — Inseln des Stillen Oceans- — Vermischtes. (Schluß der Rcdaction 8. März 1882.) Rcdactcur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindcnstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu zwei Beilagen. 1) Literarischer Anzeiger Nr. 13. — 2) Stielers Schul-Atlas. Zustus Perthes' Geogra phische Anstalt.