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hörte, die Aufstellung und das. Verpacken derselben auf die Schlitten unter ihrer Aufsicht. Außerdem half sie den Män nern beim Zusammentrcibcn und Schlachten der Renthiere. Auf der Reife fuhr sie ihren eigenen Schlitten an der Spitze einer Abtheilung anderer mit sämmtlichcn Lagerrequi siten beladener Schlitten; die Raststellcn wurden nur von ihr bestimmt. Während die Frau immer beschäftigt war, fan den die Männer häufig Gelegenheit zum Spielen und Ringen. Erstaunenswerth war die Sicherheit, mit welcher die Samojeden den Weg über die ungebahnte und flache Tundra zu finden wußten; die Fahrt ging immer in gerader Rich tung auf Obdorsk. An der Spitze des Zuges fuhr der Häuptling, an dessen Schlitten alle anderen hintereinander befestigt waren. Erst nachdem wir gegen 120 Meilen von der Küste entfernt waren, trafen wir Gehölz, anfänglich sehr niedrige Lerchcntannen, später die gewöhnliche Tanne. Auf der Fahrt durch den Wald hatten wir freilich etwas Schutz gegen den beißenden Wind, aber der Schnee lag tiefer und loser und häufig mußten wir uns erst mit der Axt einen Weg bahnen. Die Samojeden waren sehr zuvorkommend gegen uns und betrachteten uns schließlich wie Ihresgleichen. Wenn gleich sie unsere Stärke und unsere Kenntnisse bewunderten, so waren sie doch andererseits sich ihrer Ueberlegenheit in anderen Richtungen sehr wohl bewußt, und ohne sie wären wir niemals über die Tundra gekommen, hätten niemals unsere Heimath wiedcrgesehen. Endlich erreichten wir Obdorsk, eine kleine unansehnliche Stadt am Ob mit einer Kirche, gegen 200 Häusern nnd 600 Einwohnern. Hier nahmen wir Abschied von den Sa mojeden und fuhren unter Jwanow's Anführung zu Wagen nach Bcrozow, einen Weg von 50 Meilen, den wir in eini gen Tagen zurücklegten. In Berozow empfing uns Herr Persomski, der Agent Sibiriakow's, unter dessen Führung wir mit Kosakenfuhrwerk nach der 106 Meilen entfernten Stadt Tobolsk befördert wurden. Von dort ging dann die Rückreise ohne Unterbrechung über Tiumen, Jekaterinenburg, Perm rc. nach Petersburg und über Hangö nach Stockholm. W. Finn. Aus aller: Europa. — Das auf einer kleinen Erhöhung nahe dem Krater erbaute Aetna-Observatorium ist jetzt fertig. Es be findet sich 2943 in über dem Meeresspiegel, 452 in höher als das Kloster auf dem Großen St. Bernhard, und liegt so, daß ein etwaiger Lavaerguß sich voraussichtlich vor ihm thei- len und es verschonen wird. — Am 11. Januar dieses Jahres ist in Gegenwart aller kirchlichen, militärischen und politischen Behörden der erste Spatenstich an der Eisenbahn von Larissa nach Volo (Thessalien) gemacht worden. — Als vorläufiges Resultat der Volkszählung in Moskau am 24. Januar (5. Februar) 1882 theilen dortige Blätter mit, daß die Einwohnerzahl ziemlich genau 748 000 Seelen beträgt. — In der Sitzung der Russ. Geogr. Gesellschaft zu Pe tersburg vom 2. (14.) December 1881 hielt Herr Malachow selbst einen Vortrag über seine oben Seite 16 schon erwähnte anthropologische Forschungsreise nach dem Mitt lern und südlichen Ural. Er begann seine Untersuchun gen, die hauptsächlich die vorhistorische Anthropologie betra fen, im Kreise Elabuga des Gouvernement Wjatka und ging dann in die Kreise Malmysh und Urshum. Dort lernte er die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen (Wotjaken und Tscheremissen) kennen und unternahm Ausgrabungen, bei denen er Geräthe von Knochen, Stein und Eisen fand. Nahe bei dem Dorfe Kitjak wohnte er am 12. (24.) Juni 1881 einem heidnischen Opferfeste bei, welches dieTsche remissen wegen Regenmangel zu Ehren des Gottes des Win des und Sturmes, „Mardehshoi'u", feierten. Diese Opfe rung in dem heiligen Haine trägt einen noch völlig ursprüng lichenheidnischen Charakter; es wurden bei dem heiligen Baume von den Opferpriestern getödtet: ein rother Ochse, eine Kuh und ein weißer Schafbock. Dann ward das Fleisch in Stücke geschnitten und aus den aufgeschichteten Holzstößen in großen Kesseln gesotten; nach längeren Gebeten erfolgte die Einwei hung des Fleisches und dann begann das Essen. Die abge nagten Knochen, alle Ueberbleibsel und auch die Häute der getödteten Thiere wurden auf den Holzstößen verbrannt. E r d t h e i l e n. Aus dem Gouvernement Wjatka ging Malachow in die Gouvernements Perm und Orenburg über. Die während dreier Monate fortgesetzten Untersuchungen der Ueberbleibsel aus der Steinzeit wie aus den Mctallzeiten lieferten, Dank den vorgeuommenen Ausgrabungen, eine reiche Sammlung der mannigfachsten Gegenstände der vorhistorischen Kultur. Man fand diese Ueberbleibsel in Höhlen, in Torflagern und im Alluvialboden. Aus Grund des gewonnenen Materials hält Herr Malachow es für möglich, die Hauptepochen in der Entwickelungsgeschichte des vorhistorischen Men schen am Ural zu skizziren. Die ältesten Reste der Kultur gehören den Höhlenbewoh nern am Flusse Tjagil (die dortigen Höhlen untersuchte Ge bauer) und am Flusse Pestja an. Nach.Verlassen' der Höhlen begann der vorhistorische Mensch auf den sandigen Inseln der Seen und auf Landzungen sich anzusiedeln. Verschiedene vorhistorische Gegenstände dieser Epoche sind jetzt mit einer bis 14 Fuß mächtigen Torsschicht bedeckt. Zahlreiche Ge räthe aus dem an Ort und Stelle befindlichen Material, von grob behauenen bis zu ganz fein polirten^ sind angetroffen worden. Ansiedelungen dieser Epoche fanden sich an den Seen von Schigirsk, Jurinsk, Ajatsk, an den Flüssen Jseta, Mias rc. In der Kulturschicht der Ansiedelung von Ajatsk fand man zwischen den Steingeräthen auch kleine Plättchen von Kupfer als erstes Anzeichen der Bekanntschaft des Men schen mit dem Metall. Nachdem die Kenntniß von gediege nem Metall gewonnen war, ging der vorhistorische Mensch bald auch zum Schmelzen und zur Ausbeutung der Minen über. Reste einer beträchtlichen. Entwickelung(.dieser Thätig- keit, bestehend in Hacken, Pfeilen und Schwertern, die aus reinem Kupfer gegossen sind, wurden am Oberlauf, der Tschu- sowa und an den Flüssen Bagarjak.und Sinarj aufgesunden. Derselben Epoche gehören auch die Grabhügel, an und die hieroglyphischen Inschriften, die mit rother Farbe auf die Uferselsen der Flüsse Wischera, Tjagil, Reas und Jseta auf getragen sind und von denen Herr Malachow Abbildungen angefertigt hat. In einein Grabhügel am See Bagarjak ist neben Gegenständen von Knochen, Stein und Kupfer auch ein ganzes Skelett ausgedeckt worden. Diese Knochenfunde ! dürfen ganz besonder» Werth und Interesse beanspruchen,