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192 Aus allen Erdtheilen. Aus allen E r d t h e i l e n. Europa. — Von den durch prachtvolle Holzschnitte gezierten „Nordlandsahrten" (Leipzig, F. Hirt nnd Sohn. Vergl. „Globus" XXXIX, S. 206) ist soeben die 16. Lieferung, die erste des dritten und letzten Bandes, erschienen (die beiden ersten Bände wurden zu Weihnachten 1881 abgeschlossen). Johannes Prölß ist es, der uns im 3. Bande zunächst die milde Südkiiste Englands vorführt, welche Thäler besitzt, wo neben anderen Pflanzen des mittägigen Europa selbst die Mhrthe im Freien gedeiht und überwintert, und dann die weitberühmten Badeorte Margate, Hastings, Brighton, See häfen wie Dover und Portsmouth und die steilen Klippen ränder von Kent und Sussex schildert. — Vom statistischen Büreau in Sofia ging uns ein bul garisch und französisch abgcfaßtes Heft zu, die vorläufigen Resultate des Census vom 1. (13.) Januar 1881 ent haltend. Danach gab es an diesem Tage im Fürstenthume Bulgarien: 339870 bewohnte Häuser, 349 905 Haushal tungen, 1007105 Civilisten, 16 625 Soldaten, 975 253 Franen und im Ganzen Bewohner 1998983. In dem seitdem ver strichenen Jahre wird die Bevölkerung sich wohl um mehr als 1017 Seelen vermehrt und damit die runde Zahl von zwei Millionen überschritten haben. (Zur Vergleichung diene, daß am 1. December 1880 Württemberg 1970132 und die Pro vinz Westfalen 2 042 672 Einwohner zählten.) Asien. — Der „Kawkaz" berichtet aus dem transkaspischen Gebiet: Unsere Offiziere reisen jetzt mit schwacher Beglei tung ohne Gefahr im ganzen Lande wie zu Hause. Die 216 Werst lange Strecke von Kizil-Arwat, dem Endpunkte der Eisenbahn, bis Ascha bad wird von den Soldaten mit einem Viergespann ohne Begleitung zurückgelegt, und dabei aus einigen Stationen in Teke-Dörsern übernachtet. Zur Ein richtung einer regelmäßigen Postverbindung werden Anstalten getroffen. Die in Aussicht genommene weitläufige Befestigung von Aschabad ist im endgültigen Projekt erheblich einge schränkt worden. Alle für die Offiziere und Beamten errich teten Bauten, etwa 300 an der Zahl, aus rohem Backstein hergestellt und ganz unansehnlich, erinnern stark an die Lehm bauten der Gouvernements Eriwan und Elizabetpol. Der Bazar wird von Persern, deren Land ja nahe liegt, mit Vieh, Holz und Lebensmitteln besucht. Gutes Rindfleisch kostet 12 Kopeken, Brot 2V2 Kopeken das Psund; Butter würde billi ger sein, ohne die Rinderpest im vergangenen Jahre bei den Achal-Teke und im benachbarten Persien. Sonst sind alle Waarcn theuer, nur der Branntwein ist billiger geworden, einzig deshalb, weil zwei russische Unterthanen (ein Armenier und ein Deutscher) in den benachbarten persischen Orten Kut schani und Mahmndabad kleine Brennereien angelegt haben, wo sie aus Weintrauben Branntwein fabriciren; dadurch ging der Preis für die Flasche (butMa) aus 45 Kopeken zurück. Die Tschomur-Tekc, d. h. die seßhaften (im Allge meinen nicht begüterten), sind in ihre Wohnsitze zurückgekehrt und gehen wieder auf Arbeit. Die Tschorwa, d. h. die nomadisirenden, sind zur Ueberwinterung nach den Brunnen in der Wüste abgezogen. Die Zahl der letzteren ist noch nicht bekannt. Die bekannte Bevölkerung des Zakas- pischen Oblast mit Mangischlak wird aus 100000 Seelen beiderlei Geschlechts veranschlagt. In die Teke-Dörfer sind auch die Armenier aus Astrachan und Kizljar zum Handels betriebe zurückgckehrt. Tykma-sardar (der Vertheidiger von Gök-tepe) hat auf seinem Stammgute in Bann ein ordent liches Haus von fünf Zimmern nach russischer Manier erbaut. Einer weitern Mittheilung zufolge ist der Winter im Zakaspischen Gebiete ungewöhnlich streng, Schncemasscn er schweren den Verkehr auf der Militär-Eisenbahn und ver setzen die entfernteren Punkte der Teke-Oase in eine höchst peinliche Lage. Die Wege nach Persien, von wo aus Ascha bad und die umliegenden Ortschaften fast mit allem Röthigen versehen werden, sind so verschneit, daß es unmöglich ist durch zukommen. — In der Verwaltungseintheilung des asia tischen Rußland werden hauptsächlich behufs besserer Re gelung aller die Grenzbeziehungen zu China betreffenden Fra gen, Entlastung des Generalgouvernements Turkestan u. s. w. im Laufe des Frühjahrs folgende Veränderungen cintreten: I. Der Amur-Oblast wird unabhängig von Irkutsk ein selbständiges Gouvernement mit dem Centralpunktc Cha- barowka. Der Gouverneur bleibt zwar dem Generalgouver nement Ostsibiricn unterstellt, erhält aber für die Entscheidung lokaler Fragen größere Befugnisse als die übrigen Gouver neure. 2. Der Oblast Semirjetschensk wird mit dem Generalgouvernement Westsibirien vereinigt. 3. Die Gouver nements Tobolsk und Tomsk werden direkt dem Mini sterium des Innern unterstellt. (Nowoje Wremja vom 17. (29.) Januar). — Zum Verkehr mit Kamtschatka ersährt die „No woje Wremja" aus Petropawlowsk, daß die Nachricht vom Tode des Kaisers Alexander II. erst am 26. Juli (7. August) 1881 dort ankam. Die außerordentliche Beförderung dieser Nachricht war drei Kazaken anvertraut: der erste ging von Jakutsk bis Ochotzk, der zweite bis Gishin und der letzte endlich, der 2800 Werst zurückgelegt hatte, überbrachte die Botschaft, wurde aber von der langen und beschwerlichen Reise ernstlich krank. Die von aller Welt abgeschiedene Lage dieses Gebietes gestattet nur zweimal im Jahre die An kunft einer Post: die eine kommt im März zu Lande aus Ochotzk, die andere mit etwas neueren Nachrichten bringt ein Dampfer, der einmal im Jahre folgende Reise macht: von Japan aus nach Wladiwostok, Petropawlowsk, Insel Schan- tar, Ajan, Ochotzk, Bucht von Gishikinsk und Tigil. Doch soll jetzt zwischen diesen Häfen eine regelmäßige, während der ganzen Schifffahrtsperiode dauernde, periodische Postverbin dung eingerichtet werden. Inhalt: Dssirs Charnay's Ausgrabungen in Mexico und Central-Amerika. I. (Mit fünf Abbildungen.) — Das deutsche Haus in seinen volksthümlichen Formen. — Richard Andree: Die Steinzeit Asrikas. II. — Nekro loge. II. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. (Schluß der Redaction 28. Februar 1882.) Redacteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage.