Volltext Seite (XML)
herauf, da die Töpfergeschirre Bemalung zeigen. Das alles fand sich in Höhlen, die noch einer besondern Ausbeutung harren. Auch in Marokko hat Dr. Bleicher die Spuren des pri mitiven Menschen nachgewiesen. Zahlreiche Feuersteinmesser und Pfeilspitzen finden sich in dem Alluvium der Herkules grotten. Aber auch diese Feucrsteingeräthe reichen in nicht allzualte Zeit hinaus, da das Töpfergeschirr, welches zu gleich damit vorkommt, auf der Drehscheibe hergestellt ist und außerdem Bronzenägel dabei gefunden werden. Bei den Grotten liegen Gräber, in welchen die Leichen in zu sammengekauerter Stellung (wie bei den Guanchen der Ca- narien) beigesetzt wurden. Bleicher nimmt an, daß die Be sitzer der von ihm gefundenen Waffen auch die Erbauer der Tumuli von Kasr-el-Kebir waren st. Das Borkomnien paläolithischer Geräthe in Nordafrika bestätigt auch Lubbock; er fand bei Kolsa, nicht fern von der Stadt Algier, nördlich von dem unter dem Namen Dom- Lsan äs la ollrstisnns bekannten Monument, ein 4^2 engl. Zoll langes, 2 Zoll breites oben zugespitztes Feuer- steingeräth vom St.-Acheul-Typus 2). Die Hauptfunde, denen wir uns jetzt zuwenden, liegen weiter im Süden, in der algerischen Sahara, wo sie noch unter 27° nördl. Br. beobachtet wurden. Schon 1876 hatte Fernand Foureau in der Umgegend von Wargla (32° nördl. Br.) gut gearbeitete mit Widerhaken versehene Pfeilspitzen ans Feuerstein entdeckt und nach Paris eingesen det 3), aber erst den Expeditionen, die zur Aufsuchung einer Trace für die Saharaeisenbahn ausgeschickt wurden, blieb es Vorbehalten, Näheres über die ungemein zahlreichen Stcin- geräthe der Sahara zu erkundigen. Es sind die Herren Dr. Weißgerber und Rabourdin, welchen die prähistorische Wissenschaft hier zu Dank verpflichtet ist. Dr. Weißgerber gehörte der Expedition an, welche 1880 unter der Leitung Choisy's die Routen von Laghuat nach El Golea und von Biskra nach Wargla zu untersuchen hatte, ein Gebiet, das zwischen 35° und 30° nördlicher Breite fällt. Von Laghuat ausgehend traf man an dem Brunnen von Zebbacha (33° nördl. Br.) auf die ersten zugehauencn Silexstücke. Auf dem Kalkplateau, welches zwischen der Sebcha des Mzab im Osten nnd dem el Lona im Westen sich erstreckt, findet man zahlreiche kleinere und größere Wasserbecken mit einiger Vegetation, und diese Stellen sind besonders reich an Feuersteinschlagstückcn. Das erste Atelier traf Weißgerber 30 Kilometer südlich von Zebbacha. Lss solats äs oilsx sonb toujouro brss nomllrsux, on n'a pour ainsi äirs gu'a ss llaisssr pour sn ramasssr. Die nächste Entdeckung, welche dieser Expedition Vorbe halten blieb, war die Auffindung eines Cromlech im Thal von Ain Massine. Er besteht aus mehreren konzentrischen Kreisen von rohen Steinen, die jeder etwa einen halben Cubikmeter halten, und liegt auf einem elliptischen Tumulns von 50 Meter Länge und 30 Meter Breite. Dieser Cromlech ist der erste, welcher so weit südlich (32° 30^ nördl. Br.) aufgcfunden wnrde. Zeit zn Ansgrabungen blieb der Ex pedition nicht. Auf dem ganzen weitern Wege bis El Golea (30° 3G nördl. Br.) wurden die geschlagenen Feuersteine gefunden, ansgenommen auf dem steinigen Plateau der Ham- mada und in den Dünen. Bei El Hasst entdeckte sie Weiß gerber in den 50 Centimeter starken Gipsablagerungen einer Quelle; auch bei El Golea sind sie häufig. Sie fehlen da gegen zwischen El Golea und Wargla. Wargla selbst ist st Rsvus ä'^ntllroxotoAis 1880, p. 292. 2) äouru. ^utllroxol. lustit. X, 317. Mit Abbildung auf Tafel 16 (1881). st Lull. soo. ä'XmMopol. 1877, p. 563 mit Abbildungen. uns vrais varrisrs äs pointss äs üsellss; auch der Ued- Rir ist reich daran. Alles das deutet auf eine einst weit zahlreichere Bevölkerung der algerischen Sahara hin, als dieselbe gegenwärtig ist, und Weißgerber nimmt eine Ver änderung der klimatischen Verhältnisse an, in Folge deren das Land verödete. Die zahlreichen Funde des Dr. Weißgerber, welche im Museum der Pariser anthropologischen Gesellschaft hinter legt sind, bestehen in größeren und kleineren, verschiedenartig geformten Pfeilspitzen; namentlich die kleinen sind sehr sorg fältig und regelmäßig gearbeitet. Die Güte der Arbeit nimmt von Norden nach Süden zu ab. Dagegen sind die Geräthe, die bei El Hasst, bei Hassi-Scharef und El Golea gefunden wurden, ziemlich plnmp, während die Pfeilspitzen von Wargla sich wiederum durch große Feinheit der Arbeit auszeichnen. Die Formen sind ganz die gewöhnlichen, bei uns bekannten. Außer den Pfeilspitzen kommen Schraper und Späne vor. Im Ued-Rir nahe bei Tuggurt fand Weißgerber das Fragment einer Lanzenspitze. Das Mate rial zu diesen Feuersteingeräthen war überall bodenständig zur Hand und brauchte nicht erst aus der Ferne herbeige schafft zu werden. Von El Golea zog die Expedition in nordöstlicher Rich tung auf Wargla. Unterwegs, bei Moranem, stieß Weiß gerber auf ein sehr ausgedehntes Silex-Atelier, von 2 bis 3 Hektaren Umfang. Trotz alles Nachsuchens konnte er jedoch kein einziges Feucrsteingeräth finden, wahrscheinlich weil die Oertlichkeit von den Offizieren der andern Expedition ab gesucht worden war. Diese zweite Expedition, auf welche hier angespielt ist, war jene des Oberst Flatters, bei der sich Lucien Rabour din als Erforscher der prähistorischen Verhältnisse befand. Sie begab sich Uber Biskra und Tuggurt nach Wargla. Rabourdin hat die große Anzahl von 367 Feuersteingeräthen mitgebracht und im Museum von St. Germain hinterlegt; sie stammen von 18 auf einer Karte genau verzeichneten Fundstätten, welche sich zwischen Wargla in 32° nördl. Br. und Akn-el-Hadjadj in 27" nördl. Br. zumeist in dem gro ßen von Nord nach Süd ziehenden Ued Jgharghar finden st. Folgen wir der Expedition auf ihrem Zuge von Nord nach Süd. Ngoutz«, 6 Kilometer nordwestlich von Wargla, zeigte das erste Atelier, ausgezeichnet durch eine große Menge vor züglich gearbeiteter Pfeilspitzen aus Feuerstein; es ist den Arabern seit langer Zeit schon bekannt nnd der Agha von Wargla besitzt stets einige der Pfeilspitzen, welche er durch reisenden Franzosen zum Geschenke macht. Rabourdin sam melte hier 69 Stück, darunter Späne von 5 bis 6 Ccnti- meter Länge und Pfeilspitzen verschiedener Art, auch solche mit Widerhaken. , Araber sowohl als Tuareg wußten über den Ursprung der Geräthe nichts weiter anzugeben, als daß sie von den Dschin (Geistern) stammten. Hassi-el-Mcdjira (31° 30st war der zweite Fundort, wo ganz ähnliche Stücke wie bei Wargla entdeckt wurden. An den Brunnen von Rhatmaia (31°), dem dritten Fundorte, ist eine Fläche von etwa 4 Quadratkilometer mit geschlage nen Feuersteinen bedeckt. Dieses große Atelier ist dadurch interessant, daß hier die Geräthe nach ihrer Form klassificirt liegen, also die Messer an einem Platze, die Schraper an einem andern, die Pfeilspitzen an einem dritten. Prähi storische Arbeitstheilung! 137 Objekte wurden hier die Beute Nabourdin's. Zu den schon erwähnten Formen kommen noch Sägen, Nuclei, Wurfspcerspitzcn und einige nicht bestimmbare Jnstrnmente hinzu. Außerdem einige st Lss ÜASS äs Sierra äu 8allara osntral xar L. La- bouräiv. Lull. soo. ä'Xutllroxol. 1881, x. 115 nebst Karte.