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Ausweg verfallen, dem Publikum das Telegraphiren einen Monat lang umsonst zu gestatten. — Die K. Russ. Geographische Gesellschaft zeigt die Auf findung einer merkwürdigen, noch vor 1733 gezeichneten Karte von Dsungarien an. Ehe sich die Russen in der Zeit von 1864 bis 1876 in Turkestan endgiltig festsetzten und das Land nach allen Richtungen hin erforschten, war Klaproth's 1836 in Paris erschienene Karte die einzige Quelle für die Geo graphie von Centralasien, wie sie es ja bis heutigen Tages für große Theile desselben noch ist. Daneben aber hat stets eine Karte von großem Werthe existirt, welche durch eine sonderbare Verkettung von Umstanden in der Verborgenheit geblieben ist. Ein schwedischer Sergeant, Jean Gustave Renat, wurde 1709 bei Poltawa gefangen genommen, in Tobolsk internirt und erhielt 1716 die Erlaubniß, eine Ab- theilung zu begleiten, welche dem am Jamyschew-See lagern den Buchholz Vorräthe zusühren sollte. Bei dieser Gelegen heit geriet!) er den Kalmüken in die Hände und wurde nach Dsungarien gebracht, wo er seinen neuen Herren im Kriege gegen China half und großen Einfluß gewonnen zu haben scheint. Damals zeichnete er wahrscheinlich die in Rede ste hende Karte. 1735 kehrte er nach Sibirien und dann über Rußland nach Schweden zurück, um dort sammt seiner Karte vollständig in Vergessenheit zu gerathen und zu sterben. Erst vor Kurzem hat nun der Assistent an der Stockholmer Bib liothek, Stryndsbcrg, diese Karte in der Bibliothek zu Linkö- ping aufgefuuden und die Russische Geographische Gesellschaft ihre Veröffentlichung veranlaßt. — Die landläufige Ansicht (schreibt „Nature" vom 20. Januar), daß die jetzigen Jap auer in ihrem Neuerungseifer wahre Bilderstürmer seien, scheint ein Jrrthum zu sein. Nach der „Japan Gazette" hat sich eine Gesellschaft, an deren Spitze der Premierminister steht, zum Schutze der alten Tem pel, Heiligthümer und anderer Alterthümer gebildet und zwei Millionen Uen aufgebracht, um deren Zinsen für Erhaltung derselben zu verwenden. Schon früher war eine große Summe für die Ausbesserung und Erhaltung des Tempels des Kriegsgottes in Kamakura, welcher viele inter essante Alterthümer enthält, zusammengebracht worden. Das Zerstörungswerk scheint sich wirklich nur auf Feudalschlösser, Befestigungen und dergleichen erstreckt zu haben. Diese sind allerdings entfestigt und in Schulen, Krankenhäuser, Kaser nen, Regierungsgebäude u. s. w. verwandelt worden; damit hat freilich manches malerische Gebäude seinen Charakter ver loren, aber dieser Schritt war nöthig, um mit dem alten Feudalwesen gründlich aufzuräumen und etwaigen Unzufrie denen ihren letzten Halt zu nehmen. Die herrlichen altjapa nischen Tempel aber blieben erhalten und werden es auch in Zukunft bleiben. Afrika. — In dem Gebiete zwischen dem Njassa-See und dem Indischen Ocean haben bereits wieder (s. oben S. 127 und Bd. XI-, S. 351) zwei Engländer Reisen unternommen, der Rev. W. P. Johnson am Lud sch ende, dem südlichen großen Zuflusse des Rovuma, und weiter im Süden der Konsul in Mozambique H. E. O'Neill. Ersterer war in Mwembe oder Matakas Dorf am obern Ludschende (etwa 13° 40' südl. Br.) stationirt und hatte von Eingeborenen die auch schon früher erwähnte Nachricht erhalten, daß dieser Fluß aus einem See entspringe. Er ging also im vorigen Jahre denselben aufwärts und erreichte im August in der That einen großen See mit einigen Inseln und schilfbewachsenen Ufern, die von Flußpferden und Wasservögeln wimmelten. Dem User des nach S.-O. sich erstreckenden Sees folgte er einen Tagemarsch weit, wo derselbe sich verengte, und kehrte dann um; er hält ihn für den Schirwa-See, dessen Nordende bisher noch unbekannt war. Inzwischen hatten wahrscheinlich Sklavenhändler das Haus des Missionars in Mwembe voll ständig zerstört und seine Bücher zerrissen, so daß er sich in Zanzibar vollständig neu ausrüsten mußte. Zu Mataka will er vorläufig nicht zurückkehren, sondern sich in Lozcwa (unter 13° südl. Br. am Westufer des Njassa-Sees) niederlassen. Konsul O'Neill hat in den Monaten September bis No vember den wichtigen arabischen Handelsweg bereist, welcher von der Ostküste unter 12° 20' südl. Br. (gegenüber der Insel Jbo) nach dem südlichen Ende des Njassa-Sees führt und bedeutend kürzer ist, als die nördlichere Route längs des Ro vuma, welcher Livingstone, Bischof Steere und andere Eng länder gefolgt sind. Die noch nie von einem Europäer be tretene südliche Route führt zunächst 40 engl. Meilen weit durch dünn mit Bäumen bestandenes Land, welches aber dich tes Unterholz, darunter viel Kautschuk-Ranken, besitzt, gut an- gebaut und bevölkert ist. Dann wird die Gegend felsig, mit kühn gestalteten, schroff abfallenden Bergen und Spitzen von 200 bis 1000 Fuß Höhe. Nach Zurücklegung von 142 engl. Meilen erblickte O'Neill die herrliche Schalawe-Ebene, welche, mit Dörfern besäet, sich meilenweit nach Westen und Süden bis zu einer prächtigen Bergkette von 2000 bis 4000 Fuß Höhe hinzieht. Schließlich erreichte er einen Punkt, von wo man den hohen Berg Namuli erblickt, welcher nach Angabe aller gereisten Eingeborenen mit Schnee bedeckt sein soll. Leider war er während der kurzen Zeit, welche sich O'Neill in seiner Nähe aufhielt, von Wolken verhüllt, so daß derselbe, ohne die interessante Thatsache feststellen zu können, Ende November nach der Küste zurückkehrte. — Am 22. September 1881 hat der französische Schiffs fähnrich Mizon die von Savorgnan de Brazza am obern Ogowe gegründete zweite Station (die erste ist Brazzaville am sogenannten Stanley Pool), welcher er in Zukunft vor stehen soll, erreicht und berichtet von dort, daß Brazza an der obern Alima, dem bekannten rechten Congo-Zuflusse, bereits eine dritte Station errichtet hat. Dorthin soll ein Weg angelegt werden, der das circa 800 Meter hohe Pla teau zwischen Ogowe und Alima kreuzt, und dort soll später auch der kleine Dampfer, welchen Dr. Ballay überbringt, zusammengesetzt werden. Bedauerlich ist nur, daß diese fran zösischen Asrikareisenden mit ihren kartographischen Aufnah men so lange zurückhalten: ihre deutschen Kollegen sind da mit flinker zur Hand. Nordamerika. — Der Bremer Geographischen Gesellschaft sind Ende Januar neue Nachrichten von ihren beiden Reisenden, Dr. Arthur und Aurel Krause, zugegangen. Dieselben datiren von Mitte December von der Küste Alaskas. Be kanntlich kehrten dieselben am 6. November von ihrer Reise nach der Tschuktschenhalbinsel wohlbehalten nach San Fran cisco zurück, wo sie sich bis gegen Ende November aushielten und sich dann auf dem Dampfer „Columbia" nach dem Nor den einschifsten, in der Absicht, den Winter in einer Faktorei der North-West-Träding-Company zuzubringen, welche am Lynnkanal, im Gebiete der Chilcat-Jndianer, etwa unter dem 59. Breitengrade, gelegen ist. Sie waren hierzu von dem Präsidenten der genannten Compagnie, Herrn Paul Schultze, eingeladen worden. Die genannte Compagnie ist noch eine sehr junge Gründung. Sie datirt erst vom Frühjahr 1880 und bezweckt die Ausschließung der natürlichen Hülssquellen des südwestlichen Alaska bis znm Cook's Jnlct und Beförde rung von Handelsunternehmungen in Californien, Oregon, Washington Territorium und Alaska. Sie hat bis jetzt fünf Handelsposten an verschiedenen Punkten der Küste errichtet. Einer derselben ist in Sitka, und der nördlichste am Chilcat- flusse. — Das in Guatemala erscheinende „Diario de Centro America" vom 15. December 1881 zeigt die Eröffnung von Livingston (am Golf Amatique, der innersten Bucht des Golfes von Honduras) als eines Freihafens an und hofft