148 Belgische Skizzen. reich dotirten Stiftes ein um die weltliche Macht ebenso wie um die Ordensregeln unbekümmertes Leben; von hier aus beherrschten sie die Stadt und das umgebende Land fast unumschränkt; nachdem sie sich im 12. Jahrhundert aus eigener Machtvollkommenheit in eine Anzahl von neu erbauten, getrennten Stiftshäusern vertheilt hatten, die sie nach Belieben zeitweise verlassen durften, um die Freuden der Welt zu genießen, verlor das Kloster seine Bedeutung. Bon den aus der Zeit seiner Blüthe herrührcnden groß artigen Bauten steht heute noch die Kirche der heiligen Gertrud, ein mächtiger romanischer Ban, der leider im 18. Jahrhundert durch Veränderungen im Innern gänzlich verunstaltet worden ist, sowie ein Theil des eigentlichen Klosterhauses mit vier übereinanderliegeudcn Bogengängen, deren Arkaden sich nach dem Klosterhofe öffnen. Die Gräber Pipin's von Landen und seiner Gemahlin Ida be- Alter Marterpfahl zu Braine-le-Chateau. finden sich in der Kirche, außerdem ein reicher Schatz an Kostbarkeiten aller Art: der kunstvoll in Gold und Sil ber gearbeitete, reichciselirte Schrein, in dem die Gebeine der heiligen Gertrud bewahrt sind, schöne Reliquienkästchen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, mehrere mit Minia turen von Memling geschmückte Kruzifixe, kostbare Becher, in denen den Pilgern das wundcrthütige Wasser einer un ter der Krypta hervorsprudrlndcn Quelle gereicht wurde, herrliche alte Skulpturen in Holz und Stein u. s. w. Wenige Stunden von der Stadt Pipin's von Landen entfernt befinden sich auch die berühmten großartigen Rui nen der alten Abtei von Billers, die zur Zeit ihrer höchsten Blüthe, im 13. Jahrhundert, nicht weniger als 400 Ordens- und 300 Laienbrüder beherbergte. Die heute noch erhaltenen Trümmer des alten Cistercienscrnestes, das große rechteckige Refektorium, mit seinen zwei Reihen von hohen Bogenfenstern der Periode des Uebergangsstyls an gehörend, der zum größten Theil gothischc Kreuzgang und