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Eine Reise durch Mingrclien. hohen plateauartigcnHügcl, der auf der einen Seite zmnMusse abfällt, auf der andern von hohen bewaldeten Bergen über ragt wird, die Ruinen großartiger Bauwerke. Ein Blick auf sie genügt, um zu erkennen, daß sie, was auch vor ihnen an dieser Stelle gestanden haben mag, in keinem Falle selber die Ueberreste einer wirklich alten Stadt darstellen können; nicht unberechtigt erscheint dagegen die Annahme, daß man hier die Ruinen der lazischen Stadt Archäopolis vor sich habe. Zwei starke Mauern, die, parallel laufend, einen breiten, etwa zwei Werst langen Gang bilden, führen zu einem Thore aus Ungeheuern behauenen Steinen, das augenscheinlich der einzige Zugang zu der Stadt gewesen ist. An ihrer nach innen gerichteten Seite zeigen diese Manern große quadratische Nischen, wie sie noch heute in den orientalischen BazarS als Verkanfslager üblich sind. Die großartigen, stellenweise an Kirchenbauten erinnernden Trümmer der eigentlichen Stadt stehen ziemlich eng an ein ander; auf der Rückseite durch den ansteigenden Felsen ge schützt, war sie nach dem Flusse hin mit Befestigungen ver sehen. Merkwürdig, weil heute ganz zwecklos erscheinend, sind eine Anzahl großer eiserner Ringe, die in unregelmäßi gen Zwischenräumen in der Felswand längs des Flusses befestigt sind, und bei denen man sich nichts anderes denken kann, als daß sie, wie die Ringe in unseren Quaimauern, zum Vertanen von auf dem Flusse liegenden Schiffen ge dient haben müssen. Danach müßten freilich große Ver- Rnincn von Naknlakewi.' änderungen hier vorgegangen sein; denn in seinem heutigen Zustande ist der Tcchnr selbst in der günstigsten Jahreszeit nie schiffbar. Auf den: andern User des Techur, dein Ruinenhügel von Nakalakewi gerade gegenüber, sprudelt eine kräftige Schwefelquelle aus dem Felsen in ein kleines natürliches Becken. Seit lange schon finden deshalb die Leidenden ans dem ganzen Lande sich, Heilung suchend, an diesem bevor zugten Orte zusammen; und es ist nichts Seltenes, daß während der Sommermonate ganze Familien aus den vom Fieber heimgesuchten Gegenden sich hier niederlassen. Fürst David Dadian, der vorletzte der mingrclischen Herrscher und zugleich der erste unter ihnen, dem es ernstlich nm die Hebung seines Volkes und Landes zu thun war, machte im Anfänge der fünfziger Jahre den Versuch, an diesem von der "Natur in jeder Weise begünstigten Platze einen Kurort einzurichten. Leider scheiterte dieser Versuch an der Hart näckigkeit des Volles, das in dem Vorgehen des Fürsten eine Verletzung seiner Rechte sah. Nach den Gesetzen des Zaren Wachtaug, des alten georgischen Gesetzgebers, waren nämlich sämmttiche Flüsse eines Landes Eigenthum des jedesmaligen regierenden Herrschers, doch stand demselben keinerlei Recht auf das Uferland zu. So wurde denn der Bau eines großen Thnrmes, in den die Heilquelle geleitet werden sollte, inhibirt, und als der Fürst noch während der Verhandlungen darüber starb, zerstörten die Uferbewohncr das der Vollendung schon nahe Gebäude, lenkten die Quelle wieder zu ihrem alten Ausgange zurück, der so ties liegt, daß er bei einigermaßen hohem Wasserstande des Techur oft monatelang bedeckt ist, und so bildet denn heute noch N