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144 Aus allen Erdtheilen. dmsten Waffen, Geräthen und Schmuckgegenständen. Wo sich Salz findet, wird dasselbe sorgfältig zubereitet und als Tausch mittel über den ganzen See hin verbreitet. Ebenso Palmöl, das in Udschidschi und Urundi fabricirt wird; wo sich Por- cellanerde und dergleichen findet, giebt es große Töpfereien. In dieser Hinsicht ist eine der Inseln von Uguha und ein Ort in Uuira bekannt. Rua und Manjuema Produciren kunstvolle Eisensachen und die berühmten Gras- oder Palm fiber-Kleider. Die Milchwirthschaften von Uhha liefern wohl bekannte Packen Butter und die ärmeren Bezirke am See Stücke getrockneten Fisches, welche weit und breit im Lande versendet werden. Das Fischereigewerbe ist überhaupt ein sehr ausgedehntes. Die Warundi haben kleine Flöße aus vier bis fünf an einander befestigten Stämmen, von denen aus sie Fische mittlerer Größe angeln. Der Hauptfang wird jedoch Nachts mit kleinen ausgehöhlten Baumstämmen betrie ben, von denen Hore einmal mehr als 200 zu gleicher Zeit gezählt hat; in jedem Boote brennt ein Feuer, um die kleinen Fische anzulocken, welche dann mit großen Handnetzcn gefan gen werden. Auch das Schleppnetz wird in manchen Theilen des Sees benutzt, und zum Fange der größeren Fische wer den riesige aus Weiden geflochtene Fallen auf den Boden hinabgesenkt. An mehreren Orten wird Baumwollenzeug verfertigt und die verschiedenen Hölzer und Rinden werden in ausgedehntem Maße verwendet, die eine Art für Boote, die andere für Speerschäste, die dritte für Mörser, eine vierte für Mörserkeulen u. s. w. Diese Arbeitstheilung beweist, daß unter jenen Stämmen ein gesundes System des Zusammenwirkens besteht, welches als der Beginn einer bessern Zukunft anzusehen ist. Da bei sind sie lange Jahre hindurch von der Außenwelt ab geschnitten gewesen; behält man das im Auge, so muß einem der kleine Fortschritt, den sie gemacht haben, als sehr bemerkens- werth erscheinen. Ein weiter Abstand trennt sie von den armen heruntergekommenen Leuten der Küstengebiete. Viele dieser Binnenstämme leben z. B. in gut organisirten Dörfern, wo eine treffliche sociale Ordnung herrscht- Die centralafrikanischen Eingeborenen leben im Zeitalter des Eisens; kein Reisender hat bis jetzt, wie man glaubt, steinerne Werkzeuge gefunden. Von zwei Stücken Stein, die Hore heimgebracht hat, sollen erst Kundigere entscheiden, ob es Geräthe sind oder nicht. Dieselben werden ab und zu von den Eingeborenen an flachen Stellen des Sees und auch am Strande gefunden und von ihnen als Botschaften ihrer Vor fahren mit großer Ehrfurcht angesehen, deshalb auch sorgsältig in kleinen Hütten oder Körben aufbewahrt. Nach Hore dien ten sie vielleicht zum Beschweren von Stöcken, die man beim Bestellen des Feldes gebrauchte. Die von Hore heimgebrach- tcn Waffen, Geschirr, Körbe, Baumwolle, Rinden- und Palm- fiber-Kleider, Proben des Seewassers und des Wassers der heißen Quellen von Uguha, von Palm- und Mpufu-Oel, Tabak, Porcellanerde und Salz befinden sich jetzt im Museum der London Missionary Society. Nordamerika. — Die Bevölkerung von New-Jork betrug nach der letzten Zählung 1206 022 Personen, worunter sich 713 677 Eingeborene, 198 595 Irländer, 153 482 Deutsche und Oester reicher, 29 767 Engländer, 13 952 Neger, 12 223 Italiener, 9910 Franzosen, 9020 Polen, 4551 Russen und 2683 Schotten befanden. — In den Vereinigten Staaten ist am letzten Tage des Jahres 1881 der erste durchgehende Zug von S.Fran cisco nach New Orleans abgelassen und dadurch die neue Eisenbahn quer durch den Kontinent, die sogenannte Southern Pacific, eröffnet worden. — Desirs Charney, über dessen Arbeiten in Mexiko im Jahre 1880 wir demnächst einen illustrirten Bericht brin gen werden, hat neuerdings weitere Ausgrabungen in den alten Toltekenstädtcn von Tula und Cholula gemacht und sich dann nach Jucatan begeben. Nachdem er 1881 fast alle Denkmäler in Palenquc abgeklatscht und diese Abklatsche dem Pariser ethnographischen Museum übergeben hat, ist ihm jetzt ein Gleiches in Uxmal gelungen, und nun will er sich zu demselben Zwecke nach Chichen Jtza begeben. Auch hat er Studien über Anthropologie und Ethnographie der noch so ungenügend bekannten Stämme Jucatans angestellt. Südamerika. — Ueber Dr. Jules Crevaux' neue südamerikanische Reise (s. oben S. 16) wird weiter bekannt, daß er, begleitet von dem Astronomen Billet und dem Zeichner Ringel, am 20. November v. I. nach Buenos Aires abgereist ist. Das „VomUs äss missious" hat ihm dazu 70 000 Fr. bewilligt. Crevaux will (nach „L'ExPloration") vom Rio Paraguay aus die Quellen des Tocantins zu erreichen suchen und dann seine Reisegefährten bis zur Mündung desselben hinabschicken, während er selbst den weiter westlich fließenden Tapajoz von seiner Quelle bis zum Amazonenstrome ersorschen will. Vor her hat er sich aber gegen Ende 1881 nach Bolivien begeben, um von dort den Rio Pilcomayo hinabzufahren und auszu nehmen. — Ueber die Vorschiebung der Jndianergrenze in der Argentinischen Republik bis an den Rio Negro und Rio Nenquen haben wir in früheren Bänden (Bd. 35 und 36) berichtet. Leider scheint aber die Vertreibung der Indianer oder die Grenzbewachnng nicht gründlich genug betrieben worden zu sein; denn im „South American Journal" vom 5. Januar d. I. finden wir die Nachricht, daß sich die In dianer am Rio Colorado (d. h. weit nördlich der Militär grenze) sehr lästig gemacht und einem einzigen unglücklichen Estanciero an 600 Stuten wcggetrieben haben. Polargebiet. — Ingenieur Melville von der untcrgcgangcnen „Jeannette" (s. oben S. 57) ist nach einem Petersburger Telegramm vom 29. Januar mit verschiedenen Beamten und einem Dolmetscher von Jakutsk aufgebrochen, um fünf Expe ditionen zur Aufsuchung seines Chefs de Long und der noch fehlenden Mannschaft im Umkreise der Lena-Mündung zu bilden. Zu demselben Zwecke reisen auch die St. Peters burger Korrespondenten des „New IorkHerald", Jakson, und der „Loudon Jllustratcd News", Larsen, welcher letz tere bereits einige Jahre in Sibirien gelebt hat, nach der Lena-Mündung. Als Kuriosum sei dazu erwähnt, daß die Pariser geographische Zeitschrift „L'ExPloration" schon am 12. Januar dieses Jahres einen schauervollen Bericht von einem angeblichen Mitgliede der Jeannette-Fahrt veröffent lichte, welchen wohl irgend ein Spaßvogel verfaßt hatte, um zu sehen, wie weit die Leichtgläubigkeit oder Unwissenheit mancher Leute geht. Der Schauplatz der Tragödie aber war von dem Meere im Norden Sibiriens ganz gemüthlich nach der Baffins-Bai verlegt worden. — Das Schiff „Willem Barents" wird, falls sich die nöthigcn Mittel finden, in diesem Jahre seine fünfte ark tische Reise unternehmen, um die Eisgrenze sestzustellen und event. den Engländer Leigh Smith aufzusnchen. Außerdem soll es Dicksonhafen, nördlich der Jenisei-Mündung, besuchen und dort, wo Barents 1596 bis 1597 auf Nowaja Zemlja überwinterte, einen Gedenkstein errichten. Inhalt: Belgische Skizzen. III. (Mit fünf Abbildungen.) — Dr. Richard Grceff: Die Insel Rolas. HI. (Schluß.)'— Gustav Nachtigal's Reiscwerk- III. (Schluß.) — Britisch-Birma zu Ende des Jahres 1881. — Aus allen Erdtheilcn: Asien. — Afrika. — Nordamerika. — Südamerika. — Polargebiet. (Schluß der Redaction 3. Februar 1882.) Redakteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindcnstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage.