Volltext Seite (XML)
Aus allen Erdtheilen. 143 Holzschnitzerei, kunstvollen Webereien und verschieden artigen zierlichen Schmuckärbciten beschäftigen, erscheinen dem europäischen Besucher wie vollendete Künstler; und der Eifer und die Liebe, mit der sie arbeiten, straft diesen Schein nicht Lügen. In Moulmein geht man mit der Humanität so weit, daß man für die nervösen oder an Kopfschmerzen leidenden Gefangenen einen gesonderten Pavil lon erbaut hat, in dem dieselben nnbelästigt von lautem Geräusche arbeiten können. Aus allen Asien. — Die Tekkes von Merw sollen nach einer Mitthei- lung der „Bakuschen Nachrichten" sich jetzt niit den Russen sehr gut gestellt haben und regen Handelsverkehr unterhalten; sie stehlen in Persien Teppiche, Pferde, Schafe u. s. w. und verkaufen sie den Russen. Im November überschritten ihrer 3000 den Weg von Askabad nach Serachs, erklärten den dort arbeitenden russischen Ingenieuren, daß sie nichts von ihnen zu fürchten hätten, und kehrten mit 30000 im Bezirke von Meschhed geraubten Schafen nach Merw heim. Die russi schen Truppen sollen ihre Lebensmittel fast durchweg aus dieser etwas trüben turkmenischen Quelle beziehen. — Dr. Albert Regel hat aus seiner neuesten Reise (s. oben S. 16) Gebiete am ober« Oxus erreicht, wohin außer jüngst Smirnow, einem andern Botaniker, noch kein Europäer vorgedrungen war. Vom Thale des Zerawschan aus stieg er zuerst nach Garm, der Hauptstadt von Karate gin, und dann über mehrere hohe Pässe nach Kila-chnmb in Darwaz hinüber. An letzterm Punkte erreichte er den Amu- Darja (Oxus), dem er circa 60 Km aufwärts bis Wandsch folgte, wo der gleichnamige Fluß mündet. Diesen, den Wandsch, sehen die Eingeborenen als den großen nördlichen Quellfluß des Amu an, während der Aksu, welchen man bis her dafür hielt, nur ein Nebenfluß des Wandsch sein soll. Folglich kann es auch nicht der (in seinem Oberlaufe auf Pamir von Säwertzow und der englischen Expedition unter Forsyth überschrittene) Aksu sein, welcher unweit oberhalb des Wandsch in den Amu mündet. Nach Regel ist es viel mehr der Tschuntuk-Darja, welcher in dem See Jaschil (1878 von Säwertzow besucht) entspringt. Bestätigt sich dies, so er fährt die Darstellung der Pamir-Flüsse auf unseren Karten große Veränderungen. Regel ist den Wandsch ein Stück auf wärts gegangen und sand ihn in der That sehr wasserreich; er gedachte den Winter in Darwaz zu verleben, um im kom menden Frühjahre seine Reise wieder aufzunehmen. Sowie er Karatcgin betrat, wo übrigens, wie in Darwaz, dasselbe Tadschik wie in Samarkand gesprochen wird, bemerkte er eine merkwürdige Mischung der blonden und braunen Race. In Schugnan, sagt er, erinnert die Sprache dagegen sehr an die europäischen, ebenso die Melodien der Nationallieder und die Häuser ans Stein und Lehm mit ihren strohgedeckten Giebel dächern, während die Tadschik-Häuser flache Dächer haben. — Von dem russischen Reisenden Poliakow, welcher die Insel Sachalin erforscht (s. Globus XXXIX, S. 126), sind im December die ersten Nachrichten in St. Petersburg eingetroffen. Er ist am 14. Juni 1881 auf der Westküste gelandet, hat dort das Thal der Alexandrowka untersucht und ist dann an die Ostküste hinübergegangen, um den etwa unter 52" nördl. Br. mündenden Tim oder Tymi kennen zu ler nen. Beide Thaler sind nur in geringem Grade für Acker bau geeignet: dagegen bietet die Mündung des Tim für mittlere Schiffe einen brauchbaren Ankerplatz, fast den einzi gen auf der ganzen Insel. Auch ist der Unterlauf desselben schiffbar, was für die Verproviantirung der Ansiedler im Kreise Dui wichtig ist. Im Ganzen macht der Bericht den E r d t h e i l e n. Eindruck, als wäre dieser mittlere Theil Sachalins mehr für Sträflinge, als für Ansiedler geeignet. Afrika. — Unter dem Namen „8srvioss cks I'Orisnt" hat eine der bedeutendsten französischen Schiffahrtsgesellschaften vom Beginne des laufenden Jahres ab eine regelmäßige Linie von Dampfern zwischen Marseille und Basra am nntern Euphrat eingerichtet, welche Dschiddah, Obok, Mas kat, Karatschi und Buschir berührt. In dem seit 1862 Frank reich gehörenden Obok unweit der Straße Bab-el-Mandeb wird ein Kohlenlager errichtet werden, welches den Schiffen aller Nationen offen steht und das Monopol des benachbar ten Aden brechen soll. In Obok hat auch M. Soleillct, der oft genannte aber nicht besonders glückliche Afrikareisende, eine Anstellung gefunden. — Der Reisende Achille Raffray, welcher bereits 1873 bis 1875 Abessinien und Ostafrika und 1876 bis 1877 die Molukken und Neu-Guinea (s. „Globus" XXXVI, S. 129 ff.) bereiste, hat die letzten drei Jahre als sranzöfischer Vicckonsul in Massauah zugcbracht und dort fleißig entomo logisch gesammelt. Eine Dienstreise zum Könige von Abes sinien benutzte er zu geographischen Forschungen: beim Aschan tisee (12Vs° nördl. Br., am Ostrande des abessinischen Hoch landes) stieg er nach Süd-Ost in die Ebene der Raja- Galla hinab, besuchte die bisher unbekannten Berge von Quebul, die in einer Höhe von 2000 bis 2200m dem Ost rande Abessiniens Parallel laufen, dann westlich davon das Quellgebiet des Takazie und Tellari, wo der Berg Abuna- Jusef zu 5720 m anstcigt. Die entomologische Fauna jener Gebirge ist derjenigen auf den Bergspitzen Europas sehr ähn lich- In einem wunderbaren Jrrthume befinden sich aber sowohl Raffray als der Präsident der Pariser Geographischen Gesellschaft Daubröe, wenn sie glauben, daß „die gewaltigen monolithischen Tempel von Lalibala" noch von keines Euro päers Auge geschaut worden seien (Loomis äs CeoZraxbis, Oompts rsuän ckes ssanoss, 1881, x. 10). G. Rohlfs hat sie zuletzt 1868 besucht und beschrieben, nicht nur in Petcr- mann's Mittheilungen 1868, S. 318 f., sondern auch mit Abbildungen in seinem Buche „Im Auftrage des Königs von Preußen mit dem englischen Expeditionskorps in Abessinien." So mancher Reisende könnte seine Kräfte für wirklich Unbe kanntes aufsparen, wenn er mit den Arbeiten seiner Vorgän ger besser vertraut wäre. — Im Januarheft 1882 der „Proceedings" der „Royal Geographica! Society" theilt Edw. Coode Hore seine Auf nahme des Tanganjika-Sees mit, bereits die vierte, welche wir seit Livingstone erhalten haben, und begleitet sie mit einigen Notizen, unter denen wir die auf die Anwohner des Sees bezüglichen hier wicdergeben. Hore hatte mit zehn Stämmen zu thun, welche er zwar als „Wilde" beschreibt, bei denen er aber interessante Spuren von Civilisation ge funden hat. Dahin ist namentlich die Art und, Weise, wie sie die Landesprodukte verwcrthen, zu rechnen. In ausgedehn ter Weise verarbeiten sie Eisen und Kupfer zu den verschie-