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stehen. Im eigenen Lande benutzen sie vorzugsweise das Rindvieh als Zahlmittel. Die Sicherheit ihrer schwer zugänglichen insularen Wohn sitze hat die Buddnma zu äußerst frechen Räubern gemacht, welche nicht nur einzelne Reisende und kleine Karawanen, sondern auch ganze Ortschaften überfallen. Zur Zeit des Hochwassers — gegcu Ende November erreicht der See sei nen höchsten Stand — gelangen sie bei Nacht unbemerkt bis in die nächste Nähe der Uferortschaften, brechen trotz aller Wachsamkeit plötzlich hervor, erschlagen die Männer und führen Weiber nnd Kinder in die Sklaverei. Mit ihren südlichen Nachbaren, den Küri, leben die Budduma häufig in blutiger Fehde; während des Winters liefern sie sich Seeschlachten, an denen auf jeder Seite wohl an hun dert Boote thcilnehmen. Die Kuri (oder Koken) unterscheiden sich sprachlich nur sehr wenig von den Budduma, stehen aber in der Civilisa- tion höher und unterhalten mit den Uferbcwohnern einen regelmäßigen Verkehr. Sic sind von Hautfarbe schwarz, dabei groß, stark, fett und sollen ein hohes Alter erreichen. Ihre Nahrung besteht aus Getreide, Fischen und dem Fleische des Flußpferdes, des Büffels und des Krokodils, welches letztere sich großer Beliebtheit crfrent. Sie sind reich an Rindvieh und können eine ansehnliche Reitermacht anfstellen; sie sind Mohammedaner und haben ein allgemein anerkanntes Ober haupt, welches von allen eine gewisse Grundsteuer erhält. Sobald nach der Regenzeit der Tss.de auf einen Mittlern Wasserstand zurückgegangcn ist, mißt man das kultivirbare Terrain mit Lanzenschäften als Längenmaß aus, vcrtheilk dasselbe unter die Bewohner, und jeder giebt je nach seinem Antheil eine gewisse Zahl von Baumwollenstrcifcn als Grundsteuer und zur Zeit der Ernte noch einige Maß der vorwaltenden Getreidcart. * Wir schließen mit diesen kurzen Auszügen die Bespre chung von Nachtigal's vortrefflichem Buche in der Hoffnung, bald den Schlußband anzeigen zu können, welcher uns auch das bisher stellenweise sehr vermißte Jnhaltsverzeichniß brin gen wird. Ueber den Sudan, seine Natur und namentlich seine Bewohner, deren Klassificirung oft recht schwierige Probleme entstehen läßt, werden wir dann ein Werk besitzen, wie über wenige andere Gebiete unserer weiten Erde. Britisch-Birma zu Ende des Jahres 1881. Das Jahr 1881, schreibt ein Times-Korrespondent aus Rangun, 28. December 1881, ist für Britisch-Birma und namentlich für Rangun in ungewohnt angeregter Weise zu Ende gegangen. Seit zehn Jahren wurde der Provinz zum ersten Male wieder der Besuch des Vicekönigs zu Theil, und alle Klassen der buntgemischten Bevölkerung wetteiferten darin, dem hohen Gaste Ehre zu erweisen. Der Oberkommissär und die europäischen Residenten, die mit wohlbegründetem Stolz auf die überraschend schnelle und doch gesunde Entwickelung des Landes innerhalb des letzten Jahrzehnts zurückblicken, benutzten begreiflicher Weise gern die seltene Gelegenheit, ihren eigenen wie auch den Wohl stand der Kommune in allerhand festlichen Veranstaltungen zur Schau zu stellen. Die eingeborene Bevölkerung faßte die Sache mit der ihr eigenen Leichtlebigkeit und Fröhlich keit auf und setzte auf eigene Hand eine feierliche Begrüßung des Vicekönigs in Scene. Auch die in Rangun ansässigen asiatischen Einwanderer, die zahlreichen Chinesen, die Kauf leute von Surate, die „Chetties" von Madras, die Moguls und die Perser, wollten in der Bethätigung ihrer Loyalität nicht zurückbleiben, und die beständig zwischen ihnen herr schende Eifersucht vermochte sie alle zur Entfaltung einer unglaublichen Pracht, mit der sie es einander zuvorzuthun bestrebt waren. Von dem kostbaren Schmuck, den nament lich die chinesischen und indischen Triumphbögen und Ehren pforten aufzuweisen hatten, hätte jedes einzelne Stück einen Platz im Kensington-Museum verdient. Es zeigte sich bei dieser Gelegenheit einmal wieder deutlich, welch großen Reichthum die meisten dieser asiatischen Einwanderer sich binnen kurzer Zeit als rührige und geschickte Kaufleute im birmanischen Handel zu erwerben verstehen. Freilich, der unerschöpfliche Reichthum des Landes kommt ihnen dabei zu Hilfe; bringen doch selbst die jeder Anstrengung abhol den Birmanen es oft genug, wenn auch nicht wider ihren Willen/so doch ohne sthr ernstliches Dazuthun, zu einem ansehnlichen Wohlstände, der zu ihren äußerst geringen eigentlichen Lebensbedürfnissen in gar keinem Verhältnisse steht und ihnen meist reichliche Mittel zur Befriedigung ihrer Neigungen gewährt. Zu diesen Neigungen des bir manischen Volkes gehört in erster Linie die Liebhaberei für kostbare Kleidung, Schmuck und kunstvoll gearbeitetes Luxusgeräth aller Art, dann aber das Spenden reicher Gaben für ihre Klöster und frommen Stiftungen. Geradezu unzählig ist die Menge von Pagoden, die man auf Schritt und Tritt in Britisch-Birma antrifft, und die fümmtlich ihre Entstehung und Erhaltung den frommen Gaben der Eingeborenen verdanken. Die hier herrschende Form des Buddhismus ist frei von jeder trüben oder ernsten Welt anschauung, und so haben die in Birma lebenden Europäer vielleicht nicht ganz Unrecht, wenn sie die Eingeborenen gern als „das glücklichste Volk unter der Sonne" bezeich nen. Durch den unüberwindlichen Abscheu, den die Bir manen gegen jede Art der häuslichen Dienstbarkeit, sowie gegen alle niedere Arbeit haben, sieht sich die europäische Bevölkerung der Provinz freilich in die unangenehme Noth- wendigkeit versetzt, ihre sämmtlichen Dienstboten aus den Präsidentschaften kommen zu lassen; trotzdem aber, oder vielleicht auch gerade ebendeshalb, ist das Verhältniß zwischen den Europäern und dem eingeborenen Volke ein vorzüg liches. Hohe Intelligenz, große Gutmüthigkeit und eine gewisse stolze Selbständigkeit des Charakters sind für das Wesen des Birmanen kennzeichnend. Die freie Stellung der Frauen, die denselben sogar das Recht zur Besorgung und Abschlicßung der wichtigsten Geschäfte giebt, hat be greiflicherweise etwas durchaus Sympathisches für die Europäer. Das Einzige, was im Verkehr mit dem Volke oft lästig fällt, ist die allgemeine und den Birmanen zur zweiten Natur gewordene Leidenschaft für das Tabakrauchen; man sieht sie nie ohne die unvermeidliche Riesencigarette im Munde, die, sechs Zoll lang und etwa daumendick, nicht in Papier, sondern in ein großes Blatt gewickelt wird. Die Zustände im obern Birma sind leider von denen